Es sei
(
M
,
A
,
μ
)
{\displaystyle {}(M,{\mathcal {A}},\mu )}
ein
Maßraum ,
E
{\displaystyle {}E}
ein metrischer Raum und
f
:
E
×
M
⟶
R
¯
,
(
t
,
x
)
⟼
f
(
t
,
x
)
,
{\displaystyle f\colon E\times M\longrightarrow {\overline {\mathbb {R} }},\,(t,x)\longmapsto f(t,x),}
eine Funktion . Dann gibt es einerseits zu jedem
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
die Funktion
f
(
−
,
x
)
:
E
⟶
R
¯
,
t
⟼
f
x
(
t
)
=
f
(
t
,
x
)
,
{\displaystyle f(-,x)\colon E\longrightarrow {\overline {\mathbb {R} }},\,t\longmapsto f_{x}(t)=f(t,x),}
die man auf Stetigkeit untersuchen kann, und andererseits für jeden
„Parameter“
t
∈
E
{\displaystyle {}t\in E}
die Funktion
f
(
t
,
−
)
:
M
⟶
R
¯
,
x
⟼
f
t
(
x
)
=
f
(
t
,
x
)
{\displaystyle f(t,-)\colon M\longrightarrow {\overline {\mathbb {R} }},\,x\longmapsto f_{t}(x)=f(t,x)}
und dazu
(im Falle der
Integrierbarkeit )
das
Integral
∫
M
f
t
d
μ
{\displaystyle {}\int _{M}f_{t}\,d\mu }
. Wir interessieren uns für die Abhängigkeit von diesem Integral vom Parameter
t
∈
E
{\displaystyle {}t\in E}
.
Um deutlich zu machen, dass über
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
(nicht über
t
∈
E
{\displaystyle {}t\in E}
)
integriert wird, schreiben wir manchmal
∫
M
f
t
d
μ
(
x
)
{\displaystyle {}\int _{M}f_{t}\,d\mu (x)}
oder
∫
M
f
(
t
,
x
)
d
μ
(
x
)
{\displaystyle {}\int _{M}f(t,x)\,d\mu (x)}
, wobei
x
{\displaystyle {}x}
die Variable zu
M
{\displaystyle {}M}
bezeichnet.
Es sei
(
M
,
A
,
μ
)
{\displaystyle {}(M,{\mathcal {A}},\mu )}
ein
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-endlicher
Maßraum ,
E
{\displaystyle {}E}
ein
metrischer Raum ,
t
0
∈
E
{\displaystyle {}t_{0}\in E}
und
f
:
E
×
M
⟶
R
¯
,
(
t
,
x
)
⟼
f
(
t
,
x
)
,
{\displaystyle f\colon E\times M\longrightarrow {\overline {\mathbb {R} }},\,(t,x)\longmapsto f(t,x),}
eine
Funktion ,
die die folgenden Eigenschaften erfülle.
Für alle
t
∈
E
{\displaystyle {}t\in E}
ist die Funktion
x
↦
f
(
t
,
x
)
{\displaystyle {}x\mapsto f(t,x)}
messbar .
Für alle
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
ist die Funktion
t
↦
f
(
t
,
x
)
{\displaystyle {}t\mapsto f(t,x)}
stetig
in
t
0
{\displaystyle {}t_{0}}
.
Es gibt eine
nichtnegative messbare integrierbare Funktion
h
:
M
⟶
R
¯
{\displaystyle h\colon M\longrightarrow {\overline {\mathbb {R} }}}
mit
|
f
(
t
,
x
)
|
≤
h
(
x
)
{\displaystyle {}\vert {f(t,x)}\vert \leq h(x)\,}
für alle
t
∈
E
{\displaystyle {}t\in E}
und alle
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
.
Dann ist die Funktion
φ
:
E
⟶
R
,
t
⟼
φ
(
t
)
=
∫
M
f
(
t
,
x
)
d
μ
(
x
)
,
{\displaystyle \varphi \colon E\longrightarrow \mathbb {R} ,\,t\longmapsto \varphi (t)=\int _{M}f(t,x)\,d\mu (x),}
wohldefiniert und stetig in
t
0
{\displaystyle {}t_{0}}
.
Die Integrierbarkeit der einzelnen Funktionen
x
↦
f
(
t
,
x
)
{\displaystyle {}x\mapsto f(t,x)}
folgt aus
Fakt .
Wir müssen die Stetigkeit der Funktion
t
↦
φ
(
t
)
=
∫
M
f
(
t
,
x
)
d
μ
(
x
)
{\displaystyle {}t\mapsto \varphi (t)=\int _{M}f(t,x)\,d\mu (x)}
in
t
0
{\displaystyle {}t_{0}}
zeigen. Wir wenden
das Folgenkriterium für die Stetigkeit
an, sei also
(
s
n
)
n
∈
N
{\displaystyle {}{\left(s_{n}\right)}_{n\in \mathbb {N} }}
eine Folge in
E
{\displaystyle {}E}
, die gegen
t
0
{\displaystyle {}t_{0}}
konvergiert. Wir setzen
f
n
(
x
)
=
f
(
s
n
,
x
)
{\displaystyle {}f_{n}(x)=f(s_{n},x)}
.
Aufgrund der zweiten Voraussetzung
konvergiert
die Folge
(
f
n
(
x
)
)
n
∈
N
{\displaystyle {}{\left(f_{n}(x)\right)}_{n\in \mathbb {N} }}
für jedes
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
gegen
f
(
t
0
,
x
)
{\displaystyle {}f(t_{0},x)}
. Daher
konvergiert
die Funktionenfolge
(
f
n
)
n
∈
N
{\displaystyle {}{\left(f_{n}\right)}_{n\in \mathbb {N} }}
punktweise gegen
f
(
t
0
,
−
)
{\displaystyle {}f(t_{0},-)}
. Wegen der dritten Bedingung kann man
den Satz von der majorisierten Konvergenz
anwenden und erhält
lim
n
→
∞
φ
(
s
n
)
=
lim
n
→
∞
∫
M
f
n
(
x
)
d
μ
(
x
)
=
∫
M
f
(
t
0
,
x
)
d
μ
(
x
)
=
φ
(
t
0
)
.
{\displaystyle {}\lim _{n\rightarrow \infty }\varphi (s_{n})=\lim _{n\rightarrow \infty }\int _{M}f_{n}(x)\,d\mu (x)=\int _{M}f(t_{0},x)\,d\mu (x)=\varphi (t_{0})\,.}
◻
{\displaystyle \Box }
Es sei
(
M
,
A
,
μ
)
{\displaystyle {}(M,{\mathcal {A}},\mu )}
ein
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-endlicher
Maßraum ,
I
{\displaystyle {}I}
ein nichtleeres
offenes Intervall
und
f
:
I
×
M
⟶
R
,
(
t
,
x
)
⟼
f
(
t
,
x
)
,
{\displaystyle f\colon I\times M\longrightarrow \mathbb {R} ,\,(t,x)\longmapsto f(t,x),}
eine
Funktion ,
die die folgenden Eigenschaften erfülle.
Für alle
t
∈
I
{\displaystyle {}t\in I}
ist die Funktion
x
↦
f
(
t
,
x
)
{\displaystyle {}x\mapsto f(t,x)}
integrierbar .
Für alle
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
ist die Funktion
t
↦
f
(
t
,
x
)
{\displaystyle {}t\mapsto f(t,x)}
(stetig)
differenzierbar .
Es gibt eine
nichtnegative
messbare integrierbare Funktion
h
:
M
⟶
R
{\displaystyle h\colon M\longrightarrow \mathbb {R} }
mit
|
f
′
(
t
,
x
)
|
≤
h
(
x
)
{\displaystyle {}\vert {f'(t,x)}\vert \leq h(x)\,}
für alle
t
∈
I
{\displaystyle {}t\in I}
und alle
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
.
Dann ist die Funktion
φ
:
I
⟶
R
,
t
⟼
φ
(
t
)
=
∫
M
f
(
t
,
x
)
d
μ
(
x
)
,
{\displaystyle \varphi \colon I\longrightarrow \mathbb {R} ,\,t\longmapsto \varphi (t)=\int _{M}f(t,x)\,d\mu (x),}
(stetig)
differenzierbar
in
t
{\displaystyle {}t}
, die Zuordnung
x
↦
f
′
(
t
,
x
)
{\displaystyle {}x\mapsto f'(t,x)}
ist
integrierbar
und es gilt die Formel
φ
′
(
t
)
=
∫
M
f
′
(
t
,
x
)
d
μ
(
x
)
.
{\displaystyle {}\varphi '(t)=\int _{M}f'(t,x)\,d\mu (x)\,.}
Der
Differenzenquotient
für
φ
{\displaystyle {}\varphi }
in einem Punkt
t
∈
I
{\displaystyle {}t\in I}
und
s
≠
t
{\displaystyle {}s\neq t}
ist
φ
(
s
)
−
φ
(
t
)
s
−
t
=
∫
M
f
(
s
,
x
)
d
μ
(
x
)
−
∫
M
f
(
t
,
x
)
d
μ
(
x
)
s
−
t
.
{\displaystyle {}{\frac {\varphi (s)-\varphi (t)}{s-t}}={\frac {\int _{M}f(s,x)\,d\mu (x)-\int _{M}f(t,x)\,d\mu (x)}{s-t}}\,.}
Wir müssen für jede Folge
(
s
n
)
n
∈
N
{\displaystyle {}{\left(s_{n}\right)}_{n\in \mathbb {N} }}
in
I
{\displaystyle {}I}
mit
s
n
≠
t
{\displaystyle {}s_{n}\neq t}
,
die gegen
t
{\displaystyle {}t}
konvergiert ,
zeigen, dass die zugehörige Folge der Differenzenquotienten konvergiert. Nach
dem Mittelwertsatz der Differentialrechnung
gibt es
(für jedes
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
und jedes
n
{\displaystyle {}n}
)
ein
c
∈
I
{\displaystyle {}c\in I}
mit
|
f
(
s
n
,
x
)
−
f
(
t
,
x
)
s
n
−
t
|
=
|
f
′
(
c
,
x
)
|
≤
h
(
x
)
.
{\displaystyle {}\vert {\frac {f(s_{n},x)-f(t,x)}{s_{n}-t}}\vert =\vert {f'(c,x)}\vert \leq h(x)\,.}
Da
h
{\displaystyle {}h}
integrierbar ist, ist auch für jedes
n
∈
N
{\displaystyle {}n\in \mathbb {N} }
der Differenzenquotient als Funktion in
x
{\displaystyle {}x}
nach
Fakt
integrierbar. Dann ist unter Verwendung
der Linearität des Integrals
und
des Satzes von der majorisierten Konvergenz
φ
′
(
t
)
=
lim
n
→
∞
φ
(
s
n
)
−
φ
(
t
)
s
n
−
t
=
lim
n
→
∞
∫
M
f
(
s
n
,
x
)
d
μ
(
x
)
−
∫
M
f
(
t
,
x
)
d
μ
(
x
)
s
n
−
t
=
lim
n
→
∞
∫
M
f
(
s
n
,
x
)
−
f
(
t
,
x
)
s
n
−
t
d
μ
(
x
)
=
∫
M
(
lim
n
→
∞
f
(
s
n
,
x
)
−
f
(
t
,
x
)
s
n
−
t
)
d
μ
(
x
)
=
∫
M
f
′
(
t
,
x
)
d
μ
(
x
)
.
{\displaystyle {}{\begin{aligned}\varphi '(t)&=\lim _{n\rightarrow \infty }{\frac {\varphi (s_{n})-\varphi (t)}{s_{n}-t}}\\&=\lim _{n\rightarrow \infty }{\frac {\int _{M}f(s_{n},x)\,d\mu (x)-\int _{M}f(t,x)\,d\mu (x)}{s_{n}-t}}\\&=\lim _{n\rightarrow \infty }\int _{M}{\frac {f(s_{n},x)-f(t,x)}{s_{n}-t}}\,d\mu (x)\\&=\int _{M}{\left(\lim _{n\rightarrow \infty }{\frac {f(s_{n},x)-f(t,x)}{s_{n}-t}}\right)}\,d\mu (x)\\&=\int _{M}f'(t,x)\,d\mu (x).\end{aligned}}}
Die stetige Differenzierbarkeit folgt aus
Fakt .
◻
{\displaystyle \Box }
Es sei
(
M
,
A
,
μ
)
{\displaystyle {}(M,{\mathcal {A}},\mu )}
ein
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-endlicher
Maßraum ,
U
⊆
R
n
{\displaystyle {}U\subseteq \mathbb {R} ^{n}}
offen
und
f
:
U
×
M
⟶
R
{\displaystyle f\colon U\times M\longrightarrow \mathbb {R} }
eine
Funktion ,
die die folgenden Eigenschaften erfülle.
Für jedes
z
∈
U
{\displaystyle {}z\in U}
ist die Funktion
M
⟶
R
,
x
⟼
f
(
z
,
x
)
,
{\displaystyle M\longrightarrow \mathbb {R} ,\,x\longmapsto f(z,x),}
integrierbar .
Für jedes
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
ist die Funktion
U
⟶
R
,
z
⟼
f
(
z
,
x
)
,
{\displaystyle U\longrightarrow \mathbb {R} ,\,z\longmapsto f(z,x),}
stetig differenzierbar .
Es gibt eine
nichtnegative
integrierbare Funktion
h
:
M
⟶
R
{\displaystyle h\colon M\longrightarrow \mathbb {R} }
mit
‖
∂
f
∂
z
i
(
z
,
x
)
‖
≤
h
(
x
)
{\displaystyle {}\Vert {{\frac {\partial f}{\partial z_{i}}}(z,x)}\Vert \leq h(x)\,}
für alle
z
∈
U
{\displaystyle {}z\in U}
,
alle
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
und alle
i
=
1
,
…
,
n
{\displaystyle {}i=1,\ldots ,n}
.
Dann ist die Funktion
φ
:
U
⟶
R
,
z
⟼
φ
(
z
)
=
∫
M
f
(
z
,
x
)
d
μ
(
x
)
,
{\displaystyle \varphi \colon U\longrightarrow \mathbb {R} ,\,z\longmapsto \varphi (z)=\int _{M}f(z,x)\,d\mu (x),}
stetig differenzierbar
und es gilt für jedes
i
=
1
,
…
,
n
{\displaystyle {}i=1,\ldots ,n}
die Formel
∂
φ
∂
z
i
(
z
)
=
∫
M
∂
f
∂
z
i
(
z
,
x
)
d
μ
(
x
)
.
{\displaystyle {}{\frac {\partial \varphi }{\partial z_{i}}}(z)=\int _{M}{\frac {\partial f}{\partial z_{i}}}(z,x)\,d\mu (x)\,.}
Dies folgt aus
Fakt ,
indem man zu
i
∈
{
1
,
…
,
n
}
{\displaystyle {}i\in {\{1,\ldots ,n\}}}
und
P
∈
U
{\displaystyle {}P\in U}
die lineare Kurve
ψ
:
I
⟶
U
,
t
⟼
P
+
t
e
i
,
{\displaystyle \psi \colon I\longrightarrow U,\,t\longmapsto P+te_{i},}
vorschaltet und
f
∘
(
ψ
×
Id
M
)
{\displaystyle {}f\circ (\psi \times \operatorname {Id} _{M})}
betrachtet.
◻
{\displaystyle \Box }