Kurs:Einführung in die mathematische Logik/1/Klausur mit Lösungen
Aufgabe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Punkte | 3 | 3 | 1 | 1 | 4 | 6 | 1 | 4 | 12 | 3 | 2 | 6 | 5 | 6 | 7 | 64 |
Aufgabe * (3 Punkte)
Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe. Bei 3.-7. bedeutet ein Symbolalphabet einer prädikatenlogischen Sprache erster Stufe.
- Ein Primzahlzwilling.
- Die Bestandteile einer Grundtermmenge.
- Eine -Struktur zu einem Symbolalphabet einer Sprache erster Stufe.
- Ein allgemeingültiger prädikatenlogischer Ausdruck .
- Ein
-Homomorphismus
zwischen zwei - Strukturen und .
- Eine arithmetisch repräsentierbare Relation .
- Ein Primzahlzwilling ist ein Paar bestehend aus und , wobei diese beiden Zahlen Primzahlen sind.
- Die Bestandteile einer Grundtermmenge besteht aus den folgenden
(untereinander disjunkten)
Mengen.
- eine Variablenmenge ,
- eine Konstantenmenge ,
- zu jedem eine Menge von Funktionssymbolen.
- Unter einer -Struktur versteht man eine nichtleere Menge mit den folgenden Festlegungen.
- Für jede Konstante ist ein Element festgelegt.
- Zu jedem -stelligen Funktionssymbol
(aus )
ist eine -stellige Funktion
festgelegt.
- Zu jedem -stelligen Relationssymbol
(aus )
ist eine -stellige Relation
festgelegt.
- Man nennt allgemeingültig, wenn er in jeder - Interpretation gilt.
- Die Abbildung
heißt -Homomorphismus, wenn folgende Eigenschaften gelten.
- Für jede Konstante ist
- Für jedes -stellige Funktionssymbol ist
für alle .
- Für jedes -stellige Relationsymbol impliziert die Gültigkeit von
die Gültigkeit von
- Die Relation heißt arithmetisch repräsentierbar, wenn es einen -Ausdruck in freien Variablen derart gibt, dass für alle -Tupel die Äquivalenz genau dann, wenn gilt.
Aufgabe * (3 Punkte)
Formuliere die folgenden Sätze.
- Der Isomorphiesatz für (zweitstufige) Dedekind-Peano-Modelle.
- Der Vollständigkeitssatz der Prädikatenlogik.
- Der erste Gödelsche Unvollständigkeitssatz.
- Es seien
und
Dedekind-Peano-Modelle
für die natürlichen Zahlen. Dann gibt es eine eindeutig bestimmte
bijektive Abbildung
mit und
- Es sei ein Symbolalphabet, eine Menge an - Ausdrücken und ein weiterer -Ausdruck. Dann gilt genau dann, wenn gilt.
- Es sei eine arithmetische Ausdrucksmenge, die widerspruchsfrei und aufzählbar sei und Repräsentierungen erlaube. Dann ist unvollständig.
Aufgabe * (1 Punkt)
Finde einen möglichst einfachen aussagenlogischen Ausdruck, der die folgende tabellarisch dargestellte Wahrheitsfunktion ergibt.
|
.
Aufgabe * (1 Punkt)
Gehört das leere Wort zur Sprache der Aussagenlogik zu einer Aussagenvariablenmenge ?
Das leere Wort gehört nicht zur Sprache der Aussagenlogik, da nur die Aussagenvariablen als Startglieder in der rekursiven Definition der Sprache auftreten und in den Rekursionsschritten die Ausdrücke stets verlängert werden.
Aufgabe * (4 Punkte)
Es sei eine Menge an Aussagenvariablen und eine maximal widerspruchsfreie Teilmenge der zugehörigen Sprache der Aussagenlogik. Zeige, dass für jedes entweder oder gilt.
Wegen der Widerspruchsfreiheit können nicht sowohl als auch zu gehören. Wenn weder noch zu gehören, so ist entweder oder widerspruchsfrei. Wären nämlich beide widersprüchlich, so würde für einen beliebigen Ausdruck sowohl
als auch
gelten. Dies bedeutet nach Aufgabe 4.9 (Einführung in die mathematische Logik (Osnabrück 2021))
und
woraus aufgrund der Fallunterscheidungsregel
folgt. Dies bedeutet aber, dass widersprüchlich ist.
Aufgabe * (6 Punkte)
Man gebe ein Beispiel für eine mathematische Existenzaussage, die mit dem Lemma von Zorn bewiesen wird, und führe den Beweis durch.
Beispielsweise wird der Existenzsatz für maximale Ideale in einem kommutativen Ring mit dem Lemma von Zorn bewiesen. Der Beweis geht so:
Wir betrachten die Menge
Diese Menge enthält das Nullideal und ist somit nicht leer. Wir wollen das Lemma von Zorn auf (mit der Inklusion als Ordnungsrelation) anwenden. Dazu sei eine total geordnete Teilmenge. Wir setzen
Man zeigt nun, dass ein Ideal ist, das nicht die enthält. Also gehört es zu und es bildet eine obere Schranke für . Das Lemma von Zorn liefert dann maximale Elemente in , und dies sind maximale Ideale.
Aufgabe * (1 Punkt)
Erstelle einen prädikatenlogischen Ausdruck , der in einer Struktur genau dann gilt, wenn die Grundmenge der Struktur genau Elemente besitzt.
Aufgabe * (4 Punkte)
Es sei das arithmetische Alphabet zusammen mit der Variablenmenge gegeben. Interpretiere den Term
unter den folgenden Interpretationen, wobei die Grundmenge der Interpretation bezeichne.
- mit der Standardinterpretation und der Variablenbelegung und .
- mit der Standardinterpretation
und der üblichen Matrizenaddition und Matrizenmultiplikation und der Variablenbelegung und .
- , mit
und wo sowohl als auch als Subtraktion interpretiert werden.
-
Potenzmenge
von mit
und wo als und als interpretiert wird.
- Es ist
- Es ist
- Es ist
- Es ist
Aufgabe * (12 (1+1+4+2+4) Punkte)
Es sei ein dreistelliges Relationssymbol und die zugehörige prädikatenlogische Sprache. Es sei die Interpretation, bei der die Grundmenge die euklidische Ebene ist und durch die dreistellige Relation interpretiert wird, bei der zutrifft, wenn die Punkte auf einer Geraden liegen.
- Zeige .
- Zeige, dass im Allgemeinen nicht gelten muss.
- Es sei . Erstelle eine Ableitung für .
- Zeige, dass der Ausdruck bei der gegebenen Interpretation nicht bedeutet, dass die die freien Variablen belegenden Punkte auf einer Geraden liegen.
- Formuliere einen Ausdruck aus in vier freien Variablen, der bei der gegebenen Interpretation besagt, dass die die freien Variablen belegenden Punkte auf einer Geraden liegen.
- Die Eigenschaft, ob drei Punkte auf einer Geraden liegen, hängt nicht von der Reihenfolge der Punkte ab.
- Es seien verschiedene Punkte der Ebene, ein beliebiger Punkt auf der durch definierten Geraden und ein Punkt, der nicht auf dieser Geraden liegt. Dann ist der Vordersatz erfüllt, aber nicht der Nachsatz, und daher gilt die Implikation bei dieser Interpretation nicht.
- Aufgrund der
Alleinführung im Antezedens
gilt für beliebige Variablen die Ableitbarkeit
Daher gilt mit Modus ponens
für beliebige Variablen. Insbesondere gilt
Ebenso kann man auf
schließen. Die Transitivität der Äquivalenz liefert
- Wenn und durch den gleichen Punkt interpretiert werden und durch einen Punkt und durch einen Punkt , derart, dass diese Punkte nicht auf einer Geraden liegen, so liegen dennoch und auf einer Geraden. Bei einer solchen Belegung sind und wahr, ohne dass alle Punkte auf einer Geraden liegen.
- Man nimmt . Die Variablen seien durch die Punkte belegt. Wenn diese Punkte auf einer gemeinsamen Geraden liegen, so liegen insbesondere je drei von ihnen auf einer (nämlich dieser) Geraden und daher gilt bei dieser Belegung. Zum Beweis der Umkehrung sei . Dies bedeutet, dass sowohl als auch als auch jeweils auf einer Geraden liegen. Wenn unter den Punkten nur zwei verschiedene Punkte vorkommen, so liegen alle Punkte auf einer Geraden. Wir können uns also auf den Fall beschränken, wo maximal zwei Punkte identisch sind. Wenn ist, so definiert dies eine eindeutige Gerade, und auf dieser Geraden müssen wegen der Gültigkeit von bzw. sowohl als auch liegen. In diesem Fall liegen alle Punkte auf einer Geraden. Es sei nun . Wegen liegen auf einer Geraden.
Aufgabe (3 Punkte)
Erläutere den Begriff Sortenprädikat an einem mathematischen Beispiel.
Sortenprädikat/Mathematisches Beispiel/Erläutere/Aufgabe/Lösung
Aufgabe * (2 Punkte)
Man gebe ein Beispiel für einen kommutativen Halbring, der kein Peano-Halbring ist.
Die ganzen Zahlen sind ein kommutativer Ring und insbesondere ein kommutativer Halbring. Sie bilden aber keinen Peano-Halbring, da das erste Axiom , also dass die keinen Vorgänger hat, in nicht gilt.
Aufgabe (6 (3+3) Punkte)
- Entwerfe ein Programm für eine Registermaschine, das die Potenz berechnet, wobei und die Inhalte im -ten bzw. -ten Register sind.
- Entwerfe ein Programm für eine Registermaschine, das entscheidet, ob der Registerinhalt des Registers die echte Potenz einer natürlichen Zahl ist.
Registermaschine/Potenzen und Potenztest/Programm/Aufgabe/Lösung
Aufgabe * (5 Punkte)
Es sei eine Teilmenge von natürlichen Zahlen. Zeige, dass genau dann - entscheidbar ist, wenn sowohl als auch das Komplement - aufzählbar ist.
Wenn ein Programm ist, das entscheidet, so kann man einfach ein aufzählendes Programm konstruieren. Man lässt der Reihe nach jede natürliche Zahl mittels auf ihre Zugehörigkeit zu überprüfen und druckt sie aus, falls sie dazu gehört
(dazu muss man den Haltebefehl von zu einer Druckausgabe modifizieren).
Entsprechend konstruiert man ein Aufzählungsprogramm für das Komplement.
Es seien nun
als auch
aufzählbar, und es seien und Programme, die dies leisten. Dann liefert die folgende Kombination der beiden Programme ein Entscheidungsverfahren: Man schreibt die Programme und hintereinander
(wobei man natürlich die adressierten Register und Programmzeilen umnummerieren muss)
und lässt sie abwechselnd bis zu einer Druckausgabe laufen. Sobald eine Druckausgabe eines Programmteils mit der zu überprüfenden Zahl übereinstimmt, weiß man, ob zu gehört oder nicht. Da entweder zu oder zum Komplement gehört, muss einer dieser Fälle eintreten.
Aufgabe * (6 Punkte)
Wir setzen
und müssen zeigen, dass genau dann gilt, wenn gilt. Diese Äquivalenz beweisen wir durch eine doppelte Fallunterscheidung.
1.1. ist eine Quadratzahl und ist die Quadratwurzel aus . Dann ist einerseits . Andererseits ist . Daher gilt auch bei dieser Belegung.
1.2. ist eine Quadratzahl und ist nicht die Quadratwurzel aus . Dann ist einerseits . Andererseits ist . Da eine Quadratzahl ist, gilt die Aussage in nicht. Daher gelten beide durch verbundenen Teilaussagen von nicht und somit gilt nicht.
2.1. ist keine Quadratzahl und ist . Dann ist einerseits . Andererseits gelten die Aussagen und und somit gilt in .
2.2. ist keine Quadratzahl und ist nicht . Dann ist einerseits . Andererseits gilt in die Aussage und die Aussage nicht. Somit gilt auch ihre -Verknüpfung nicht und daher .
Aufgabe * (7 Punkte)
Es sei eine arithmetische Ausdrucksmenge ohne freie Variablen und eine Relation. Es seien Ausdrücke in einer freien Variablen . Zeige, dass aus
folgt, dass in die Relation genau dann repräsentiert, wenn in die Relation repräsentiert.
Es sei und es sei vorausgesetzt, dass die Relation repräsentiert. Wir müssen zeigen, dass auch die Relation repräsentiert. Es sei zunächst . Dann ist
wegen der Repräsentierbarkeit von durch . Nach Voraussetzung ist
Aus der Alleinführung im Sukzedens (die anwendbar ist, da in nur gebundene Variablen vorkommen) folgt
Das Einsetzungsaxiom sichert
was
bedeutet. Also gilt
und somit
Bei gilt
und
Mit dem gleichen Schluss wie oben ergibt sich
und somit