Kurs:Einführung in die mathematische Logik/9/Klausur mit Lösungen/kontrolle
Aufgabe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | |
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Punkte | 3 | 3 | 1 | 6 | 3 | 2 | 8 | 0 | 4 | 6 | 4 | 3 | 0 | 3 | 0 | 6 | 52 |
Aufgabe (3 Punkte)
- Die Teilmenge heißt maximal widerspruchsfrei, wenn widerspruchsfrei ist und jede echt größere Menge widersprüchlich ist.
- Die folgenden rekursiv definierten Wörter heißen die
Ausdrücke
dieser Sprache.
- Wenn
und
Terme sind, so ist
- Wenn ein -stelliges Relationssymbol ist und Terme sind, so ist
ein Ausdruck.
- Wenn
und
Ausdrücke sind, so sind auch
Ausdrücke.
- Wenn ein Ausdruck ist und eine Variable, so sind auch
Ausdrücke.
- Wenn
und
Terme sind, so ist
- Die Terminterpretation wird induktiv über den Aufbau der Terme für jeden
-
Term
definiert.
- Für jede Konstante und jede Variable ist die Terminterpretation durch die Interpretation bzw. die Belegung direkt gegeben, also und .
- Wenn Terme mit Interpretationen sind und wenn ein -stelliges Funktionssymbol ist, so wird der Term als interpretiert.
- Unter einem atomaren Ausdruck versteht man Ausdrücke der Form , wobei und Terme sind, und der Form , wobei ein -stelliges Relationssymbol ist und Terme sind.
- Die Funktion
heißt -berechenbar, wenn es ein Programm für eine Registermaschine gibt, die bei jeder Eingabe (in den ersten Registern) anhält und als (einzige) Ausgabe besitzt.
- Unter dem Reflexivitätsaxiom versteht man das
modallogische Axiomenschema
Aufgabe (3 Punkte)
- Es sei ein
Peano-Halbring
und .
Dann gibt es zu jedem eindeutig bestimmte mit , , und mit
- Es sei ein Symbolalphabet, eine Menge an - Ausdrücken und ein weiterer -Ausdruck. Dann gilt genau dann, wenn gilt.
- Es sei eine arithmetische Ausdrucksmenge, die widerspruchsfrei und aufzählbar sei und Repräsentierungen erlaube. Dann ist unvollständig.
Aufgabe (1 Punkt)
Finde einen möglichst einfachen aussagenlogischen Ausdruck, der die folgende tabellarisch dargestellte Wahrheitsfunktion ergibt.
|
.
Aufgabe (6 (2+1+3) Punkte)
Professor Knopfloch kommt gelegentlich mit verschiedenen Socken und/oder mit verschiedenen Schuhen in die Universität. Er legt folgende Definitionen fest.
- Ein Tag heißt sockenzerstreut, wenn er verschiedene Socken anhat.
- Ein Tag heißt schuhzerstreut, wenn er verschiedene Schuhe anhat.
- Ein Tag heißt zerstreut, wenn er sockenzerstreut oder schuhzerstreut ist.
- Ein Tag heißt total zerstreut, wenn er sowohl sockenzerstreut als auch schuhzerstreut ist.
a) Vom Jahr weiß man, dass Tage sockenzerstreut und Tage schuhzerstreut waren. Wie viele Tage waren in diesem Jahr maximal zerstreut und wie viele Tage waren minimal zerstreut? Wie viele Tage waren in diesem Jahr maximal total zerstreut und wie viele Tage waren minimal total zerstreut?
b) Vom Jahr weiß man, dass Tage sockenzerstreut und Tage schuhzerstreut waren. Wie viele Tage waren in diesem Jahr maximal zerstreut und wie viele Tage waren minimal total zerstreut?
c) Erstelle eine Formel, die die Anzahl der sockenzerstreuten, der schuhzerstreuten, der zerstreuten und der total zerstreuten Tage in einem Jahr miteinander in Verbindung bringt.
a) Zerstreutheit: Die sockenzerstreuten Tage sind jedenfalls zerstreut. Das Minimum ergibt sich, wenn alle schuhzerstreuten Tage auch sockenzerstreut waren, das sind . Das Maximum ergibt sich, wenn kein Tag gleichzeitig sockenzerstreut und schuhzerstreut war, das ergibt Tage.
Totale Zerstreutheit: Die total zerstreuten Tage sind insbesondere schuhzerstreut. Das Maximum ergibt sich, wenn alle schuhzerstreuten Tage auch sockenzerstreut waren, das sind Tage. Das Minimum ergibt sich, wenn kein Tag gleichzeitig schuh- und sockenzerstreut war, also .
b) Wegen
können alle Jahre des Tages zerstreut gewesen sein, also . Minimal waren Tage total zerstreut.
c) Es sei die Anzahl der sockenzerstreuten Tage, die Anzahl der schuhzerstreuten Tage, die Anzahl der zerstreuten Tage und die Anzahl der total zerstreuten Tage. Dann gilt die Formel
Beide Seiten der Formel sind additiv in den Tagen, sie muss also nur für einen Tag nachgewiesen werden. Wenn der Tag nicht zerstreut ist, steht beidseitig . Wenn der Tag sockenzerstreut ist, aber nicht schuhzerstreut (oder umgekehrt), so ist der Tag zerstreut, aber nicht total zerstreut, und beidseitig steht . Wenn der Tag total zerstreut ist, so steht beidseitig .
Aufgabe (3 Punkte)
Erläutere das Konzept der Wohldefiniertheit anhand eines typischen Beispiels.
Lösung Wohldefiniertheit/Typisches Beispiel/Aufgabe/Lösung
Aufgabe (2 Punkte)
Es sei eine Ausdrucksmenge in der Sprache der Aussagenlogik zu einer Aussagenvariablenmenge . Begründe die folgende Regel für die Ableitungsbeziehung: Wenn und , dann auch .
Aus der Voraussetzung und der Konjunktionsregel (Lemma 4.2 (Einführung in die mathematische Logik (Osnabrück 2021)) (1)) ergibt sich
Daraus und aus der Voraussetzung
ergibt sich mittels Modus ponens (Lemma 4.2 (Einführung in die mathematische Logik (Osnabrück 2021)) (3))
Aufgabe (8 (3+5) Punkte)
Es sei ein Symbolalphabet erster Stufe und eine Teilmenge. Es sei ein - Term und ein - Ausdruck. Es seien zwei - Interpretationen und in einer gemeinsamen Grundmenge gegeben, die auf identisch seien. Beweise die folgenden Aussagen.
- Es ist .
- Es ist genau dann, wenn (dazu genügt bereits, dass die Interpretationen auf den Symbolen aus und auf den in frei vorkommenden Variablen identisch sind).
(1). Wir führen Induktion über den Aufbau der -Terme. Für den Induktionsanfang müssen wir Variablen und Konstanten aus betrachten. Für eine Variable (oder eine Konstante) aus ist nach Voraussetzung . Im Induktionsschritt können wir annehmen, dass ein -stelliges Funktionssymbol aus gegeben ist sowie -Terme , für die die Interpretationsgleichheit schon gezeigt wurde. Nach Voraussetzung wird in beiden Interpretationen durch die gleiche Funktion interpretiert. Daher ist
(2). Wir führen Induktion über den Aufbau der -Ausdrücke, wobei die zu beweisende Aussage über je zwei Interpretationen zu verstehen ist. Für die Gleichheit und ein Relationssymbol aus folgt die Aussage unmittelbar aus (1), da ja in beiden Interpretationen als die gleiche Relation zu interpretieren ist. Der Induktionsschritt ist für Ausdrücke der Form aufgrund der Modellbeziehung unmittelbar klar. Es sei nun ein -Ausdruck der Form gegeben, und es gelte . Dies bedeutet aufgrund der Modellbeziehung, dass es ein
derart gibt, dass gilt. Die beiden umbelegten Interpretationen
und
stimmen auf den Symbolen aus und den in frei vorkommenden Variablen überein: Die Variable wird so oder so als interpretiert und die anderen freien Variablen aus sind auch in frei. Nach Induktionsvoraussetzung gilt und daher wiederum .
Aufgabe (0 Punkte)
Aufgabe (4 Punkte)
Es seien einstellige Relationssymbole. Zeige, dass der Modus Darii, also die Aussage
im Prädikatenkalkül ableitbar ist.
Es gilt die aussagenlogische Ableitbarkeit
Dies fassen wir als eine Aussage vom Typ
auf. Nach Aufgabe 11.7 (Einführung in die mathematische Logik (Osnabrück 2021)) gilt in dieser Situation auch
Nach Lemma 11.9 (Einführung in die mathematische Logik (Osnabrück 2021)) (3) ist
Dies zusammengenommen ergibt mit dem Kettenschluss
was im obigen Spezialfall die gewünschte Ableitbarkeit
liefert.
Aufgabe (6 (3+3) Punkte)
Es sei ein Modell für die Peano-Axiome für den Nachfolger.
- Zeige, dass
fixpunktfrei
ist, d.h. dass
für alle .
- Zeige, dass periodenfrei ist. D.h. für jedes ist
wobei
die -fache Hintereinanderschaltung von bedeutet.
- Wir zeigen die Aussage
durch Induktion über . Bei
ergibt sich unmittelbar aus dem Axiom, dass kein Nachfolger ist. Es sei die Aussage für richtig, also
Die Gleichheit
wäre in Verbindung mit der Induktionsvoraussetzung ein direkter Widerspruch zur Injektivität der Nachfolgerabbildung. Also ist
und die Aussage ist bewiesen.
- Es sei nun und
fixiert. Wir zeigen
durch Induktion über . Bei ergibt sich
da sonst der Nachfolger von wäre. Es sei die Aussage nun für richtig, also
Nehmen wir an, dass die Gleichheit
gilt. Wegen
folgt aus der Injektivität der Nachfolgerabbildung direkt
im Widerspruch zur Induktionsvoraussetzung. Also ist
und die Aussage ist bewiesen.
Aufgabe (4 Punkte)
Zeige, dass es einen Peano-Halbring mit der Eigenschaft gibt, dass es darin ein Element gibt, das größer als jede natürliche Zahl in (also Zahlen der Form ) ist.
Es sei die Menge der aus den erststufigen Peano-Axiomen ableitbaren Ausdrücke. Wir betrachten die Ausdrücke mit
wobei rechts die -fache formale Summe der mit sich selbst steht. Es sei
Diese Menge ist widerspruchsfrei, da jede endliche Teilmenge davon widerspruchsfrei ist, da sie in mit einer hinreichend großen Belegung für erfüllbar ist. Nach Korollar 15.10 (Einführung in die mathematische Logik (Osnabrück 2021)) ist also auch erfüllbar, und es sei ein erfüllendes Modell. Es gibt dann in ein Element , wodurch belegt wird. Dieses ist dann von allen natürlichen Zahlen, die in natürlicherweise eingebettet sind, verschieden, und somit ist .
Aufgabe (3 (1+1+1) Punkte)
Bei einer Fußballweltmeisterschaft werden in der Runde der letzten vier die Plätze nach folgendem Modus bestimmt: Es gibt zwei Halbfinals, deren Gewinner das Finale und deren Verlierer das Spiel um Platz bestreiten. Von einer solchen Runde seien die Mannschaften und die Ergebnisse der insgesamt vier Spiele bekannt, aber nicht die Rolle der Spiele.
- Welche Information über die Platzierung kann man stets aus den Daten erschließen?
- Unter welcher Bedingung kann man die Rolle aller Spiele erschließen,
- unter welcher nicht?
- Es gibt genau eine Mannschaft, die zweimal gewinnt, diese ist Weltmeister, und genau eine Mannschaft, die zweimal verliert, diese ist Vierter. Die beiden anderen Mannschaften gewinnen einmal und verlieren einmal und sind Zweiter oder Dritter.
- Wenn der Erste gegen den Vierten (die ja beide bekannt sind) spielt, so muss dieses Spiel ein Hauptfinale sein. Das komplementäre Spiel ist ebenfalls ein Halbfinale, das andere Spiel des Ersten muss das Finale und das andere Spiel des Vierten muss das Spiel um Platz drei sein. Somit sind alle Platzierungen bekannt.
- Wenn der Erste nicht gegen den Vierten spielt, so kann man den Zweiten nicht vom Dritten unterscheiden.
Aufgabe (0 Punkte)
Aufgabe (3 Punkte)
Beweise den ersten Gödelschen Unvollständigkeitssatz mit dem Unvollständigkeitslemma.
Wir nehmen an, dass vollständig ist. Da aufzählbar ist, ist nach Lemma 21.9 (Einführung in die mathematische Logik (Osnabrück 2021)) aufzählbar und nach Satz 21.10 (Einführung in die mathematische Logik (Osnabrück 2021)) auch entscheidbar. Da Repräsentierungen erlaubt, ist insbesondere repräsentierbar. Daher sind die Voraussetzungen von Lemma 23.1 (Einführung in die mathematische Logik (Osnabrück 2021)) erfüllt und es ergibt sich ein Widerspruch zur angenommenen Vollständigkeit.
Aufgabe (0 Punkte)
Aufgabe (6 (4+2) Punkte)
- Skizziere ein modallogisches Modell, bei dem es verschiedene Weltpunkte mit
und
gibt.
- Was ist die minimale Anzahl von Welten in einem modallogischen Modell, in dem die Anforderungen aus 1) realisierbar sind.
- Wir betrachten das Modell bestehend aus den vier Welten mit der Erreichbarkeitsrelation
und der Belegung
(die Belegung von auf ist irrelevant). Dann gilt
da es für diese beiden Welten keine erreichbaren Welten gibt. In allen von aus erreichbaren Welten gilt somit und daher
Ferner gilt
wegen der Erreichbarkeit und
wegen der Erreichbarkeit und auch
also
wegen der Erreichbarkeit .
- Wir behaupten, dass die Anforderungen nicht mit weniger als vier Welten realisierbar sind. Nach Voraussetzung müssen
und
verschieden sein. Wegen
kann von weder noch selbst erreichbar sein, da dies ein Widerspruch zu ergeben würde. Zugleich braucht man, um die Gültigkeit von und zu realisieren, zwei von aus erreichbare Welten, also insgesamt mindestens vier Welten.