Partialbruchzerlegung/Z und KX/Einführung/Textabschnitt
Betrachten wir den Bruch . Diesen kann man als
schreiben, man kann also die Primfaktoren des Nenners multiplikativ trennen. Es gilt aber auch, und das ist überraschender, die Darstellung
man kann also in diesem Fall den Bruch als eine Summe von Brüchen schreiben, bei denen jeweils nur ein Primfaktor des Nenners vorkommt. In ähnlicher Weise gilt
auch hier lässt sich ein Bruch mit einem „komplizierten“ Nenner als Summe von Brüchen mit einem einfachen Nenner schreiben. Dagegen ist es nicht möglich, als Summe von zu schreiben. Wir werden gleich sehen, dass man jede rationale Zahl als eine Summe von Stammbrüchen zu Primzahlpotenzen erhalten kann. Dies beruht auf einer Gesetzmäßigkeit, die allgemeiner für Hauptidealbereiche gilt.
Es sei ein Hauptidealbereich und , , mit der Primfaktorzerlegung
Dann gibt es im Quotientenkörper eine Darstellung
mit .
Wir führen Induktion über die Anzahl der verschiedenen Primfaktoren von . Wenn eine Einheit ist oder nur ein Primfaktor (mit einem beliebigen Exponenten) vorkommt, ist nichts zu zeigen. Es sei also und die Aussage für kleinere schon bewiesen. Sei
Da und teilerfremd sind, gibt es nach Fakt eine Darstellung der Form
mit . Division durch
ergibt
Multiplikation mit liefert eine Darstellung der Form
und die Induktionsvoraussetzung angewendet auf liefert das Resultat.
Für
und
und überhaupt für euklidische Bereiche lässt sich diese Aussage noch präzisieren.
Es sei ein euklidischer Bereich und , , mit der Primfaktorzerlegung
Dann gibt es im Quotientenkörper eine Darstellung
mit mit oder
Die Summanden kann man als
mit
schreiben.
Nach Fakt gibt es eine Darstellung
Auf die einzelnen Summanden wenden wir die Division mit Rest durch an und erhalten
mit
Ferner kann man auf auch die Division mit Rest durch anwenden und erhält
mit
Den vorderen Summanden kann man in dieser Weise weiter abarbeiten.
Es seien , , mit der Primfaktorzerlegung
Dann gibt es im Quotientenkörper eine Darstellung
mit und mit . Für die Summanden gibt es ferner eine Darstellung
mit . Dabei kann man die wählen.
Dies folgt unmittelbar aus Fakt.
Wir berechnen die Partialbruchzerlegung von . Es ist
Wegen
ergibt sich
Wenn man nichtnegative Zähler haben möchte, so schreibt man
Es sei ein Körper und , , mit der Zerlegung in irreduzible Polynome
Dann gibt es im Quotientenkörper eine Darstellung
mit mit oder
Die Summanden kann man als
mit
schreiben.
Dies folgt unmittelbar aus Fakt.
Es seien , , Polynome und es sei
mit verschiedenen .
Dann gibt es ein eindeutig bestimmtes Polynom und eindeutig bestimmte Koeffizienten , , , mit
Dies ergibt sich, abgesehen von der Eindeutigkeit, die wir nicht beweisen, aus Fakt und dem Fundamentalsatz der Algebra.
Es seien , , Polynome und es sei
mit verschiedenen und verschiedenen quadratischen Polynomen ohne reelle Nullstellen.
Dann gibt es ein eindeutig bestimmtes Polynom und eindeutig bestimmte Koeffizienten , , , und eindeutig bestimmte lineare Polynome , , , mit
Dies ergibt sich, abgesehen von der Eindeutigkeit, die wir nicht beweisen, aus Fakt und der Tatsache, dass es in nur lineare und quadratische Primpolynome gibt.
Wir betrachten die rationale Funktion
wobei der Faktor rechts reell nicht weiter zerlegbar ist. Daher muss es eine eindeutige Darstellung
geben. Multiplikation mit dem Nennerpolynom führt auf
Koeffizientenvergleich führt auf das inhomogene lineare Gleichungssystem
mit den eindeutigen Lösungen
Die Partialbruchzerlegung ist also
Wir betrachten die rationale Funktion
wo die Faktorzerlegung des Nennerpolynoms sofort ersichtlich ist. Der Ansatz
führt durch Multiplikation mit dem Nennerpolynom auf
Koeffizientenvergleich führt auf das inhomogene lineare Gleichungssystem
mit der Lösung
Insgesamt ist die Partialbruchzerlegung also gleich
Eine wichtige Anwendung der reellen Partialbruchzerlegung ist es, zu rationalen Funktionen , , , eine Stammfunktion zu finden, also zu integrieren. Man berechnet hierzu die Partialbruchzerlegung von und muss dann zu dem Polynom und den Summanden der Form bzw. mit einem quadratischen nullstellenfreien Polynom Stammfunktionen bestimmen. Dafür gibt es dann Standardverfahren. Eine Stammfunktion zu ist und eine Stammfunktion zu , , ist . Wenn ein quadratischer Nenner vorliegt, wird es schwieriger; eine Stammfunktion zu ist beispielsweise .