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Kurs:Riemannsche Flächen (Osnabrück 2022)/Vorlesung 22

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Garbenkohomologie

Eine strukturell befriedigendere Kohomologietheorie erfordert stärkere Hilfsmittel aus der homologischen Algebra. Über injektive Auflösungen kann man zu einer Garbe von kommutativen Gruppen kohomologische Funktoren , , definieren. Dies werden wir nicht im Einzelnen ausführen. Wichtig ist für uns, dass diese „wahre Kohomologie“ häufig über Čech-Kohomologie berechnet werden kann. Der folgende Satz fasst die wichtigsten Eigenschaften dieser Kohomologietheorie zusammen.



Es sei ein topologischer Raum. Dann erfüllt die Garbenkohomologie folgende Eigenschaften.

  1. Die sind (für jedes ) additive Funktoren von der Kategorie der Garben von kommutativen Gruppen auf in die Kategorie der abelschen Gruppen.
  2. Es liegt ein natürlicher Isomorphismus vor.
  3. Zu einer kurzen exakten Garbensequenz

    gibt es eine lange exakte Kohomologiesequenz



Eine welke Garbe auf einem topologischen Raum

ist azyklisch, d.h. es ist für .

Nach Lemma 23.13 (Bündel, Garben und Kohomologie (Osnabrück 2019-2020)) gibt es eine Einbettung von in eine injektive Garbe , wir betrachten die zugehörige kurze exakte Garbensequenz

Nach Lemma 23.16 (Bündel, Garben und Kohomologie (Osnabrück 2019-2020)) ist eine welke Garbe. Dann ist nach Lemma 23.15 (Bündel, Garben und Kohomologie (Osnabrück 2019-2020))  (2) auch die Quotientengarbe welk. Die lange exakte Kohomologiesequenz ergibt unter Verwendung von Satz 24.8 (Bündel, Garben und Kohomologie (Osnabrück 2019-2020)) einerseits

und andererseits

für . Aus dem ersten Ausschnitt folgt wegen der Surjektivität (siehe Lemma 23.15 (Bündel, Garben und Kohomologie (Osnabrück 2019-2020))  (1)) von

dass ist. Dies gilt für alle welke Garben. Daher gilt aufgrund des zweiten Ausschnittes, angewendet für , auch , u.s.w.



Es sei ein beringter Raum und ein - Modul.

Dann sind die Garbenkohomologien in natürlicher Weise - Moduln.



Es sei eine Garbe von kommutativen Gruppen auf einem topologischen Raum und es sei eine offene Überdeckung mit und für alle .

Dann ist

Es sei eine Einbettung in eine injektive Garbe und

die zugehörige kurze exakte Garbensequenz. Aufgrund der langen exakten Kohomologiesequenz (siehe Satz 22.1  (3)) und wegen Satz 24.8 (Bündel, Garben und Kohomologie (Osnabrück 2019-2020)) ist

Wir definieren zuerst einen Homomorphismus

Ein Schnitt legt Restriktionen fest. Da auf den keine Kohomologie besitzt, gibt es

die auf die abbilden. Die Elemente (zu )

werden auf in abgebildet, daher ist

Für Indizes ist

deshalb ist die Kozykelbedingung erfüllt. Somit ist die Familie ein Čech-Kozykel und definiert ein Element in . Diese Zuordnung ist unabhängig von den gewählten und ein Gruppenhomomorphismus, siehe Aufgabe 22.1. Es sei nun das Bild eines globalen Elementes . Dann kann man die als ansetzen und daher sind die zu konstruierten alle gleich . Ein solches Element wird also unter der angegebenen Abbildung auf abgebildet. Dies ergibt nach Satz 47.1 (Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025)) eine Faktorisierung

Es sei nun umgekehrt ein erster Čech-Kozykel von gegeben, der durch

mit repräsentiert sei. Wir fassen die in auf, und zwar als globale Elemente, was aufgrund der Welkheit von injektiven Garben möglich ist. Wir definieren

(mit ) und fassen diese als Elemente in auf. Diese Schnitte erfüllen . Diese Elemente definieren Elemente

Da ihre Differenzen von herrühren, sind sie verträglich und definieren ein globales Element

Dies definiert über den verbindenden Homomorphismus die Kohomologieklasse

Wenn der Čech-Kozykel durch andere Elemente repräsentiert werden, so sind die Elemente , , wegen

verträglich und definieren ein globales Element in . Daher geht die Differenz der beiden Repräsentierungen in auf . Insgesamt liegt daher eine wohldefinierte Abbildung

vor. Es sei nun der Čech-Kozykel so, dass er die Nullklasse in der ersten Čech-Kohomologie definiert. Dann gibt es nach Definition Elemente mit

Wir fassen diese Elemente wieder als globale Elemente in auf und die können direkt die Rolle der von oben übernehmen. Dann sind die alle gleich und damit ist das Bild in ebenfalls gleich . Somit hat man eine Abbildung

Diese ist ein Gruppenhomomorphismus und invers zu der zuvor konstruierten Abbildung.



Es sei eine Garbe von kommutativen Gruppen auf einem topologischen Raum und sei

eine Überdeckung .

Dann ist die Abbildung

injektiv.

Wir schließen an den Beweis zu Satz 22.4 an und rekapitulieren die Konstruktion der Abbildung. Es sei eine Einbettung in eine injektive Garbe und

die zugehörige kurze exakte Garbensequenz. Es sei ein erster Čech-Kozykel von durch

mit gegeben. Die fassen wir in als globale Elemente auf und definieren

die wir auf auffassen. Diese Elemente definieren Elemente

die einem globalen Element

entsprechen. Dieses legt

fest und das ist das Bild der Čech-Klasse. Es sei nun

vorausgesetzt. Dann gibt es ein globales Element , das auf abbildet. Es werden dann die auf abgebildet und daher ist . Daher ist

und die Čech-Klasse ist trivial.



Es sei eine Garbe von kommutativen Gruppen auf einem topologischen Raum .

Dann gibt es einen natürlichen Isomorphismus

Die Injektivität wurde in Lemma 22.5 gezeigt. Zum Nachweis der Surjektivität sei . Es sei

eine kurze exakte Garbensequenz mit

injektiv. Die Kohomologieklasse wird repräsentiert durch einen globalen Schnitt . Für diesen gibt es eine offene Überdeckung

und Schnitte derart, dass unter der Quotientenabbildung auf abbildet. Dann ist die Familie , , ein erster Čech-Kozykel von . Die zugehörige Čech-Kohomologieklasse bildet auf ab.


Wir betrachten ein Gitter und die Restklassengruppe

Wir arbeiten mit der offenen Überdeckung zu den offenen Mengen , die aus den homöomorphen Bildern von

und

besteht. Wenn man diese Mengen in das Fundamentalparallelogramm malt, bestehen sie jeweils aus vier Teilen. Die Durchschnitte bestehen aus zwei oder aus vier disjunkten Rechtecken, es liegt eine offene Überdeckung mit der Eigenschaft aus Satz 22.4 für die Garbe der lokal konstanten Funktionen vor. Wenn man einen Kreis durch zwei offene Kreissegmente und überdeckt, deren Durchschnitt aus zwei Intervallen besteht, und für einen weiteren Kreis die Segmente und nennt, so geht es einfach um die Produktmengen auf dem Torus. Es sei

und

Dann ist beispielsweise

und

Jede Kohomologieklasse für der Garbe der lokal konstanten Funktionen mit Werten in wird repräsentiert als eine Summe von zwei Kohomologieklassen, die sich jeweils im Wesentlichen von einem Kreis herrührt: Auf der Überdeckung mit dem Wert auf und dem Wert auf und auf der Überdeckung mit dem Wert auf und dem Wert auf . Die Kohomologie rührt also von den Projektionen her. Es ist also

Wie kann man darin das Bild von charakterisieren? Auf der oben angebenen offenen Überdeckung erhält man überall . Die holomorphe Funktion auf liefert für jedes eine holomorphe Funktion , die allerdings nicht zu einer globalen holomorphen Funktion zusammenkleben. Dies sieht man, wenn man das Fundamentalparallelogramm betrachtet. Wir bestimmen also auf dem Fundamentalparallelogramm, wobei wir mit darauf vergleichen. Die Funktion auf liefert links unten in der Tat , aber auf den Umklappungen links oben die Funktion , rechts unten und rechts oben . Die Funktion ist links unten , links oben , rechts oben und rechts unten . Die Funktion ist links unten , links oben , rechts oben und rechts unten . Die Funktion ist links unten , links oben , rechts oben und rechts unten . Die Differenzen sind.

Auf die Werte bzw. , auf die Werte bzw. . Der Durchschnitt besteht aus vier Teilen, die im Parallelogramm neun Teile zerfallen. Die vier Eckteile gehören zusammen, die beiden mittleren Randteile links und rechts, die beiden mittleren Randteile oben und unten und der mittlere Teil. Die Werte von darauf sind in dieser Reihenfolge gleich .



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