Endliche Symmetriegruppen/Raum/Klassifikation/Textabschnitt
Es sei eine endliche Untergruppe der Ordnung der Gruppe der eigentlichen linearen Isometrien des mit zwei verschiedenen Halbachsenklassen zu .
Dann ist die zyklische Gruppe der Drehungen zu den Vielfachen des Winkels um eine einzige fixierte Drehachse.
In diesem Fall gibt es also zwei Halbachsenklassen, die jeweils aus nur einer Halbachse bestehen.
Es sei eine endliche Untergruppe der Gruppe der eigentlichen, linearen Isometrien des vom Typ .
Dann ist isomorph zur Diedergruppe .
Es gibt drei Halbachsenklassen , , , und zwar zwei mit der Ordnung (und je Halbachsen in der Klasse) und eine mit der Ordnung und zwei Halbachsen (die Anzahlen der Halbachsen folgen mit aus Fakt). Bei müssen die beiden Halbachsen aus der dritten Klasse eine Gerade bilden, da ja die gegenüberliegende Halbachse die gleiche Ordnung besitzt, und bei muss jede Halbachse zu ihrem Gegenüber äquivalent sein. Wir bezeichnen die Achse zu mit . Jedes Gruppenelement mit einer anderen Drehachse muss die beiden Halbachsen aus ineinander überführen, sodass alle anderen Achsen senkrecht zu stehen. Es sei eine erzeugende Drehung um . Zu einer Halbachse aus sind die
genau alle Halbachsen aus . Diese (bzw. die Punkte darauf mit der Norm ) bilden ein regelmäßiges -Eck in der zu senkrechten Ebene. Entsprechendes gilt für mit . Jede Halbdrehung um eine der Achsen aus überführt die Halbachsen aus in ebensolche. Daher liefern die Halbachsen aus eine „Halbierung“ des -Ecks. Somit handelt es sich insgesamt um die (uneigentliche) Symmetriegruppe eines regelmäßigen -Ecks oder um die eigentliche Symmetriegruppe der Doppelpyramide über einem regelmäßigen -Eck, d.h. um eine Diedergruppe .
In diesem Fall bestehen die beiden Halbachsenklassen der Ordnung zwei einerseits aus den Eckpunkten (oder Eckhalbachsen) und andererseits aus den Seitenmittelpunkten (oder Seitenmittelhalbachsen) des zugrunde liegenden regelmäßigen -Ecks. Bei gerade sind gegenüberliegende Halbachsen äquivalent, bei ungerade nicht. Bei ist die Diedergruppe (also ) kommutativ und isomorph zur Kleinschen Vierergruppe.
Es sei eine endliche Untergruppe der Gruppe der eigentlichen, linearen Isometrien des mit einer fixierten Halbachsenklasse .
Dann ist die Abbildung
Nach der Definition von Halbachsenklasse ist mit auch für alle . Daher ist die Abbildung wohldefiniert. Seien . Dann ist sofort
Es sei eine endliche Untergruppe der Gruppe der eigentlichen, linearen Isometrien des vom Typ .
Dann ist die Tetraedergruppe
und damit isomorph zur alternierenden Gruppe .
Nach Voraussetzung gibt es drei Halbachsenklassen der Ordnung und , ihre Elementanzahl ist daher und . Betrachten wir eine Halbachsenklasse der Ordnung mit ihren vier äquivalenten Halbachsen und den zugehörigen Gruppenhomomorphismus
Sei eine Dritteldrehung um eine Halbachse . Sie lässt fest und bewirkt eine Permutation der drei anderen Halbachsen in der Klasse. Diese Permutation kann nicht die Identität sein, da sonst mindestens zwei Achsen fest ließe und damit die (Raum)-Identität wäre. Da die Ordnung besitzt, muss diese Permutation ein Dreierzykel sein. Insbesondere gehören die vier Halbachsen zu verschiedenen Achsen, und die Doppeldrehung bewirkt den anderen Dreierzykel. Da man diese Überlegung mit jeder der vier Halbachsen aus anstellen kann, sieht man, dass sämtliche Dreierzykel der Permutationsgruppe der vier Halbachsen bewirkt. Das Bild des Gruppenhomomorphismus ist daher genau die alternierende Gruppe und damit ist . Diese ist nach Aufgabe isomorph zur Tetraedergruppe.
In der vorstehenden Aussage kann man auch direkt erkennen, dass es sich um eine Tetradergruppe handeln muss. Dazu markieren wir auf jeder der vier Halbachsen den Punkt mit dem Abstand zum Nullpunkt. Aus dem Beweis des Lemmas folgt, dass je zwei solche Punkte den gleichen Abstand voneinander haben (und dass die Winkel der Halbachsen zueinander alle gleich sind). Daher bilden diese vier Punkte die Eckpunkte eines Tetraeders. Die gegenüberliegenden Halbachsen entsprechen den Seitenmittelpunkten der Tetraederflächen. Die Halbachsen der Ordnung zwei entsprechen den Kantenmittelpunkten.
Es sei eine endliche Untergruppe der Gruppe der eigentlichen, linearen Isometrien des vom Typ .
Dann ist isomorph zur Permutationsgruppe und zur Würfelgruppe.
Wir betrachten die Halbachsenklasse der Ordnung , die also zueinander äquivalente Halbachsen besitzt. Zu einer solchen Halbachse muss die entgegengesetzte Halbachse ebenfalls in einer der Halbachsenklassen liegen, und zwar in einer mit der gleichen Ordnung. Daher gehört auch zu , sodass an insgesamt vier Achsen beteiligt sind. Die Menge dieser Achsen nennen wir . Wir betrachten den Gruppenhomomorphismus
Es können nicht drei dieser vier Achsen in einer Ebene liegen. Wären nämlich , so würde eine Dritteldrehung um die äquivalenten Achsen und hervorbringen, die aber nicht in der Ebene liegen können und die nicht beide gleich sein können. Das Element habe die Eigenschaft, dass die Identität ist, dass also alle Geraden auf sich abgebildet werden. Nach Aufgabe muss die Identität sein. Der Gruppenhomomorphismus ist also nach dem Kernkriterium injektiv und daher muss eine Isomorphie vorliegen. Da man diese Überlegung insbesondere für die Würfelgruppe durchführen kann, ergibt sich auch die Isomorphie zwischen der Würfelgruppe und der Permutationsgruppe .
Mit einem ähnlichen, aber aufwändigeren Argument kann man zeigen, dass die verbleibende numerische Möglichkeit, also eine Gruppe mit Elementen und mit den Drehordnungen
und
wieder nur von einem Isomorphietyp realisiert wird, nämlich von der alternierenden Gruppe , die zugleich isomorph zur Dodekaedergruppe und zur Ikosaedergruppe ist.
Insgesamt haben wir (bis auf den Ikosaederfall) den folgenden Hauptsatz über endliche (eigentliche) Symmetriegruppen im Raum bewiesen.
Es sei eine endliche Untergruppe der Gruppe der eigentlichen, linearen Isometrien des .
Dann ist eine der folgenden Gruppen.
- Eine zyklische Gruppe , ,
- Eine Diedergruppe , ,
- Die Tetraedergruppe ,
- Die Würfelgruppe ,
- Die Ikosaedergruppe .