Kurs:Lineare Algebra (Osnabrück 2015-2016)/Teil I/Vorlesung 16/kontrolle
- Die Determinante
Kann man einer quadratischen -Matrix „auf einen Blick“ ansehen, ob sie invertierbar ist? Gibt es einen Ausdruck in den Einträgen der Matrix, mit dem man dies entscheiden kann? Diese Frage wird positiv durch die Determinante beantwortet.
Die Determinante ist nur für quadratische Matrizen definiert. Die in der Definition auftretenden Matrizen nennt auch Streichungsmatrizen. Für kleine kann man die Determinante einfach ausrechnen.
Dies folgt mit einer einfachen Induktion direkt aus der Definition der Determinante.
- Multilineare und alternierende Abbildungen
Wir führen zwei Begriffe ein, die wir im Moment hauptsächlich zum weiteren Verständnis der Determinante brauchen.
Es sei ein Körper und seien und Vektorräume über . Eine Abbildung
heißt multilinear, wenn für jedes und jedes -Tupel mit die induzierte Abbildung
- linear ist.
Bei spricht man auch von bilinear. Beispielsweise sind die Multiplikation in einem Körper , also die Abbildung
und zu einem - Vektorraum mit Dualraum die Auswertungsabbildung
bilinear.
Es sei ein Körper und seien und Vektorräume über . Es sei
eine multilineare Abbildung und es seien und .
Dann ist
Beweis
Es sei ein Körper, und seien - Vektorräume und sei . Eine multilineare Abbildung
heißt alternierend, wenn folgendes gilt: Falls in zwei Einträge übereinstimmen, also für ein Paar , so ist
Bei einer alternierenden Abbildung muss an jeder Stelle der gleiche Vektorraum stehen.
Es sei ein Körper, und seien - Vektorräume und sei . Es sei
eine alternierende Abbildung.
Dann gilt
D.h. wenn man zwei Vektoren vertauscht, so ändert sich das Vorzeichen.
Aufgrund der Definition von alternierend und Lemma 16.6 gilt
- Die Determinante ist eine alternierende Abbildung
Wir wollen zeigen, dass die oben rekursiv definierte Determinante eine multilineare und alternierende Abbildung ist, wenn man die Identifizierung
vornimmt, bei der einer Matrix das -Tupel der Zeilen der Matrix zugeordnet wird. Wir fassen also im Folgenden eine Matrix als ein Spaltentupel
auf, wobei die einzelnen Einträge Zeilenvektoren der Länge sind.
Es sei ein Körper und .
Dann ist die Determinante
D.h., dass für jedes , für je Vektoren und für die Gleichheit
und für die Gleichheit
gilt.
Es seien
wobei wir die Einträge und die Streichungsmatrizen analog bezeichnen. Insbesondere ist also und . Wir beweisen die Aussage des Satzes durch Induktion nach , wobei der Fall klar ist. Für ist und
nach Induktionsvoraussetzung. Für ist und es ist . Insgesamt ergibt sich
Die Verträglichkeit mit der skalaren Multiplikation beweist man ähnlich, siehe Aufgabe 16.20.
Wir beweisen die Aussage durch Induktion über , wobei es für nichts zu zeigen gibt. Es sei also und . Die relevanten Zeilen seien und mit . Nach Definition ist . Nach Induktionsvoraussetzung sind dabei für , da ja dann zwei Zeilen übereinstimmen. Damit ist
wobei ist. Die beiden Matrizen und haben die gleichen Zeilen, allerdings tritt die Zeile in als die -te Zeile und in als die -te Zeile auf. Alle anderen Zeilen kommen in beiden Matrizen in der gleichen Reihenfolge vor. Durch insgesamt Vertauschungen von benachbarten Zeilen kann man in überführen. Nach der Induktionsvoraussetzung und Lemma 16.8 unterscheiden sich daher die Determinanten um den Faktor , also ist . Setzt man dies oben ein, so erhält man
Es sei ein Körper und sei eine - Matrix über . Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent.
- Es ist .
- Die Zeilen von sind linear unabhängig.
- ist invertierbar.
- Es ist .
Die Beziehung zwischen Rang, Invertierbarkeit und linearer Unabhängigkeit wurde schon in Korollar 12.16 gezeigt. Es seien die Zeilen linear abhängig. Wir können nach Zeilenvertauschungen annehmen, dass ist. Dann ist nach Satz 16.9 und Satz 16.10
Es seien nun die Zeilen linear unabhängig. Dann kann man durch Zeilenvertauschungen, Skalierung und Addition einer Zeile zu einer anderen Zeile die Matrix sukzessive zur Einheitsmatrix transformieren. Dabei ändert sich die Determinante stets durch einen von verschiedenen Faktor. Da die Determinante der Einheitsmatrix ist, muss auch die Determinante der Ausgangsmatrix sein.
Bei steht die Determinante in einer engen Beziehung zu Volumina von geometrischen Objekten. Wenn man im Vektoren betrachtet, so spannen diese ein Parallelotop auf. Dieses ist definiert als
Es besteht also aus allen Linearkombinationen der Vektoren, wobei aber die Skalare auf das Einheitsintervall beschränkt sind. Wenn die Vektoren linear unabhängig sind, so handelt es sich wirklich um einen „voluminösen“ Körper, andernfalls liegt ein Objekt von niedrigerer Dimension vor. Es gilt nun die Beziehung
d.h. das Volumen des Parallelotops ist der Betrag der Determinante derjenigen Matrix, die entsteht, wenn man die aufspannenden Vektoren hintereinander schreibt.