Riemannsche Mannigfaltigkeit/Isometrie/Einführung/Textabschnitt

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Definition  

Es seien und riemannsche Mannigfaltigkeiten. Eine differenzierbare Abbildung heißt lokale Isometrie, wenn für jeden Punkt die Tangentialabbildung

eine Isometrie bezüglich der gegebenen Skalarprodukte ist.

Schon die Abbildung

zeigt, dass eine lokale Isometrie nicht injektiv sein muss.


Definition  

Es seien und riemannsche Mannigfaltigkeiten. Eine differenzierbare Abbildung heißt Isometrie, wenn sie ein Diffeomorphismus ist und wenn sie lokal eine Isometrie ist.

Isometrische riemannsche Mannigfaltigkeiten werden im Sinne der riemannschen Geometrie als gleich betrachtet, insbesondere bleiben Längen, Winkel, Volumina unter Isometrien erhalten, siehe Fakt. Es ist aber keineswegs einfach zu erkennen, welche Eigenschaften einer im eingebetteten riemannschen Mannigfaltigkeit nur von der riemannschen Struktur und nicht von der Einbettung abhängen. Eigenschaften, die nur von der riemannschen Struktur abhängen, nennt man auch intrinsisch (und solche, die von der Einbettung abhängen, extrinsisch). Für eine intrinsische Eigenschaft ist die Vorstellung passend, ob die Eigenschaft von einem Lebewesen, das sich nur auf der Mannigfaltigkeit bewegen darf und diese nicht verlassen kann, erkannt und beschrieben werden kann.


Beispiel  

Es sei eine abgeschlossene riemannsche Untermannigfaltigkeit. Dann induzierte jede lineare Isometrie des eine Isometrie von nach .



Beispiel  

Es sei eine differenzierbare bogenparametrisierte injektive Kurve mit der Bildkurve

die in der offenen Teilmenge abgeschlossen sei. Dann ist die Abbildung

eine Isometrie, wobei die natürliche euklidische Struktur und die riemannsche Untermannigfaltigkeitsstruktur trägt. Die Abbildung bedeutet im Wesentlichen, dass ein Blatt Papier längs einer Basiskurve ausgebreitet wird. Die vertikalen Fasern ändern sich dabei nicht und die horizontalen Faser sind eine Kopie der Basiskurve. Das einfachste nichttriviale Beispiel ist die Verbiegung des Blattes zu einem geschlitzten Zylindermantel. Es ist anschaulich klar, dass sich dabei die Kurvenlängen auf den Flächen und Flächeninhalte nicht ändern. Dass eine Isometrie vorliegt, kann man wie folgt zeigen. Sei dazu . Dann ist

und

die beiden Bildvektoren der Standardvektoren haben also die Länge und stehen senkrecht aufeinander. Somit ist

eine Isometrie.




Lemma  

Es seien orientierte riemannsche Mannigfaltigkeiten und sei eine orientierungstreue Isometrie. Dann gelten folgende Aussagen.

  1. Die kanonische Volumenform von wird auf die kanonische Volumenform von zurückgezogen.
  2. Für jede differenzierbare Kurve

    ist die Kurvenlänge von gleich der Kurvenlänge von .

  3. ist maßtreu.
  4. ist winkeltreu.

Beweis  

  1. Es sei die kanonische Volumenform auf und . Es sei eine Orthonormalbasis von , die die Orientierung von repräsentiert. Dann ist

    Wegen der Isometrie ist eine Orthonormalbasis von und wegen der Orientierungserhaltung der Abbildung repräsentiert sie die Orientierung auf , daher ist der Wert gleich . Diese Eigenschaft charakterisiert die kanonische Volumenform auf .

  2. Die Kurvenlänge von ist das Integral zu , wobei die Norm in zu nehmen ist. Entsprechend ist die Kurvenlänge von das Integral über , was wegen der Isometrie das gleiche ist.
  3. Zu einer Teilmenge ist das Maß zur kanonischen Volumenform von über nach Teil (1) und Fakt gleich
  4. Dies folgt direkt aus der Isometrie.



Lemma  

Es sei eine riemannsche Mannigfaltigkeit und sei

eine Karte auf .

Dann ist eine Isometrie zwischen und , wenn mit den durch die metrischen Fundamentalfunktionen festgelegten Skalarprodukt versehen wird.

Beweis  

Dies folgt unmittelbar aus der Definition der durch