Parameterabhängige Integrale
Wie diskutieren nun, wie Integrale von einem Parameter abhängen, der sich in einem metrischen Raum bewegt. Dazu muss man in erster Linie das Verhalten bezüglich einer Folge verstehen, so dass man die Ergebnisse der letzten Vorlesung anwenden kann. Der folgende Stetigkeitssatz ist eine weitreichende Verallgemeinerung von
Satz 58.2 (Analysis (Osnabrück 2021-2023)) .
Es sei
(
M
,
A
,
μ
)
{\displaystyle {}(M,{\mathcal {A}},\mu )}
ein
Maßraum ,
E
{\displaystyle {}E}
ein metrischer Raum und
f
:
E
×
M
⟶
R
¯
,
(
t
,
x
)
⟼
f
(
t
,
x
)
,
{\displaystyle f\colon E\times M\longrightarrow {\overline {\mathbb {R} }},\,(t,x)\longmapsto f(t,x),}
eine
Funktion . Dann gibt es einerseits zu jedem
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
die Funktion
f
(
−
,
x
)
:
E
⟶
R
¯
,
t
⟼
f
x
(
t
)
=
f
(
t
,
x
)
,
{\displaystyle f(-,x)\colon E\longrightarrow {\overline {\mathbb {R} }},\,t\longmapsto f_{x}(t)=f(t,x),}
die man auf Stetigkeit untersuchen kann, und andererseits für jeden
„Parameter“
t
∈
E
{\displaystyle {}t\in E}
die Funktion
f
(
t
,
−
)
:
M
⟶
R
¯
,
x
⟼
f
t
(
x
)
=
f
(
t
,
x
)
{\displaystyle f(t,-)\colon M\longrightarrow {\overline {\mathbb {R} }},\,x\longmapsto f_{t}(x)=f(t,x)}
und dazu
(im Falle der
Integrierbarkeit )
das
Integral
∫
M
f
t
d
μ
{\displaystyle {}\int _{M}f_{t}\,d\mu }
. Wir interessieren uns für die Abhängigkeit von diesem Integral vom Parameter
t
∈
E
{\displaystyle {}t\in E}
.
Um deutlich zu machen, dass über
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
(nicht über
t
∈
E
{\displaystyle {}t\in E}
)
integriert wird, schreiben wir manchmal
∫
M
f
t
d
μ
(
x
)
{\displaystyle {}\int _{M}f_{t}\,d\mu (x)}
oder
∫
M
f
(
t
,
x
)
d
μ
(
x
)
{\displaystyle {}\int _{M}f(t,x)\,d\mu (x)}
, wobei
x
{\displaystyle {}x}
die Variable zu
M
{\displaystyle {}M}
bezeichnet.
Es sei
(
M
,
A
,
μ
)
{\displaystyle {}(M,{\mathcal {A}},\mu )}
ein
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-
endlicher
Maßraum ,
E
{\displaystyle {}E}
ein
metrischer Raum ,
t
0
∈
E
{\displaystyle {}t_{0}\in E}
und
f
:
E
×
M
⟶
R
¯
,
(
t
,
x
)
⟼
f
(
t
,
x
)
,
{\displaystyle f\colon E\times M\longrightarrow {\overline {\mathbb {R} }},\,(t,x)\longmapsto f(t,x),}
eine
Funktion ,
die die folgenden Eigenschaften erfülle.
Für alle
t
∈
E
{\displaystyle {}t\in E}
ist die Funktion
x
↦
f
(
t
,
x
)
{\displaystyle {}x\mapsto f(t,x)}
messbar .
Für alle
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
ist die Funktion
t
↦
f
(
t
,
x
)
{\displaystyle {}t\mapsto f(t,x)}
stetig
in
t
0
{\displaystyle {}t_{0}}
.
Es gibt eine
nichtnegative messbare integrierbare Funktion
h
:
M
⟶
R
¯
{\displaystyle h\colon M\longrightarrow {\overline {\mathbb {R} }}}
mit
|
f
(
t
,
x
)
|
≤
h
(
x
)
{\displaystyle {}\vert {f(t,x)}\vert \leq h(x)\,}
für alle
t
∈
E
{\displaystyle {}t\in E}
und alle
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
.
Dann ist die Funktion
φ
:
E
⟶
R
,
t
⟼
φ
(
t
)
=
∫
M
f
(
t
,
x
)
d
μ
(
x
)
,
{\displaystyle \varphi \colon E\longrightarrow \mathbb {R} ,\,t\longmapsto \varphi (t)=\int _{M}f(t,x)\,d\mu (x),}
wohldefiniert und stetig in
t
0
{\displaystyle {}t_{0}}
.
Die Integrierbarkeit der einzelnen Funktionen
x
↦
f
(
t
,
x
)
{\displaystyle {}x\mapsto f(t,x)}
folgt aus
Lemma 9.5 .
Wir müssen die Stetigkeit der Funktion
t
↦
φ
(
t
)
=
∫
M
f
(
t
,
x
)
d
μ
(
x
)
{\displaystyle {}t\mapsto \varphi (t)=\int _{M}f(t,x)\,d\mu (x)}
in
t
0
{\displaystyle {}t_{0}}
zeigen. Wir wenden
das Folgenkriterium für die Stetigkeit
an, sei also
(
s
n
)
n
∈
N
{\displaystyle {}{\left(s_{n}\right)}_{n\in \mathbb {N} }}
eine Folge in
E
{\displaystyle {}E}
, die gegen
t
0
{\displaystyle {}t_{0}}
konvergiert. Wir setzen
f
n
(
x
)
=
f
(
s
n
,
x
)
{\displaystyle {}f_{n}(x)=f(s_{n},x)}
.
Aufgrund der zweiten Voraussetzung
konvergiert
die Folge
(
f
n
(
x
)
)
n
∈
N
{\displaystyle {}{\left(f_{n}(x)\right)}_{n\in \mathbb {N} }}
für jedes
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
gegen
f
(
t
0
,
x
)
{\displaystyle {}f(t_{0},x)}
. Daher
konvergiert
die Funktionenfolge
(
f
n
)
n
∈
N
{\displaystyle {}{\left(f_{n}\right)}_{n\in \mathbb {N} }}
punktweise gegen
f
(
t
0
,
−
)
{\displaystyle {}f(t_{0},-)}
. Wegen der dritten Bedingung kann man
den Satz von der majorisierten Konvergenz
anwenden und erhält
lim
n
→
∞
φ
(
s
n
)
=
lim
n
→
∞
∫
M
f
n
(
x
)
d
μ
(
x
)
=
∫
M
f
(
t
0
,
x
)
d
μ
(
x
)
=
φ
(
t
0
)
.
{\displaystyle {}\lim _{n\rightarrow \infty }\varphi (s_{n})=\lim _{n\rightarrow \infty }\int _{M}f_{n}(x)\,d\mu (x)=\int _{M}f(t_{0},x)\,d\mu (x)=\varphi (t_{0})\,.}
◻
{\displaystyle \Box }
Es sei
(
M
,
A
,
μ
)
{\displaystyle {}(M,{\mathcal {A}},\mu )}
ein
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-
endlicher
Maßraum ,
I
{\displaystyle {}I}
ein nichtleeres
offenes Intervall
und
f
:
I
×
M
⟶
R
,
(
t
,
x
)
⟼
f
(
t
,
x
)
,
{\displaystyle f\colon I\times M\longrightarrow \mathbb {R} ,\,(t,x)\longmapsto f(t,x),}
eine
Funktion ,
die die folgenden Eigenschaften erfülle.
Für alle
t
∈
I
{\displaystyle {}t\in I}
ist die Funktion
x
↦
f
(
t
,
x
)
{\displaystyle {}x\mapsto f(t,x)}
integrierbar .
Für alle
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
ist die Funktion
t
↦
f
(
t
,
x
)
{\displaystyle {}t\mapsto f(t,x)}
(stetig)
differenzierbar .
Es gibt eine
nichtnegative
messbare integrierbare Funktion
h
:
M
⟶
R
{\displaystyle h\colon M\longrightarrow \mathbb {R} }
mit
|
f
′
(
t
,
x
)
|
≤
h
(
x
)
{\displaystyle {}\vert {f'(t,x)}\vert \leq h(x)\,}
für alle
t
∈
I
{\displaystyle {}t\in I}
und alle
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
.
Dann ist die Funktion
φ
:
I
⟶
R
,
t
⟼
φ
(
t
)
=
∫
M
f
(
t
,
x
)
d
μ
(
x
)
,
{\displaystyle \varphi \colon I\longrightarrow \mathbb {R} ,\,t\longmapsto \varphi (t)=\int _{M}f(t,x)\,d\mu (x),}
(stetig)
differenzierbar
in
t
{\displaystyle {}t}
, die Zuordnung
x
↦
f
′
(
t
,
x
)
{\displaystyle {}x\mapsto f'(t,x)}
ist
integrierbar
und es gilt die Formel
φ
′
(
t
)
=
∫
M
f
′
(
t
,
x
)
d
μ
(
x
)
.
{\displaystyle {}\varphi '(t)=\int _{M}f'(t,x)\,d\mu (x)\,.}
Der
Differenzenquotient
für
φ
{\displaystyle {}\varphi }
in einem Punkt
t
∈
I
{\displaystyle {}t\in I}
und
s
≠
t
{\displaystyle {}s\neq t}
ist
φ
(
s
)
−
φ
(
t
)
s
−
t
=
∫
M
f
(
s
,
x
)
d
μ
(
x
)
−
∫
M
f
(
t
,
x
)
d
μ
(
x
)
s
−
t
.
{\displaystyle {}{\frac {\varphi (s)-\varphi (t)}{s-t}}={\frac {\int _{M}f(s,x)\,d\mu (x)-\int _{M}f(t,x)\,d\mu (x)}{s-t}}\,.}
Wir müssen für jede Folge
(
s
n
)
n
∈
N
{\displaystyle {}{\left(s_{n}\right)}_{n\in \mathbb {N} }}
in
I
{\displaystyle {}I}
mit
s
n
≠
t
{\displaystyle {}s_{n}\neq t}
,
die gegen
t
{\displaystyle {}t}
konvergiert ,
zeigen, dass die zugehörige Folge der Differenzenquotienten konvergiert. Nach
dem Mittelwertsatz der Differentialrechnung
gibt es
(für jedes
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
und jedes
n
{\displaystyle {}n}
)
ein
c
∈
I
{\displaystyle {}c\in I}
mit
|
f
(
s
n
,
x
)
−
f
(
t
,
x
)
s
n
−
t
|
=
|
f
′
(
c
,
x
)
|
≤
h
(
x
)
.
{\displaystyle {}\vert {\frac {f(s_{n},x)-f(t,x)}{s_{n}-t}}\vert =\vert {f'(c,x)}\vert \leq h(x)\,.}
Da
h
{\displaystyle {}h}
integrierbar ist, ist auch für jedes
n
∈
N
{\displaystyle {}n\in \mathbb {N} }
der Differenzenquotient als Funktion in
x
{\displaystyle {}x}
nach
Lemma 9.5
integrierbar. Dann ist unter Verwendung
der Linearität des Integrals
und
des Satzes von der majorisierten Konvergenz
φ
′
(
t
)
=
lim
n
→
∞
φ
(
s
n
)
−
φ
(
t
)
s
n
−
t
=
lim
n
→
∞
∫
M
f
(
s
n
,
x
)
d
μ
(
x
)
−
∫
M
f
(
t
,
x
)
d
μ
(
x
)
s
n
−
t
=
lim
n
→
∞
∫
M
f
(
s
n
,
x
)
−
f
(
t
,
x
)
s
n
−
t
d
μ
(
x
)
=
∫
M
(
lim
n
→
∞
f
(
s
n
,
x
)
−
f
(
t
,
x
)
s
n
−
t
)
d
μ
(
x
)
=
∫
M
f
′
(
t
,
x
)
d
μ
(
x
)
.
{\displaystyle {}{\begin{aligned}\varphi '(t)&=\lim _{n\rightarrow \infty }{\frac {\varphi (s_{n})-\varphi (t)}{s_{n}-t}}\\&=\lim _{n\rightarrow \infty }{\frac {\int _{M}f(s_{n},x)\,d\mu (x)-\int _{M}f(t,x)\,d\mu (x)}{s_{n}-t}}\\&=\lim _{n\rightarrow \infty }\int _{M}{\frac {f(s_{n},x)-f(t,x)}{s_{n}-t}}\,d\mu (x)\\&=\int _{M}{\left(\lim _{n\rightarrow \infty }{\frac {f(s_{n},x)-f(t,x)}{s_{n}-t}}\right)}\,d\mu (x)\\&=\int _{M}f'(t,x)\,d\mu (x).\end{aligned}}}
Die stetige Differenzierbarkeit folgt aus
Satz 11.1 .
◻
{\displaystyle \Box }
Es sei
(
M
,
A
,
μ
)
{\displaystyle {}(M,{\mathcal {A}},\mu )}
ein
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-
endlicher
Maßraum ,
U
⊆
R
n
{\displaystyle {}U\subseteq \mathbb {R} ^{n}}
offen
und
f
:
U
×
M
⟶
R
{\displaystyle f\colon U\times M\longrightarrow \mathbb {R} }
eine
Funktion ,
die die folgenden Eigenschaften erfülle.
Für jedes
z
∈
U
{\displaystyle {}z\in U}
ist die Funktion
M
⟶
R
,
x
⟼
f
(
z
,
x
)
,
{\displaystyle M\longrightarrow \mathbb {R} ,\,x\longmapsto f(z,x),}
integrierbar .
Für jedes
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
ist die Funktion
U
⟶
R
,
z
⟼
f
(
z
,
x
)
,
{\displaystyle U\longrightarrow \mathbb {R} ,\,z\longmapsto f(z,x),}
stetig differenzierbar .
Es gibt eine
nichtnegative
integrierbare Funktion
h
:
M
⟶
R
{\displaystyle h\colon M\longrightarrow \mathbb {R} }
mit
‖
∂
f
∂
z
i
(
z
,
x
)
‖
≤
h
(
x
)
{\displaystyle {}\Vert {{\frac {\partial f}{\partial z_{i}}}(z,x)}\Vert \leq h(x)\,}
für alle
z
∈
U
{\displaystyle {}z\in U}
,
alle
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
und alle
i
=
1
,
…
,
n
{\displaystyle {}i=1,\ldots ,n}
.
Dann ist die Funktion
φ
:
U
⟶
R
,
z
⟼
φ
(
z
)
=
∫
M
f
(
z
,
x
)
d
μ
(
x
)
,
{\displaystyle \varphi \colon U\longrightarrow \mathbb {R} ,\,z\longmapsto \varphi (z)=\int _{M}f(z,x)\,d\mu (x),}
stetig differenzierbar
und es gilt für jedes
i
=
1
,
…
,
n
{\displaystyle {}i=1,\ldots ,n}
die Formel
∂
φ
∂
z
i
(
z
)
=
∫
M
∂
f
∂
z
i
(
z
,
x
)
d
μ
(
x
)
.
{\displaystyle {}{\frac {\partial \varphi }{\partial z_{i}}}(z)=\int _{M}{\frac {\partial f}{\partial z_{i}}}(z,x)\,d\mu (x)\,.}
Dies folgt aus
Satz 11.2 ,
indem man zu
i
∈
{
1
,
…
,
n
}
{\displaystyle {}i\in {\{1,\ldots ,n\}}}
und
P
∈
U
{\displaystyle {}P\in U}
die lineare Kurve
ψ
:
I
⟶
U
,
t
⟼
P
+
t
e
i
,
{\displaystyle \psi \colon I\longrightarrow U,\,t\longmapsto P+te_{i},}
vorschaltet und
f
∘
(
ψ
×
Id
M
)
{\displaystyle {}f\circ (\psi \times \operatorname {Id} _{M})}
betrachtet.
◻
{\displaystyle \Box }
Das Cavalieri-Prinzip
Es seien
(
M
,
A
,
μ
)
{\displaystyle {}(M,{\mathcal {A}},\mu )}
und
(
N
,
B
,
ν
)
{\displaystyle {}(N,{\mathcal {B}},\nu )}
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-
endliche Maßräume und
T
⊆
M
×
N
{\displaystyle {}T\subseteq M\times N}
eine messbare Teilmenge. Für jeden Punkt
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
ist
T
(
x
)
=
{
y
∈
N
∣
(
x
,
y
)
∈
T
}
.
{\displaystyle {}T(x)={\left\{y\in N\mid (x,y)\in T\right\}}\,.}
Wir erinnern an
Lemma 4.10 ,
nachdem diese Mengen messbar sind. In welcher Beziehung steht
(
μ
⊗
ν
)
(
T
)
{\displaystyle {}(\mu \otimes \nu )(T)}
zur Funktion
M
⟶
R
,
x
⟼
ν
(
T
(
x
)
)
?
{\displaystyle M\longrightarrow \mathbb {R} ,\,x\longmapsto \nu (T(x))?}
Bei
N
=
R
{\displaystyle {}N=\mathbb {R} }
und wenn
T
{\displaystyle {}T}
der Subgraph zu einer nichtnegativen messbaren Funktion
f
{\displaystyle {}f}
ist, so ist
λ
1
(
T
(
x
)
)
=
f
(
x
)
{\displaystyle {}\lambda ^{1}(T(x))=f(x)}
und nach der Definition des
Integrals
gilt
(
μ
⊗
λ
1
)
(
T
)
=
∫
M
f
(
x
)
d
μ
=
∫
M
λ
1
(
T
(
x
)
)
d
μ
.
{\displaystyle {}(\mu \otimes \lambda ^{1})(T)=\int _{M}f(x)\,d\mu =\int _{M}\lambda ^{1}(T(x))\,d\mu \,.}
Der Satz von Cavalieri besagt, dass die Gleichheit zwischen links und rechts für beliebige messbare Teilmengen
T
{\displaystyle {}T}
gilt. Um diesen Satz überhaupt formulieren zu können, müssen wir zunächst sicherstellen, dass die Funktion
x
↦
ν
(
T
(
x
)
)
{\displaystyle {}x\mapsto \nu (T(x))}
messbar ist.
Es seien
(
M
,
A
,
μ
)
{\displaystyle {}(M,{\mathcal {A}},\mu )}
und
(
N
,
B
,
ν
)
{\displaystyle {}(N,{\mathcal {B}},\nu )}
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-
endliche Maßräume und sei
T
⊆
M
×
N
{\displaystyle {}T\subseteq M\times N}
eine
messbare Teilmenge .
Dann sind die Funktionen
M
⟶
R
¯
,
x
⟼
ν
(
T
(
x
)
)
,
{\displaystyle M\longrightarrow {\overline {\mathbb {R} }},\,x\longmapsto \nu (T(x)),}
und
N
⟶
R
¯
,
y
⟼
μ
(
T
(
y
)
)
,
{\displaystyle N\longrightarrow {\overline {\mathbb {R} }},\,y\longmapsto \mu (T(y)),}
messbar .
Wir zeigen die Messbarkeit der ersten Funktion
x
↦
ν
(
T
(
x
)
)
{\displaystyle {}x\mapsto \nu (T(x))}
. Dabei reduzieren wir zuerst auf die Situation in der das Maß
ν
{\displaystyle {}\nu }
auf
N
{\displaystyle {}N}
endlich
ist. Nach Voraussetzung gibt es eine
abzählbare
messbare
Ausschöpfung
N
n
↑
N
{\displaystyle {}N_{n}\uparrow N}
mit
ν
(
N
n
)
<
∞
{\displaystyle {}\nu (N_{n})<\infty }
.
Wir setzen
T
n
=
T
∩
(
M
×
N
n
)
{\displaystyle {}T_{n}=T\cap {\left(M\times N_{n}\right)}}
.
Dann ist
T
n
↑
T
{\displaystyle {}T_{n}\uparrow T}
und damit auch
T
n
(
x
)
↑
T
(
x
)
{\displaystyle {}T_{n}(x)\uparrow T(x)}
für jedes
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
.
Wenn wir für jedes
n
∈
N
{\displaystyle {}n\in \mathbb {N} }
die Messbarkeit von
x
↦
ν
(
T
n
(
x
)
)
{\displaystyle {}x\mapsto \nu (T_{n}(x))}
gezeigt haben, so folgt sie wegen
Lemma 8.4
auch für
x
↦
ν
(
T
(
x
)
)
=
lim
n
→
∞
ν
(
T
n
(
x
)
)
{\displaystyle {}x\mapsto \nu (T(x))=\lim _{n\rightarrow \infty }\nu (T_{n}(x))}
. Wir können also annehmen, dass
ν
(
N
)
<
∞
{\displaystyle {}\nu (N)<\infty }
ist.
Wir wollen zeigen, dass für jedes
T
⊆
M
×
N
{\displaystyle {}T\subseteq M\times N}
die Funktion
x
↦
ν
(
T
(
x
)
)
{\displaystyle {}x\mapsto \nu (T(x))}
messbar ist. Wie setzen
D
=
{
T
∈
A
⊗
B
∣
Die Funktion
x
↦
ν
(
T
(
x
)
)
ist messbar
}
{\displaystyle {\mathcal {D}}={\left\{T\in {\mathcal {A}}\otimes {\mathcal {B}}\mid {\text{Die Funktion }}x\mapsto \nu (T(x)){\text{ ist messbar}}\right\}}\,}
und müssen zeigen, dass dies die gesamte Produkt-
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-Algebra ist. Zunächst gehören die messbaren Quader
A
×
B
{\displaystyle {}A\times B}
zu
D
{\displaystyle {}{\mathcal {D}}}
. Es ist ja
(
A
×
B
)
(
x
)
=
{
B
,
falls
x
∈
A
∅
sonst
,
{\displaystyle {}(A\times B)(x)={\begin{cases}B,{\text{ falls }}x\in A\\\emptyset {\text{ sonst}}\,,\end{cases}}\,}
und damit ist
ν
(
T
(
x
)
)
=
ν
(
B
)
⋅
e
A
(
x
)
{\displaystyle {}\nu (T(x))=\nu (B)\cdot e_{A}(x)\,}
messbar. Wir zeigen, dass
D
{\displaystyle {}{\mathcal {D}}}
ein
Dynkin-System
ist. Es ist
M
×
N
∈
D
{\displaystyle {}M\times N\in {\mathcal {D}}}
.
Seien
S
⊆
T
{\displaystyle {}S\subseteq T}
Teilmengen, die zu
D
{\displaystyle {}{\mathcal {D}}}
gehören. Dann ist
(
T
∖
S
)
(
x
)
=
T
(
x
)
∖
S
(
x
)
{\displaystyle {}(T\setminus S)(x)=T(x)\setminus S(x)}
und
ν
(
(
T
∖
S
)
(
x
)
)
=
ν
(
T
(
x
)
)
−
ν
(
S
(
x
)
)
{\displaystyle {}\nu ((T\setminus S)(x))=\nu (T(x))-\nu (S(x))}
ist nach
Lemma 8.3
messbar. Für eine disjunkte abzählbare Vereinigung
T
=
⨄
i
∈
I
T
i
{\displaystyle {}T=\biguplus _{i\in I}T_{i}}
ist
T
(
x
)
=
⨄
i
∈
I
T
i
(
x
)
{\displaystyle {}T(x)=\biguplus _{i\in I}T_{i}(x)}
.
Wenn
T
i
∈
D
{\displaystyle {}T_{i}\in {\mathcal {D}}}
für alle
i
∈
I
{\displaystyle {}i\in I}
ist, so ist die Funktion
x
↦
ν
(
T
(
x
)
)
=
∑
i
∈
I
ν
(
T
i
(
x
)
)
{\displaystyle {}x\mapsto \nu (T(x))=\sum _{i\in I}\nu (T_{i}(x))}
nach
Korollar 8.8
wieder messbar.
Damit ist insgesamt
D
{\displaystyle {}{\mathcal {D}}}
ein Dynkin-System, das das durchschnittsstabile Erzeugendensystem aller Quader für die
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-
Algebra
A
⊗
B
{\displaystyle {}{\mathcal {A}}\otimes {\mathcal {B}}}
enthält. Deshalb ist
D
=
A
⊗
B
{\displaystyle {}{\mathcal {D}}={\mathcal {A}}\otimes {\mathcal {B}}}
nach
Lemma 1.13 .
◻
{\displaystyle \Box }
Wir werden im Folgenden die Notation
∫
M
f
(
x
)
d
μ
(
x
)
{\displaystyle {}\int _{M}f(x)\,d\mu (x)}
verwenden, die betont, dass die Funktion
f
{\displaystyle {}f}
von
x
∈
M
{\displaystyle {}x\in M}
abhängt. Dies ist insbesondere dann sinnvoll, wenn es um einen Produktraum
M
×
N
{\displaystyle {}M\times N}
geht und Verwechslungen möglich sind.
Es seien
(
M
,
A
,
μ
)
{\displaystyle {}(M,{\mathcal {A}},\mu )}
und
(
N
,
B
,
ν
)
{\displaystyle {}(N,{\mathcal {B}},\nu )}
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-
endliche Maßräume .
Dann gilt für alle
messbaren Teilmengen
T
⊆
M
×
N
{\displaystyle {}T\subseteq M\times N}
die Beziehung
(
μ
⊗
ν
)
(
T
)
=
∫
M
ν
(
T
(
x
)
)
d
μ
(
x
)
=
∫
N
μ
(
T
(
y
)
)
d
ν
(
y
)
.
{\displaystyle {}(\mu \otimes \nu )(T)=\int _{M}\nu (T(x))\,d\mu (x)=\int _{N}\mu (T(y))\,d\nu (y)\,.}
Wir zeigen zuerst, dass die Zuordnung
A
⊗
B
⟶
R
¯
,
T
⟼
∫
M
ν
(
T
(
x
)
)
d
μ
(
x
)
,
{\displaystyle {\mathcal {A}}\otimes {\mathcal {B}}\longrightarrow {\overline {\mathbb {R} }},\,T\longmapsto \int _{M}\nu (T(x))\,d\mu (x),}
ein
Maß
auf der Produkt-
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-
Algebra
ist. Es sei dazu
T
=
⨄
i
∈
I
T
i
{\displaystyle {}T=\biguplus _{i\in I}T_{i}}
eine
abzählbare Zerlegung
in
paarweise disjunkte
messbare Teilmengen .
Nach
Aufgabe 10.10
ist
∫
M
ν
(
T
(
x
)
)
d
μ
=
∫
M
ν
(
(
⨄
i
∈
I
T
i
)
(
x
)
)
d
μ
=
∫
M
ν
(
⨄
i
∈
I
T
i
(
x
)
)
d
μ
=
∫
M
∑
i
∈
I
ν
(
T
i
(
x
)
)
d
μ
=
∑
i
∈
I
∫
M
ν
(
T
i
(
x
)
)
d
μ
,
{\displaystyle {}{\begin{aligned}\int _{M}\nu (T(x))\,d\mu &=\int _{M}\nu {\left({\left(\biguplus _{i\in I}T_{i}\right)}(x)\right)}\,d\mu \\&=\int _{M}\nu {\left(\biguplus _{i\in I}T_{i}(x)\right)}\,d\mu \\&=\int _{M}\sum _{i\in I}\nu (T_{i}(x))\,d\mu \\&=\sum _{i\in I}\int _{M}\nu (T_{i}(x))\,d\mu ,\end{aligned}}}
sodass die
σ
{\displaystyle {}\sigma }
-
Additivität
erfüllt ist.
Für einen Quader
A
×
B
{\displaystyle {}A\times B}
ist
∫
M
ν
(
(
A
×
B
)
(
x
)
)
d
μ
=
∫
A
ν
(
B
)
d
μ
=
μ
(
A
)
⋅
ν
(
B
)
.
{\displaystyle {}\int _{M}\nu ((A\times B)(x))\,d\mu =\int _{A}\nu (B)\,d\mu =\mu (A)\cdot \nu (B)\,.}
Aufgrund des
Eindeutigkeitssatzes für das Produktmaß
muss daher das durch das Integral definierte Maß mit dem Produktmaß übereinstimmen.
◻
{\displaystyle \Box }