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Kurs:Diskrete Mathematik/2/Klausur mit Lösungen

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Aufgabe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21
Punkte 3 3 2 2 4 3 4 1 2 3 4 3 5 1 8 1 5 2 2 2 4 64




Aufgabe (3 Punkte)

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Ein Monoid .
  2. Der größte gemeinsame Teiler von natürlichen Zahlen .
  3. Die Äquivalenzrelation zu einer Untergruppe in einer kommutativen Gruppe.
  4. Ein Graphisomorphismus .
  5. Ein vollständiger bipartiter Graph.
  6. Die Paarungsbedingung für in einem bipartiten Graphen mit .


Lösung

  1. Ein Monoid ist eine Menge zusammen mit einer Verknüpfung

    und einem ausgezeichneten Element derart, dass folgende beiden Bedingungen erfüllt sind.

    1. Die Verknüpfung ist assoziativ, d.h. es gilt

      für alle .

    2. ist neutrales Element der Verknüpfung, d.h. es gilt

      für alle .

  2. Eine natürliche Zahl heißt größter gemeinsamer Teiler der , wenn ein gemeinsamer Teiler der ist und wenn jeder gemeinsame Teiler der dieses teilt
  3. Die Äquivalenzrelation ist auf durch , falls , definiert.
  4. Ein Graphisomorphismus ist ein Graphhomomorphismus , wenn es einen Graphhomomorphismus

    derart gibt, dass

    und

    gilt.

  5. Der vollständige bipartite Graph ist derjenige Graph, dessen Knotenmenge aus der disjunkten Vereinigung einer -elementigen Menge und einer -elementigen Menge besteht und dessen Kantenmenge durch

    gegeben ist.

  6. Die Paarungsbedingung ist erfüllt, wenn für jede Teilmenge die Beziehung gilt.


Aufgabe (3 Punkte)

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Der Satz über die Urbildanzahl.
  2. Der Hauptsatz der elementaren Zahlentheorie.
  3. Der Charakterisierungssatz für Bäume.


Lösung

  1. Es seien und endliche Mengen und es sei

    eine Abbildung. Dann gilt

  2. Jede natürliche Zahl , , besitzt eine eindeutige Zerlegung in Primfaktoren.
  3. Es sei ein Graph mit nichtleerer Knotenmenge . Dann sind folgende Aussagen äquivalent.
    1. ist ein Baum.
    2. Zwischen je zwei Punkten gibt es einen eindeutigen Verbindungsweg ohne Wiederholung.
    3. ist zusammenhängend und es gilt .


Aufgabe (2 Punkte)

Zwei Personen wollen ihre Körpergröße vergleichen. Sie können sich direkt vergleichen, indem sie sich Rücken an Rücken hinstellen, oder, indem sie ein Maßband (Zollstock) nehmen und ihre Größe damit jeweils messen. Welche Analogien zu diesen Methoden gibt es, wenn man zwei endliche Mengen vergleichen möchte?


Lösung

Es seien und die beiden beteiligten endlichen Mengen.

Direkter Vergleich: Man bestimmt, ob es eine injektive Abbildung von nach gibt (und umgekehrt), ob also die eine Menge in der anderen Menge „Platz“ hat.

Indirekter Vergleich mit Hilfe eines neutralen Vergleichsmaßstabes: Man zählt die beiden Mengen mit Hilfe der natürlichen Zahlen ab und vergleicht dann die dabei ermittelten Anzahlen.


Aufgabe (2 Punkte)

Es findet das olympische 100-Meter-Finale mit acht Teilnehmern statt. Sie wissen, welche drei Teilnehmer eine Medaille gewinnen (aber nicht, wer welche Medaille gewinnt). Wie viele Möglichkeiten für das Gesamtergebnis aller acht Teilnehmer verbleiben (keine Platzierung ist doppelt besetzt)?


Lösung

Für die drei Medaillengewinner, die man kennt, gibt es Möglichkeiten, und für die fünf weiteren Plätze gibt es Möglichkeiten. Insgesamt gibt es also

Möglichkeiten.


Aufgabe (4 (2+2) Punkte)

Es sei . Betrachte das Monoid , das aus allen Abbildungen von nach besteht mit der Hintereinanderschaltung von Abbildungen als Verknüpfung.

  1. Beschreibe die Elemente in und erstelle eine Verknüpfungstabelle für .
  2. Bestimme sämtliche Untermonoide von und entscheide jeweils, ob sie kommutativ sind und ob es sich um Gruppen handelt.


Lösung

(1). Es gibt vier Abbildungen der zweielementigen Menge in sich selbst, nämlich die Identität , die Vertauschung , die durch festgelegt ist, und die beiden konstanten Abbildungen, die wir mit bzw. bezeichnen. Die Verknüpfungstabelle, bei der im Kreuzungspunkt von der -Zeile mit der -Spalte die Verknüpfung (also zuerst angewendet) steht, sieht folgendermaßen aus:


(2). Die Identität ist das neutrale Element des Monoids, jedes Untermonoid muss dieses Element enthalten.

Das kleinste Untermonoid ist , das ist eine kommutative Gruppe.

ist ebenfalls eine kommutative Gruppe, da zu sich selbst invers ist.

ist ein kommutatives Untermonoid, wegen und , aber keine Gruppe, da es kein inverses Element zu gibt.

ist ebenfalls ein kommutatives Untermonoid und keine Gruppe (gleicher Grund).

ist ein Untermonoid, da es unter der Operation abgeschlossen ist. Es ist keine Gruppe, da und nicht invertierbar sind. Es ist nicht kommutativ, da und ist.

Wenn man zu noch ein Element dazu tut, so ist wegen auch das andere drin. Daher gibt es nur noch das volle Untermonoid , das weder kommutativ noch eine Gruppe ist.


Aufgabe (3 Punkte)

Beweise die Nichtnullteilereigenschaft für einen Körper .


Lösung

 Nehmen wir an, dass und beide von verschieden sind. Dann gibt es dazu inverse Elemente und und daher ist . Andererseits ist aber nach Voraussetzung und daher ist nach Lemma 5.11 (Diskrete Mathematik (Osnabrück 2020))  (1)

 sodass sich der Widerspruch

ergibt.


Aufgabe (4 Punkte)

Es sei eine Menge und die Potenzmenge von . Betrachte die Relation auf , die durch

gegeben ist (dabei sind also und Teilmengen von ). Bestimme die Anzahl der Elemente dieser Relation, wenn Elemente besitzt.


Lösung

Die Anzahl der Paare , die zu dieser Relation gehören (also erfüllen), ist . Für jedes gibt es nämlich die drei Möglichkeiten

( ist wegen der Inklusionsbeziehung nicht möglich). Das Paar ist eindeutig bestimmt, wenn man für jedes weiß, welcher der drei Fälle vorliegt. Für verschiedene Elemente haben diese Fälle nichts miteinander zu tun, daher muss man die jeweiligen Möglichkeiten miteinander multiplizieren, das ergibt .


Aufgabe (1 Punkt)

Skizziere den Graphen der Addition


Lösung Graph (Abbildung)/R/Addition/Aufgabe/Lösung


Aufgabe (2 Punkte)

Es sei die Menge aller Abbildungen von nach . Wir definieren auf die Relation

falls es ein derart gibt, dass

für alle gilt. Welche Eigenschaften einer Ordnungsrelation sind erfüllt, welche nicht?


Lösung

Die Relation ist reflexiv, da man jedes nehmen kann. Die Relation ist auch transitiv: Die Voraussetzungen und bedeuten, dass es reelle Zahlen derart gibt, dass für alle und für alle gilt. Dann gilt für alle auch . Die Antisymmetrie gilt nicht. Wenn die Nullfunktion ist und eine beliebige Funktion, die auf die Nullfunktion ist, im negativen Bereich aber nicht, so gilt nach Definition und ebenso , die Funktionen sind aber nicht gleich.


Aufgabe (3 Punkte)

Zeige, dass in einem (ordnungstheoretischen) Verband das Absorptionsgesetz

für alle gilt.


Lösung

Es ist direkt

Ferner ist

und somit ist eine obere Schranke von und von und daher ist

Aus der Antisymmetrie folgt


Aufgabe (4 Punkte)

Beweise das Kernkriterium für die Injektivität eines Gruppenhomomorphismus


Lösung

Wenn injektiv ist, so darf auf jedes Element höchstens ein Element aus gehen. Da auf geschickt wird, darf kein weiteres Element auf gehen, d.h. . Es sei umgekehrt dies der Fall und sei angenommen, dass beide auf geschickt werden. Dann ist

und damit ist , also nach Voraussetzung und damit .


Aufgabe (3 Punkte)

Man bestimme den größten gemeinsamen Teiler von und und man gebe eine Darstellung des von und mittels dieser Zahlen an.


Lösung

Der euklidische Algorithmus liefert:

Die Zahlen und sind also teilerfremd und ist ihr größter gemeinsamer Teiler. Eine Darstellung der erhält man, indem man diese Division mit Rest rückwärts liest, also


Aufgabe (5 Punkte)

Es sei ein kommutativer Halbring und seien Elemente und . Zeige


Lösung

Bei einem Produkt von Summen in einem kommutativen Halbring muss jeder Summand mit jedem Summanden multipliziert werden. Betrachten wir also

mit Faktoren. In jedem Faktor wird jeweils ein Summand ausgewählt, dies ergibt stets ein Produkt der Form mit

Dabei ist die Anzahl, wie oft ausgewählt wurde. Somit ist die Gesamtpotenz eine Summe mit den Summanden , und wir müssen uns fragen, wie viele Möglichkeiten es gibt, -fach aus der Menge Elemente zu ziehen, derart, dass die Zahl genau -fach gezogen wird. Die Anzahl dieser Möglichkeiten wird aber durch die Multinomialkoeffizienten beschrieben.


Aufgabe (1 Punkt)

Lege in der Skizze für die drei Häuser überschneidungsfrei Wege zu den zugehörigen gleichfarbigen Gartentoren an.


Lösung Häuser/Gartentor/Verbindung/Aufgabe/Lösung


Aufgabe weiter

Wir betrachten den folgenden Graphen. Die Knotenmenge besteht aus den Zahlen von bis , und zwei Zahlen werden genau dann durch eine Kante verbunden, wenn sie in genau einer Ziffer (an der richtigen Stelle) übereinstimmen.

  1. Bestimme den Grad zu jedem Punkt des Graphen.
  2. Wie viele Knoten und wie viele Kanten besitzt der Graph?
  3. Was ist der Durchmesser des Graphen?
  4. Was ist der Radius des Graphen?
  5. Gibt es einen Graphautomorphismus, der die in die überführt und die auf sich selbst?
  6. Ist die Vertauschung von Einer- und Zehnerziffer ein Graphautomorphismus?


Lösung

  1. Für jeden Knotenpunkt kann man die benachbarten Punkte aufzählen: Man kann die vordere Ziffer gleich lassen und die hintere abändern, wofür es Möglichkeiten gibt, oder man kann die hintere Ziffer gleich lassen und die vordere abändern, wofür es Möglichkeiten gibt (die fehlt). Der Grad ist also stets .
  2. Der Graph besitzt Knotenpunkte und somit Kanten.
  3. Der Durchmesser ist , da jedenfalls je zwei Knotenpunkte höchstens den Abstand haben, da man ja höchstens die beiden Ziffern abändern muss. Da es zu jeder zweistelligen Zahl auch eine weitere zweistellige Zahl gibt, die in beiden Ziffern verschieden sind, ist der Durchmesser genau .
  4. Mit dem gleichen Argument ist der Radius .
  5. und sind durch eine Kante verbunden, und aber nicht, es gibt also keinen solchen Graphautomorphismus.
  6. Nein, da ja gar nicht auf abgebildet werden kann, da dies nicht zur Menge gehört.


Aufgabe (1 Punkt)

Bestimme die Adjazenzmatrix zum abgebildeten Graphen.


Lösung

Die Adjazenzmatrix ist


Aufgabe (5 Punkte)

Beweise den Satz über den Zusammenhang von Graphen mit Blättern.


Lösung

Es sei zusammenhängend und . Dann gibt es in einen verbindenden Weg von nach . Wenn in diesem Weg vorkommt, so jedenfalls nicht als Anfangs- oder als Endpunkt, da dies explizit ausgeschlossen ist. Wenn in der Mitte vorkommt, so in der Form , wobei die einzige Kante an bezeichne. Doch in diesem Fall kann man diesen Wegabschnitt herausnehmen und erhält einen kürzeren Weg von nach . Deshalb gibt es auch einen verbindenen Weg, wo gar nicht vorkommt.

Es sei nun zusammenhängend und seien . Wenn ist, so kann man direkt einen verbindenden Weg aus nehmen. Wenn ist, so ist mit einem weiteren Knotenpunkt verbunden, und einen Weg in von nach kann man durch die Kante zu einem Weg in von nach fortsetzverlämgern.


Aufgabe (2 Punkte)

Es sei ein Graph und ein Graphhomomorphismus in einen bipartiten Graphen . Zeige, dass ebenfalls bipartit ist.


Lösung

Es sei eine bipartite Zerlegung von . Dann ist eine Zerlegung. Diese ist auch bipartit. Würde es nämlich in eine Kante mit geben, so würde es direkt auch die Kante innerhalb von in geben, ein Widerspruch.


Aufgabe (2 Punkte)

Zeige, dass man im Satz von Berge nicht darauf verzichten kann, dass die Endpunkte der alternierenden Wege verschieden sind.


Lösung

Wir betrachten einen Rundgang mit drei Punkten. Eine Paarung mit einer einzigen Kante ist bereits maximal und optimal. Den Rundgang selbst kann man als einen alternierenden Weg auffassen, der in dem von der einzigen Paarungskante unabgedeckten Punkt startet und endet.


Aufgabe (2 Punkte)

Ist es möglich, die Karte der deutschen Bundesländer mit drei Farben zulässig einzufärben?


Lösung

Das ist nicht möglich. An Thüringen grenzen Länder an, die untereinander einen Kreis bilden, Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Hessen. Dieser Kreis braucht jedenfalls drei Farben für eine zulässige Färbung, Thüringen braucht also eine vierte Farbe.


Aufgabe (4 Punkte)

Zeige durch Induktion über , dass das chromatische Polynom eines Rundganges mit Knoten gleich ist.


Lösung

Für ist das chromatische Polynom nach Beispiel 24.8 (Diskrete Mathematik (Osnabrück 2020)) gleich

was den Induktionsanfang sichert. Es sei nun ein Rundgang mit und sei die Aussage für kleinere Rundgänge bereits bekannt. Wir verwenden Lemma 24.12 (Diskrete Mathematik (Osnabrück 2020))  (1) mit einer beliebigen Kante. Hierbei ist ein linearer Graph mit Knoten und ist ein Rundgang mit Knoten, auf den wir die Induktionsvoraussetzung anwenden können. Somit ist unter Verwendung von Aufgabe 24.11 (Diskrete Mathematik (Osnabrück 2020)) das chromatische Polynom des Rundganges mit Knoten gleich