Maßraum/L^p-Räume/Identifizierung/Einführung/Textabschnitt

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Zu einem Maßraum betrachten wir

Dies ist ein -Vektorraum, der aus allen messbaren Funktionen besteht, für die die Menge eine Nullmenge ist. Nach Fakt stimmt dieser Raum mit dem Raum aller Funktionen überein, für die die -Norm gleich ist. Daher liegt für jede reelle Zahl die Unterraumbeziehung

vor, und entspricht für jeden dem Untervektorraum aus Fakt.


Definition  

Zu einem Maßraum und einer reellen Zahl definiert man die -Räume durch


Beispiel  

Wir betrachten die natürlichen Zahlen als Maßraum mit dem Zählmaß, siehe Beispiel. Dabei ist die Nullfolge die einzige Folge, deren Träger das Maß besitzt, d.h. es ist und es erübrigt sich der Übergang von nach .




Lemma  

Zu einem Maßraum und

ist der Lebesgueraum durch

ein normierter -Vektorraum.

Beweis  

Nach Fakt ist ein -Vektorraum, auf dem nach Fakt eine Halbnorm ist. Nach Fakt besteht genau aus den Funktionen, deren Norm gleich ist. Deshalb folgt die Aussage aus Fakt.


Wegen der Identifizierung von Funktionen, die sich nur in einer Nullmenge unterscheiden, kann man bei Funktionsklassen nicht unmittelbar von punktweiser Konvergenz sprechen. Man kann allerdings davon sprechen, dass fast überall punktweise Konvergenz vorliegt. Die folgende Aussage sichert, dass dies auch auf eine wohldefinierte Eigenschaft ist.



Lemma

Es sei ein Maßraum und . Es seien messbare Funktionen und seien und Folgen von messbaren Funktionen auf . Es sei fast überall und es sei fast überall.

Dann konvergiert fast überall gegen genau dann, wenn fast überall gegen konvergiert.

Beweis

Siehe Aufgabe.


Entsprechend kann man ähnliche Sprechweisen über messbare Funktionen auf auf Funktionsklassen in übertragen.



Lemma  

Es sei ein -endlicher Maßraum und . Es sei eine Folge von messbaren Funktionen auf , die fast überall gegen die messbare Funktion konvergiere. Es gebe ein reellwertiges , das fast überall für alle eine obere Schranke sei.

Dann konvergiert auch in gegen .

Beweis  

Die Bedingung sichert einerseits, dass die zu gehören, und andererseits, dass auch fast überall gilt, weshalb wiederum zu gehört. Es konvergiert und damit auch fast überall gegen . Wegen

und wegen können wir auf die Folge den Satz von der majorisierten Konvergenz anwenden und erhalten , also konvergiert in der -Norm gegen .



Lemma  

Es sei ein -endlicher Maßraum und . Es sei eine Folge von Funktionen in derart, dass die reelle Reihe konvergiert.

Dann konvergiert die Funktionenreihe fast überall und auch bezüglich der -Norm gegen eine Funktion .

Beweis  

Es sei . Wir betrachten die Partialsummen

und die Grenzfunktion

die auch den Wert annehmen kann. Daher ist auch

und nach dem Satz von der monotonen Konvergenz ist

Für Potenzieren mit dem Exponenten und erhalten

Wegen

für alle ist dies beschränkt. Es folgt und insbesondere ist integrierbar. Dies bedeutet, dass allenfalls auf einer Nullmenge den Wert annimmt. Die Funktionenreihe ist also außerhalb einer Nullmenge punktweise konvergent und daher ist nach Fakt auch die Funktionenreihe außerhalb einer Nullmenge punktweise konvergent gegen eine Funktion . Mit Fakt folgt, dass auch Konvergenz bezüglich der -Norm vorliegt.


Die folgende Aussage heißt Vollständigkeitssatz von Fischer-Riesz.


Satz  

Es sei ein -endlicher Maßraum.

Dann ist der Lebesgueraum der -integrierbaren Funktionen vollständig.

Beweis  

Es sei eine Folge von (Äquivalenzklassen von) -integrierbaren Funktionen auf , die bezüglich der -Norm eine Cauchy-Folge bilden. Da wir zu einer Teilfolge übergehen können, können wir (nach neuer Indizierung) annehmen, dass

ist. Wir setzen , und es gilt

Nach Fakt konvergiert die Reihe fast überall und bezüglich der -Norm gegen eine Funktion . Daher konvergiert die Folge

gegen in den beiden beschriebenen Sinnen.


Diese Aussage besagt also, dass ein Lebesgueraum ein Banachraum ist.