Kurs:Lineare Algebra (Osnabrück 2015-2016)/Teil I/Vorlesung 13/kontrolle
- Projektionen
Zu einer direkten Summenzerlegung einen - Vektorraumes nennt man die lineare Abbildung
die erste Projektion (oder Projektion auf bezüglich der gegebenen Zerlegung oder Projektion auf längs ) und entsprechend
die zweite Projektion zu dieser Zerlegung. Da die und Untervektorräume von sind, ist es sinnvoll, die Gesamtabbildung
ebenfalls als Projektion zu bezeichnen. Dann liegt eine Projektion im Sinne der folgenden Definition vor.
Es sei ein Körper, ein - Vektorraum und ein Untervektorraum. Eine lineare Abbildung
heißt Projektion von auf , wenn und ist.
Es sei ein endlichdimensionaler - Vektorraum und , , eine Basis von . Zu einer Teilmenge sei
der zu gehörende Untervektorraum und
die zugehörige Projektion. Das Bild dieser Projektion ist und man kann die Abbildung auch als
auffassen. Auf liegt die Identität vor. Der Kern der Abbildung ist
Für den , versehen mit der Standardbasis, ergeben sich (im Sinne von Beispiel 13.2 betrachtet man die zweielementigen Teilmengen ) drei verschiedene Projektionen[1] auf die Koordinatenebenen. Man nennt
die Projektion auf die Grundebene,
die Projektion auf die Aufebene,
die Projektion auf die Kreuzebene (oder Seitenebene). Die Bilder eines Gegenstandes im unter diesen Projektionen heißen auch Grundriss, Aufriss und Kreuzriss.
Zu den einelementigen Teilmengen gehören die Projektionen auf die Achsen.
Eine abstraktere Definition ist die folgende, die a priori ohne Bezug auf einen Untervektorraum auskommt.
Definition Definition 13.4 ändern
Die Identität und die Nullabbildung sind Projektionen.
Es sei ein Körper und ein - Vektorraum.
Zu einer direkten Zerlegung
ist die Projektion auf eine Projektion im Sinne von Definition 13.4. Eine solche Projektion
führt umgekehrt zu einer Zerlegung
und ist die Projektion auf .
Es sei die Projektion auf . Für mit gilt dann
also ist
Es sei umgekehrt
eine Endomorphismus mit
Es sei . Dann gibt es insbesondere ein mit
Dann ist
d.h. der Durchschnitt der beiden Untervektorräume ist der Nullraum. Für ein beliebiges schreiben wir
Dabei gehört der vordere Summand zum Bild und wegen
gehört der hintere Summand zum Kern. Es liegt also eine direkte Summenzerlegung vor.
- Homomorphismenräume
Es sei ein Körper und es seien und Vektorräume über . Dann nennt man
den Homomorphismenraum. Er wird versehen mit der Addition, die durch
definiert wird, und der Skalarmultiplikation, die durch
definiert wird.
Nach Aufgabe 13.8 handelt es sich in der Tat um einen -Vektorraum.
Es sei ein - Vektorraum über dem Körper . Dann ist die Abbildung
ein Isomorphismus von Vektorräumen, siehe Aufgabe 13.10.
Der Homomorphismenraum spielt auch eine wichtige Rolle. Er heißt Dualraum zu und wir werden ihn in den nächsten beiden Vorlesungen genauer besprechen.
Es sei ein Körper und es seien und Vektorräume über . Dann gelten folgende Aussagen.
- Eine
lineare Abbildung
mit einem weiteren Vektorraum induziert eine lineare Abbildung
- Eine
lineare Abbildung
mit einem weiteren Vektorraum induziert eine lineare Abbildung
Beweis
Es sei ein - Vektorraum mit einer direkten Summenzerlegung
Es sei ein weiterer -Vektorraum und es seien
und
Dann ist durch
wobei die direkte Zerlegung ist, eine lineare Abbildung
gegeben.
Die Abbildung ist wohldefiniert, da die Darstellung mit und eindeutig ist. Die Linearität ergibt sich aus
Es sei ein Körper und es seien und Vektorräume über . Es seien
und
direkte Summenzerlegungen und es seien
Dann ist die Abbildung
ein Isomorphismus.
Wenn man die als Untervektorräume von auffasst, so liegt eine direkte Summenzerlegung
vor.
Dass die angegebene Abbildung linear ist, folgt direkt aus Lemma 13.8. Zum Nachweis der Injektivität sei mit gegeben. Dann gibt es ein mit
Sei mit . Dann ist auch für ein . Dann ist auch für ein und damit ist
Zum Nachweis der Surjektivität sei eine Familie von Homomorphismen , gegeben, die wir als Abbildungen nach auffassen. Dann sind die
lineare Abbildungen von nach . Dies ergibt nach Lemma 13.9 eine lineare Abbildung von nach , die auf die vorgegebenen Abbildungen einschränkt.
Es sei ein Körper und es seien und endlichdimensionale - Vektorräume. Es sei eine Basis von und eine Basis von .
Dann ist die Zuordnung
ein Isomorphismus von -Vektorräumen.
Die Bijektivität wurde in Satz 10.14 gezeigt. Die Additivität folgt beispielsweise aus
wobei der Index die -te Komponente bezüglich der Basis bezeichnet.
Man kann auch die zu den Basen gehörende direkte Summenzerlegung in die eindimensionalen Untervektorräume
bzw.
betrachten und
Lemma 13.10
anwenden.
Es sei ein Körper und es seien und endlichdimensionale - Vektorräume mit den Dimensionen bzw. .
Dann ist
Dies folgt unmittelbar aus Satz 13.11.
- Untervektorräume von Homomorphismenräumen
Es seien und Vektorräume über einem Körper . Dann sind die folgenden Teilmengen Untervektorräume von .
- Zu einem Untervektorraum
ist
ein Untervektorraum von . Wenn und endlichdimensional sind, so ist
- Zu einem Untervektorraum
ist
ein Untervektorraum von , der zu isomorph ist. Wenn und endlichdimensional sind, so ist
- Zu Untervektorräumen
und
ist
ein Untervektorraum von . Wenn und endlichdimensional sind, so ist
- Zu Untervektorräumen
und
ist
ein Untervektorraum von .
(1). Die Untervektorraumeigenschaft ist klar. Zur Dimensionsaussage sei ein direktes Komplement zu in , also
Es sei eine Basis von . Jede lineare Abbildung aus bildet auf ab, und auf bzw. auf der Basis hat man freie Wahl. Daher ist
und die Dimensionsaussage folgt aus Korollar 13.12.
(2). Die Untervektorraumeigenschaft ist wieder klar. Die natürliche Abbildung
von Lemma 13.8 (2) ist in diesem Fall injektiv und daher ist
(3). Die Untervektorraumeigenschaft ist klar. Im endlichdimensionalen Fall sei
eine direkte Summenzerlegung. Nach Lemma 13.10 ist
und es ist
Daher ist die Dimension gleich
(4). Mit
ist . Daher folgt (4) aus (3).
Es sei ein Körper und es seien und endlichdimensionale - Vektorräume. Wir betrachten die natürliche Abbildung
wobei links der Produktraum steht. Diese Abbildung ist im Allgemeinen nicht linear. Es ist zwar einerseits
und andererseits
wenn man also eine Komponente festhält, so gilt Additivität (und ebenso Verträglichkeit mit der Skalarmultiplikation) in der anderen Komponente. Im Produktraum gilt
und somit ist
(nur in Ausnahmefällen ist ).
- Fußnoten
- ↑ Diese Projektionen sind sogar sogenannte orthogonale Projektionen. Davon kann man nur sprechen, wenn man ein Skalarprodukt zur Verfügung hat, was wir im zweiten Semester behandeln werden. Hier liegen einfach nur lineare Projektionen vor, die, anders als im orthogonalen Fall, wesentlich vom gewählten direkten Komplement abhängen.