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Kurs:Elemente der Algebra (Osnabrück 2024-2025)/Vorlesung 16

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Der Chinesische Restsatz für



Es sei eine positive natürliche Zahl mit kanonischer Primfaktorzerlegung

(die seien also verschieden und ).

Dann induzieren die kanonischen Ringhomomorphismen einen Ringisomorphismus

Zu gegebenen ganzen Zahlen gibt es also genau eine natürliche Zahl , die die simultanen Kongruenzen

löst.

Dies folgt unmittelbar aus Satz 15.7.


Beweisvariante

Da die Ringe links und rechts beide endlich sind und die gleiche Anzahl von Elementen haben, nämlich , genügt es, die Injektivität zu zeigen. Es sei eine natürliche Zahl, die im Produktring (rechts) zu wird, also modulo den Rest hat für alle . Dann ist ein Vielfaches von für alle , d.h. in der Primfaktorzerlegung von muss zumindest mit dem Exponenten vorkommen. Also muss nach Lemma 9.9 ein Vielfaches des Produktes sein, also ein Vielfaches von . Damit ist in und die Abbildung ist injektiv.


Unter den Basislösungen zu einer simultanen Kongruenz versteht man die kleinsten natürlichen Zahlen, die modulo den vorgegebenen Zahlen ein Restetupel ergeben, das an genau einer Stelle den Wert und sonst überall den Wert besitzt. Aus diesen Basislösungen kann man die Lösungen zu sämtlichen simultanen Kongruenzen berechnen.

Beispiel

Aufgabe


a) Bestimme für die Zahlen , und modulare Basislösungen, finde also die kleinsten positiven Zahlen, die in

die Restetupel und repräsentieren.


b) Finde mit den Basislösungen die kleinste positive Lösung der simultanen Kongruenzen


Lösung



a) : Alle Vielfachen von haben modulo und modulo den Rest . Unter diesen Vielfachen muss also die Lösung liegen. hat modulo den Rest , somit hat modulo den Rest . Also repräsentiert das Restetupel .

: Hier betrachtet man die Vielfachen von , und hat modulo den Rest . Also repräsentiert das Restetupel .

: Hier betrachtet man die Vielfachen von , und hat modulo den Rest . Also repräsentiert das Restetupel .


b) Man schreibt (in )

Die Lösung ist dann

Die minimale Lösung ist dann .



Es sei eine positive natürliche Zahl mit kanonischer Primfaktorzerlegung (die seien also verschieden und ).

Dann gibt es einen kanonischen Gruppenisomorphismus

Insbesondere ist eine Zahl genau dann eine Einheit modulo , wenn sie eine Einheit modulo ist für .

Dies folgt aus dem chinesischen Restsatz und Lemma 15.6.



Die Eulersche -Funktion



Genau dann ist eine Einheit modulo (d.h. repräsentiert eine Einheit in ), wenn und teilerfremd sind.

Dies folgt aus Lemma 14.9.


Beweisvariante

Sind und teilerfremd, so gibt es nach Satz 8.5 eine Darstellung der , es gibt also ganze Zahlen mit

Betrachtet man diese Gleichung modulo , so ergibt sich in . Damit ist eine Einheit mit Inversem .

Ist umgekehrt eine Einheit in , so gibt es ein mit in . Das bedeutet aber, dass ein Vielfaches von ist, sodass also

gilt. Dann ist aber wieder und und sind teilerfremd.




Zu einer natürlichen Zahl bezeichnet die Anzahl der Elemente von . Man nennt die Eulersche Funktion.

Die Eulersche Funktion gibt also für nach Satz 16.4 an, wie viele Zahlen , , zu teilerfremd sind.


Für eine Primzahl ist . Eine Verallgemeinerung des kleinen Fermat ist der folgende Satz von Euler.


Es sei eine natürliche Zahl.

Dann gilt für jede zu teilerfremde Zahl die Beziehung

Das Element gehört zur Einheitengruppe , die Elemente besitzt. Nach dem Satz von Lagrange ist aber die Gruppenordnung ein Vielfaches der Ordnung des Elementes.


Wir geben abschließend Formeln an, wie man die Eulersche -Funktion berechnet, wenn die Primfaktorzerlegung bekannt ist.



Es sei eine Primzahl und eine Potenz davon.

Dann ist

Eine Zahl ist genau dann teilerfremd zu einer Primzahlpotenz , wenn sie teilerfremd zu selbst ist, und dies ist genau dann der Fall, wenn sie kein Vielfaches von ist. Unter den natürlichen Zahlen sind genau die Zahlen

Vielfache von . Das sind Stück, und daher gibt es

Einheiten in . Also ist .



Es sei eine positive natürliche Zahl mit kanonischer Primfaktorzerlegung

(die seien also verschieden und ).

Dann ist

Die erste Gleichung folgt aus Korollar 16.3 und die zweite aus Lemma 16.8.



Divisionsalgorithmus und multiplikative Ordnung

Es ist

die Periodenlänge ist also . Zugleich besteht die Einheitengruppe von aus Elementen. Wir bringen hier generell den Divisionsalgorithmus (das schrifltiche dividieren) für die Berechnung der Dezimalentwicklung von durch mit dem Restklassenring in Verbindung. Insbesondere ergibt sich ein Zusammenhang zwischen der Periodenlänge der Dezimalentwicklung und der multiplikativen Ordnung der in , falls teilerfrem zu , also eine Einheit in ist. Der Divisionsalgorithmus zu durch funktioniert nach dem Schema (siehe Verfahren 28.2 (Grundkurs Mathematik (Osnabrück 2022-2023)) und Lemma 28.3 (Grundkurs Mathematik (Osnabrück 2022-2023)))

Es wird sukzessive Divisionen mit Rest durchgeführt, die bezeichnen die -te Nachkommaziffer des Bruches und der Rest wird mit multipliziert, um die nächste Nachkommaziffer und den nächsen Rest zu erhalten. Wenn sich ein Rest wiederholt (und das muss passieren, da es ja nur endlich viele Reste gibt), so wiederholen sich ab dieser Stelle auch die Ziffern (die Ziffern können sich wiederholen, ohne dass daran schon das periodische Verhalten ablesbar ist) und man erhält eine Periodizität.



Es sei eine positive natürliche Zahl mit der Faktorzerlegung

wobei zu teilerfremd sei.

Dann ist die Periodenlänge der Dezimalentwicklung von gleich der multiplikativen Ordnung von in .

Die Fälle oder sind erlaubt. Die Periodenlänge einer abbrechenden Dezimalentwicklung verstehen wir als (die wiederholt sich). Da die teilerfremd zu ist, ist in eine Einheit und besitzt daher eine multiplikative Ordnung. Der Divisionsalgorithmus berechnet sukzessive die Reste von in , da ja der vorhergehende Rest mit multipliziert wird. Periode tritt ein, wenn sich Reste erstmalig wiederholen, wenn also in mit ist und minimal mit dieser Eigenschaft sind. Der chinesische Restsatz liefert die Isomorphie

und die Bedingung muss in den drei Komponenten gelten. In den ersten beiden Komponenten ist nilpotent, da ja ein Vielfaches von und ein Vielfaches von ist. Diese Komponenten sind also für die Periodenlänge unerheblich (allerdings spielen sie eine Rolle für die Frage, wann frühestens die Periodizität anfängt). In der dritten Komponente ist eine Einheit, also ein Element der Einheitengruppe . Nach Lemma 1.11 tritt die erste Wiederholung ein, wenn erstmalig gilt, also bei der multiplikativen Ordnung von .


Dass die Dezimalentwicklung von die Periode besitzt hängt unmittelbar damit zusammen, dass in ein Erzeuger der Einheitengruppe ist. Es ist

die Periodenlänge ist die multiplikative Ordnung von in . Die Berechnung der multiplikativen Ordnung von in vereinfacht sich, wenn man für die Faktorzerlegung in zueinander teilerfremde Faktoren kennt.


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