Satz über die Umkehrabbildung/C/Funktionentheorie/Textabschnitt

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Satz

Es seien und endlichdimensionale reelle Vektorräume, sei offen und es sei

eine stetig differenzierbare Abbildung. Es sei ein Punkt derart, dass das totale Differential

bijektiv ist.

Dann gibt es eine offene Menge und eine offene Menge mit und mit derart, dass eine Bijektion

induziert, und dass die Umkehrabbildung

ebenfalls stetig differenzierbar ist.

Dieser Satz wird oft nur in der reellen Situation formuliert und bewiesen, doch gilt er genau so in der komplexen Situation, und zwar kann man die komplexe Situation auf die reelle zurückführen.


Satz  

Es seien und endlichdimensionale -Vektorräume, sei offen und es sei

eine stetig differenzierbare Abbildung. Es sei ein Punkt derart, dass das totale Differential

bijektiv ist.

Dann gibt es eine offene Menge und eine offene Menge mit und mit derart, dass eine Bijektion

induziert, und dass die Umkehrabbildung

ebenfalls stetig differenzierbar ist.

Beweis  

Wir verwenden die reelle Situation, also Fakt. Wir fassen die die komplexen Vektorräume und als reelle Vektorräume auf und wir fassen die komplex stetig differenzierbare Abbildung

die die Voraussetzungen des Satzes im Punkt erfüllt, als eine reell stetig differenzierbare Abbildung auf. Dabei gilt die Voraussetzung über die Bijektivität des totalen Differentials auch in der reellen Situation, da ja das komplexe totale Differential mit dem reellen totalen Differential übereinstimmt. Es gibt also offene Umgebungen von und von derart, dass die Einschränkung

bijektiv ist und die Umkehrabbildung

ebenfalls reell stetig differenzierbar ist. Da das totale Differential eine komplex-lineare Abbildung beschreibt, gilt dies auch für die lineare Umkehrabbildung davon, die ja nach dem Satz das (reelle) totale Differential von , also ist. Die Umkehrabbildung ist also in auch komplex total differenzierbar.


Wir nennen eine bijektive holomorphe Abbildung zwischen offenen Mengen biholomorph, der Satz behauptet also, dass eine komplex-differenzierbare Abbildung, wenn das totale Differential in einem Punkt bijektiv ist, dort auf einer offenen Umgebung bereits eine biholomorphe Abbildung induziert. Schon die eindimensionale Situation von diesem Satz ist eine starke Aussage. Wir formulieren sie direkt für holomorphe Funktionen.


Korollar  

Es sei eine offene Teilmenge, ein Punkt und eine holomorphe Funktion mit .

Dann gibt es eine offene Umgebung und eine offene Umgebung derart, dass die Einschränkung von auf biholomorph zu ist.

Beweis  

Dies ist der eindimensionale Spezialfall von Fakt.


Dies bedeutet insbesondere, dass eine holomorphe Funktion in einer offenen Umgebung eines Punktes mit injektiv ist. Bei gilt dies nicht, siehe Aufgabe und insbesondere die allgemeine Aussage Fakt.

Die folgende Aussage, eine erste Version des Offenheitssatzes, werden wir in Fakt weitgehend verallgemeinern.


Lemma  

Es sei eine offene Teilmenge und eine holomorphe Funktion mit für alle .

Dann ist eine offene Abbildung.

Beweis  

Wir müssen für jede offene Teilmenge zeigen, dass offen ist. Da für die gleichen Voraussetzungen gelten, genügt es, direkt zu betrachten. Sei mit . Nach Fakt gibt es offene Umgebungen und derart, dass die Einschränkung eine Bijektion zwischen und ergibt. Insbesondere liegt also innerhalb des Bildes von und somit haben wir innerhalb von eine offene Umgebung von gefunden.


Bemerkung  

Es ist im Allgemeinen schwierig, für eine komplex differenzierbare Abbildung mit offen und eine explizite offene Umgebung , auf der eine biholomorphe Abbildung induziert, anzugeben, und ebenso, die lokale Umkehrabbildung explizit zu beschreiben. Die Ableitung der Umkehrabbildung in ist einfach . Eine notwendige Bedingung an ist, dass darin keine Nullstelle besitzen darf.

Wenn in der Form vorliegt und das reelle totale Differential die Form

besitzt, wobei die Symmetriebedingungen und gemäß Fakt erfüllt sind, so ist die reelle Umkehrmatrix direkt durch

gegeben, die natürlich wieder die Symmetriebedingungen erfüllt. Gesucht ist daher eine Funktion mit

und

und entsprechenden Bedingungen an , doch sind diese schwierig zu bestimmen.



Beispiel  

Es sei eine komplexe Zahl. Dann erfüllt die komplexe Zahl

mit dem Vorzeichen

die Eigenschaft , siehe Beispiel bzw. Aufgabe und Aufgabe.

Wir betrachten die durch die erste Vorschrift gegebene Funktion auf der durch die Bedingung gegebenen offenen Teilmenge, also auf der oberen Halbebene. Es ist also

Wegen sind die Radikanden stets positiv und daher ist reell stetig differenzierbar.

Für die partiellen Ableitungen von

und

gilt

Daher sind die Cauchy-Riemannschen Differentialgleichungen erfüllt und somit ist komplex differenzierbar. Als Umkehrabbildung zu einer komplex differenzierbaren Abbildung ist das auch klar, zumindest auf dem Ort, wo eine Umkehrabbildung vorliegt. Nach Aufgabe und Aufgabe liegt eine Bijektion zwischen und dem offenen Quadranten vor.