Mannigfaltigkeiten mit Rand/Einführung/Textabschnitt
Es seien und . Ein topologischer Hausdorff-Raum zusammen mit einer offenen Überdeckung und Karten
wobei die offene Mengen im euklidischen Halbraum der Dimension sind, und mit der Eigenschaft, dass die Übergangsabbildungen
-Diffeomorphismen sind, heißt -Mannigfaltigkeit mit Rand oder differenzierbare Mannigfaltigkeit mit Rand (vom Grad ), oder berandete Mannigfaltigkeit. Die Menge der Karten , , nennt man auch den -Atlas der berandeten Mannigfaltigkeit.
Da auch offene Mengen im Halbraum zugelassen sind, die den Rand gar nicht treffen, umfasst dieser Begriff den der differenzierbaren Mannigfaltigkeit. Bei einer Mannigfaltigkeit mit Rand kann der Rand (den wir gleich in naheliegender Weise definieren) eben auch leer sein. Dies ist genau bei den „gewöhnlichen“ differenzierbaren Mannigfaltigkeiten der Fall.
Es sei eine Mannigfaltigkeit mit Rand. Dann ist der Rand von , geschrieben , durch
definiert, wobei Karten sind.
Dabei kann man auf jeder Karte testen, ob ein gegebener Punkt ein Randpunkt ist.
Es sei eine differenzierbare Mannigfaltigkeit mit Rand . Dann gelten folgende Aussagen.
- Ein Punkt ist genau dann ein Randpunkt, wenn dies für jede Karte, deren Kartengebiet den Punkt beinhaltet, gilt.
- Der Rand ist abgeschlossen.
- Das Komplement ist eine differenzierbare Mannigfaltikeit (ohne Rand).
(1). Es sei und ein Kartengebiet mit zwei Karten
und
mit und offen in euklidischen Halbräumen . Die Kartenwechselabbildung ist ein Diffeomorphismus, und das heißt nach Aufgabe für jeden Punkt , dass es offene Umgebungen und in gibt mit und eine diffeomorphe Ausdehnung
von . Daher ist offen in .
Es sei nun
und mit den eben erwähnten Eigenschaften gewählt. Wenn kein Randpunkt in der ersten Karte ist, so ist
eine offene Umgebung und damit ist
eine offene Umgebung in
.
Ferner ist
.
D.h.
besitzt eine in offene Umgebung innerhalb von und kann daher
nach Aufgabe
auch in der zweiten Karte kein Randpunkt sein.
(2). Sei
und sei
ein Kartengebiet mit dem
Homöomorphismus
mit
offen. Da kein Randpunkt ist, ist die erste Komponente von positiv und daher gibt es eine offene Menge
.
Daher ist
eine offene Umgebung von , die
(nach Teil 1)
den Rand nicht trifft.
(3). Für jeden Punkt
kann man wie in (2) ein Kartengebiet angeben, das disjunkt zum Rand ist und dessen Kartenbild eine offene Menge im ist. Daher liegt eine
Mannigfaltigkeit
(ohne Rand)
vor.
Auch die Begriffe differenzierbare Abbildung, Diffeomorphismus und Tangentialraum übertragen sich auf eine Mannigfaltigkeit mit Rand, siehe
Aufgabe.
Es sei eine differenzierbare Mannigfaltigkeit mit Rand der Dimension .
Dann ist der Rand eine differenzierbare Mannigfaltigkeit (ohne Rand) der Dimension .
Zunächst ist mit der induzierten Topologie ein Hausdorff-Raum. Sei und sei
eine Karte mit offen und . Da eine Homöomorphie ist und da nach Fakt (1) bei jeder Karte Randpunkte zu Randpunkten korrespondieren, induziert dies eine Homöomorphie
Dabei ist eine offene Umgebung von in , sodass wir diese Mengen als Kartengebiete nehmen können. Betrachten wir nun einen Kartenwechsel, wobei wir gleich von einem einzigen Kartengebiet und zwei Karten und mit offen ausgehen können. Es liegt dann ein -Diffeomorphismus
vor. Dies bedeutet zunächst, dass eine Homöomorphie vorliegt. Die Diffeomorphismuseigenschaft von bedeutet für jeden Punkt , dass es offene Umgebungen und und eine diffeomorphe Fortsetzung
von von nach gibt. Diese Fortsetzung induziert dann nach Aufgabe auch eine -Diffeomorphie zwischen den Rändern und , sodass insgesamt eine Diffeomorphie
vorliegt.