- Projektion weg von einem Punkt
Die
Abbildung
-
heißt die Projektion weg vom Punkt .
Diese Abbildung ist ein wohldefinierter Morphismus, der außerhalb des Zentrums der Projektion definiert ist. Jedem anderen Punkt wird derjenige Punkt des zugeordnet, der der Geraden durch den Punkt und dem Zentrum entspricht. Daher ist die Abbildung surjektiv und jede Faser ist eine projektive Gerade ohne den Zentrumspunkt, also eine affine Gerade
(es liegt ein sogenanntes Geradenbündel über dem vor).
Es handelt sich um die Fortsetzung der Kegelabbildung auf den projektiven Raum. Die entsprechende Abbildung kann man zu jedem Zentrumspunkt definieren, siehe Aufgabe 29.3.
- Abbildungen nach
Der folgende Satz liefert eine neue Version der
Noetherschen Normalisierung
(siehe Satz 5.4)
Es sei ein Punkt, der nicht auf der Kurve liegt. Einen solchen Punkt gibt es, da der Körper insbesondere unendlich ist. Wir betrachten die
Projektion weg von ,
die insgesamt einen Morphismus
-
induziert. Die Faser dieses Morphismus über einem Punkt
(der eine Richtung in repräsentiert)
besteht genau aus den Punkten der Kurve, die auf der durch definierten Geraden
-
liegen. Daher wird die Faser über auf beschrieben, indem man in der Kurvengleichung
mittels der Geradengleichung eine Variable eliminiert. Das Ergebnis ist ein homogenes Polynom in zwei Variablen vom Grad , das nicht ist, denn sonst wäre ein Punkt der Kurve. Da wir über einem algebraisch abgeschlossenen Körper sind, besitzt dieses Polynom mindestens eine und höchstens Nullstellen, die alle von verschieden sind. Dies ergibt die Surjektivität und die Abschätzung für die Faser.
Wir definieren zunächst auf eine Fortsetzung
-
der rationalen Funktion . Es sei hierzu ein Punkt der Kurve. Bei ist nichts zu tun, sei also
.
Da die Kurve glatt ist, ist nach
Fakt *****
der lokale Ring der Kurve im Punkt ein
diskreter Bewertungsring.
Daher hat der Quotient dort eine Beschreibung als
-
mit und
( sei eine Ortsuniformisierende).
Es gibt eine offene Umgebung
derart, dass und über definiert sind und dort eine Einheit ist. Bei
ist und die Undefiniertheitsstelle ist also sogar als Abbildung nach „hebbar“. Bei
ist der umgekehrte Bruch
auf definiert als eine Abbildung nach . Mittels der „verdrehten Einbettung“ erhält man eine Abbildung nach .
Wir müssen zeigen, dass diese zwei Morphismen in die projektive Gerade dort, wo beide definiert sind, übereinstimmen. Das sind die Punkte , in denen weder eine Nullstelle noch einen Pol besitzt. Die Verträglichkeit folgt daraus, dass in einer offenen Umgebung eine Abbildung
-
vorliegt, und dass das Diagramm
-
kommutiert. Dies ergibt einen wohldefinierten Morphismus auf dem affinen Stück .
Für einen beliebigen Punkt der projektiven Kurve und eine affine Umgebung
liegt die gleiche Situation vor, da
ist, und somit auf einer offenen nichtleeren Menge die rationale Funktion
(mit anderen Zählern und Nennern)
definiert ist. Damit lässt sich das vorhergehende Argument genauso anwenden.
Die Eindeutigkeit folgt daraus, dass auf jeder affinen offenen Menge der Durchschnitt nicht leer ist. Ein Morphismus auf einer integren Varietät in die affine Gerade ist durch die rationale Funktion eindeutig festgelegt.
- Parametrisierte projektive ebene Kurven
Sei eine rational parametrisierte Kurve gegeben. Wir haben in
Satz 6.11
gesehen, dass das Bild eine algebraische Gleichung erfüllt. Dabei haben wir im dortigen Beweis schon die homogenisierte Parametrisierung verwendet, die jetzt als projektive Fortsetzung wieder auftaucht.
Es sei
-
eine rationale Parametrisierung in gekürzter
(d.h. die haben keinen gemeinsamen Teiler)
Darstellung. Es sei der maximale Grad der beteiligten Polynome und es seien die
Homogenisierungen
(bezüglich der neuen Variablen )
davon. Es seien die Produkte dieser Homogenisierungen mit einer Potenz von derart, dass alle den Grad besitzen.
Dann definieren die einen Morphismus
-
derart, dass das Diagramm
-
kommutativ ist.
Dabei liegt das Bild unter auf dem projektiven Abschluss der affinen Bildkurve.
Die Abbildung ist aufgrund von
Aufgabe 29.2
wohldefiniert, und zwar auf ganz , da insgesamt teilerfremd sind. Zur Kommutativität muss man lediglich beachten, dass
einerseits über auf
-
abgebildet wird und andererseits auf
-
Für den Zusatz sei der affine Abschluss des Bildes und
der
projektive Abschluss
davon. Wir betrachten das offene Komplement
.
Da die Abbildung stetig ist, ist das Urbild offen in , und es kann nur Punkte aus enthalten. Eine endliche und offene Teilmenge der projektiven Geraden muss aber leer sein.
Es sei ein
algebraisch abgeschlossener Körper
und sei ein Polynom in einer Variablen vom Grad
.
Dann wird der
projektive Abschluss
des
Graphen
durch beschrieben, wobei die
Homogenisierung
von bezeichnet. Dabei gibt es in bei
(mit )
noch den
glatten Punkt
und bei
noch den Punkt , der bei singulär ist.
Bei
besitzt der Punkt im Unendlichen die
Multiplizität
.
Die Gleichung für den projektiven Abschluss folgt direkt aus
Satz 28.10.
Den Schnitt von mit der projektiven Geraden im Unendlichen erhält man, wenn man in der Gleichung
setzt. Bei
liegt insgesamt die Geradengleichung vor, und der Schnitt mit legt den einzigen Punkt fest. Bei
liegt die Kurvengleichung
-
mit
vor. Setzt man
,
so bleibt übrig, woraus
folgt. Dies entspricht dem einzigen unendlich fernen Punkt .
Für die Multiplizität betrachtet man die affine Gleichung der Kurve auf . D.h. man setzt
und erhält die affine Gleichung
-
und der Punkt ist in diesen Koordinaten der Nullpunkt. Daher ist die Multiplizität gleich mit der einzigen durch
gegebenen Tangente. Bei
ist die Multiplizität und daher liegt ein singulärer Punkt vor.
Dieser Satz ist so zu verstehen, dass bei
die -Achse
(dafür steht der Punkt )
„asymptotisch“ zum Graphen gehört
(und auch die einzige Asymptote des Graphen ist).
Die unendlich ferne Gerade ist die
(einzige)
Tangente an diesem Punkt. Die Normalisierung von ist der , und zwar ist die Normalisierungsabbildung
nach Fakt *****,
angewendet auf die affine Parametrisierung des Graphen
-
durch
-
gegeben. Dabei geht der unendlich ferne Punkt auf
.
Es sei ein
algebraisch abgeschlossener Körper
und seien
Polynome in einer Variablen
vom Grad
ohne gemeinsame Nullstelle. Es sei
und sei
die zugehörige rationale Funktion. Es seien und die zugehörigen
Homogenisierungen
Dann wird der
projektive Abschluss
des
Graphen
von bei
durch
-
und bei
durch
-
beschrieben.
- Monomiale projektive Kurven
Zu einer ebenen monomialen Kurve mit teilerfremden Exponenten gehört nach Satz 29.5 die monomiale projektive Kurve
-
Auf der offenen Menge ist dies die ursprüngliche Abbildung und auf ist dies die affine Abbildung
-
Seien
teilerfremd. Für die durch
-
gegebene ebene projektive
monomiale Kurve
vom Grad gelten folgende Aussagen.
- Die Kurve wird durch die homogene Gleichung
vom Grad beschrieben.
- Die Kurve ist
glatt
für alle Punkte und .
- Die Kurve hat im Punkt die
Multiplizität
und im Punkt die Multiplizität .
- Bei
ist die Kurve nicht glatt.
- Die affine Gleichung ist , und nach
Satz 28.10
wird der projektive Abschluss durch die Homogenisierung, also durch beschrieben.
- Auf der affinen Kurve
ist nach
Satz 20.12
nur der Nullpunkt, der dem projektiven Punkt entpricht,
(eventuell)
nicht glatt. Die Punkte auf der Kurve außerhalb von erhält man, indem man in der Gleichung
setzt. Dies erzwingt
,
sodass es lediglich noch den Punkt gibt.
- Die Multiplizität in einem Punkt ist eine lokale Eigenschaft. Der Punkt entspricht dem Nullpunkt auf der affinen monomialen Kurve
, deren Multiplizität im Nullpunkt nach
Korollar 23.9
gleich dem kleineren Exponenten, also gleich ist. Der Punkt liegt auf und dort ist die affine Gleichung. Die Multiplizität ist wieder der kleinere Exponent, also gleich .
- Folgt aus (3).