Kurs:Mathematik für Anwender (Osnabrück 2011-2012)/Teil I/Vorlesung 17
- Potenzreihen
Es sei eine Folge von reellen Zahlen und eine weitere reelle Zahl. Dann heißt die Reihe
die Potenzreihe in zu den Koeffizienten .
Durch Wahl geeigneter Koeffizienten kann man jede Reihe als Potenzreihe zu einer fixierten Basis ansehen. Bei Potenzreihen ist es aber wichtig, dass man variieren lässt und dann die Potenzreihe in einem Konvergenzintervall eine Funktion in darstellt.
Eine wichtige Potenzreihe haben wir schon in der ten Vorlesung kennengelernt, nämlich die geometrische Reihe , die für konvergiert und dort die Funktion darstellt. Eine weitere besonders wichtige Potenzreihe ist die Exponentialreihe, die für jede reelle Zahl konvergiert und zur reellen Exponentialfunktion führt. Ihre Umkehrfunktion ist der natürliche Logarithmus.
Es sei
eine Potenzreihe und es gebe ein derart, dass konvergiere.
Dann gibt es ein positives (wobei erlaubt ist) derart, dass für alle mit die Reihe absolut konvergiert. Auf einem solchen (offenen) Konvergenzintervall stellt die Potenzreihe eine stetige Funktion dar.
Beweis
Auch für die folgende Aussage geben wir keinen Beweis.
Es seien
zwei absolut konvergente Reihen reeller Zahlen.
Dann ist auch das Cauchy-Produkt absolut konvergent und für die Summe gilt
- Die Exponentialreihe und die Exponentialfunktion
Dies ist also die Reihe
Für ist die Aussage richtig. Andernfalls betrachten wir den Quotienten
Dies ist für kleiner als . Aus dem Quotientenkriterium folgt daher die Konvergenz.
Aufgrund dieser Eigenschaft können wir die reelle Exponentialfunktion definieren.
Die folgende Aussage heißt die Funktionalgleichung der Exponentialfunktion.
Für reelle Zahlen gilt
Das Cauchy-Produkt der beiden Exponentialreihen ist
mit
Diese Reihe ist nach Lemma 17.4 absolut konvergent und der Grenzwert ist das Produkt der beiden Grenzwerte. Andererseits ist der -te Summand der Exponentialreihe von nach Satz 3.5 gleich
sodass die beiden Seiten übereinstimmen.
- Es ist .
- Für jedes ist . Insbesondere ist .
- Für ganze Zahlen ist .
- Für jedes ist .
- Für ist und für ist .
- Die reelle Exponentialfunktion ist streng wachsend.
(1) folgt direkt aus der Definition.
(2) folgt aus
aufgrund von
Satz 17.8.
(3) folgt für
aus
Satz 17.8
durch Induktion, und daraus wegen (2) auch für negatives .
(4). Die Nichtnegativität ergibt sich aus
(5). Für reelles ist , sodass nach (4) ein Faktor sein muss und der andere Faktor . Für ist
da ja hinten nur positive Zahlen hinzuaddiert werden.
(6). Für reelle
ist
und daher nach (5)
,
also
Mit der Exponentialreihe definieren wir die eulersche Zahl.
Die reelle Zahl
heißt eulersche Zahl.
Diese Zahl hat den Wert
Für die eulersche Zahl gilt
sodass auch als Grenzwert dieser Folge eingeführt werden kann, siehe Fakt *****. Die Konvergenz bei der Exponentialreihe ist aber deutlich schneller.
Statt werden wir in Zukunft auch schreiben.
Die Stetigkeit folgt aus Satz 17.2, da die Exponentialfunktion ja über eine Potenzreihe definiert ist. Nach Korollar 17.9 (4) liegt das Bild in und ist nach dem Zwischenwertsatz ein Intervall. Die Unbeschränktheit des Bildes folgt aus Korollar 17.9 (3), woraus wegen Korollar 17.9 (2) folgt, dass auch beliebig kleine positive reelle Zahlen zum Bild gehören. Daher ist das Bild gleich . Die Injektivität ergibt sich aus Korollar 17.9 (6) in Verbindung mit Aufgabe 4.21.
- Logarithmen
ist eine stetige, streng wachsende Funktion, die eine Bijektion zwischen und Fehler beim Parsen (SVG (MathML kann über ein Browser-Plugin aktiviert werden): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „http://localhost:6011/de.wikiversity.org/v1/“:): {\displaystyle {{}} \R } stiftet. Dabei gilt
für alle .
Dies folgt aus Satz 17.12, Satz 16.4, Satz 17.8 und Korollar 17.9 (6).
Zu einer positiven reellen Zahl definiert man die Exponentialfunktion zur Basis als
Die Exponentialfunktionen zur Basis kann man auch anders einführen. Für natürliche Zahlen nimmt man das -fache Produkt von mit sich selbst, also , als Definition. Für eine negative ganze Zahl setzt man . Für eine positive rationale Zahl setzt man
wobei man natürlich die Unabhängigkeit von der gewählten Bruchdarstellung beweisen muss. Für eine negative rationale Zahl arbeitet man wieder mit Inversen. Für eine beliebige reelle Zahl schließlich nimmt man eine Folge von rationalen Zahlen, die gegen konvergiert, und definiert
Hierzu muss man zeigen, dass diese Limiten existieren und unabhängig von der gewählten rationalen Folge sind. Für den Übergang von nach ist der Begriff der gleichmäßigen Stetigkeit entscheidend.
Zu einer positiven reellen Zahl , , wird der Logarithmus zur Basis von durch
definiert.
Die Logarithmen zur Basis erfüllen die folgenden Rechenregeln.
- Es ist und , das heißt der Logarithmus zur Basis ist die Umkehrfunktion zur Exponentialfunktion zur Basis .
- Es gilt .
- Es gilt für .
- Es gilt
Beweis
<< | Kurs:Mathematik für Anwender (Osnabrück 2011-2012)/Teil I | >> |
---|
- Konvergenzintervall (MSW)
- Exponentialreihe (MSW)
- Reelle Exponentialfunktion (MSW)
- Natürliche Logarithmus (MSW)
- Funktionalgleichung der Exponentialfunktion (MSW)
- Eulersche Zahl (MSW)
- Kurs:Mathematik für Anwender (Osnabrück 2011-2012)/Teil I/Vorlesungen
- Seiten mit Math-Fehlern
- Seiten mit Math-Renderingfehlern