Kurs:Mathematik für Anwender/Teil II/10/Klausur mit Lösungen

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Aufgabe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
Punkte 3 3 5 4 2 5 3 4 6 3 5 4 4 3 3 4 3 64




Aufgabe (3 Punkte)

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Eine ortsunabhängige gewöhnliche Differentialgleichung
  2. Ein Skalarprodukt auf einem reellen Vektorraum .
  3. Ein (zeitabhängiges) Vektorfeld auf einer offenen Menge .
  4. Die Relativgeschwindigkeit von zwei Beobachtern und mit den Vierergeschwindigkeiten und in einem Minkowski-Raum .
  5. Die Hesse-Matrix zu einer zweimal stetig differenzierbaren Funktion

    in einem Punkt .

  6. Die Integrabilitätsbedingung eines differenzierbaren Vektorfeldes

    wobei eine offene Teilmenge ist.


Lösung

  1. Ortsunabhängig bedeutet, dass die Funktion nicht von abhängt.
  2. Ein Skalarprodukt auf ist eine Abbildung

    mit folgenden Eigenschaften:

    1. Es ist

      für alle , und ebenso in der zweiten Komponente.

    2. Es ist

      für alle .

    3. Es ist für alle und genau dann, wenn ist.
  3. Ein Vektorfeld ist eine Abbildung

    wobei ein reelles Intervall ist.

  4. Die Relativgeschwindigkeit ist
  5. Es seien die Richtungsableitungen in Richtung des -ten Einheitsvektors. Zu heißt die Matrix

    die Hesse-Matrix zu im Punkt .

  6. Die Integrabilitätsbedingung besagt, dass

    für alle und alle gilt.


Aufgabe (3 Punkte)

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Die Formel für die Bogenlänge des Graphen einer stetig differenzierbaren Funktion
  2. Der Satz über die Lösung zu einem Eigenvektor bei einem linearen Differentialgleichungssystem mit konstanten Koeffizienten.
  3. Der Satz über das Wegintegral in einem Gradientenfeld.


Lösung

  1. Die Länge des Graphen von ist gleich
  2. Es sei

    mit

    eine lineare gewöhnliche Differentialgleichung mit konstanten Koeffizienten und es sei ein Eigenvektor zu zum Eigenwert . Dann ist die Abbildung

    () eine Lösung dieses

    Differentialgleichungssystems.
  3. Es sei eine offene Teilmenge und

    eine differenzierbare Funktion mit dem zugehörigen Gradientenfeld . Es sei ein stetig differenzierbarer Weg in . Dann gilt für das Wegintegral


Aufgabe (5 Punkte)

Beweise den Satz über das Lösungsverfahren für homogene lineare gewöhnliche Differentialgleichungen.


Lösung

Zunächst gibt es eine Stammfunktion von aufgrund von Korollar 19.5 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)), so dass die angegebenen Funktionen existieren.
Durch Ableiten bestätigt man direkt, dass diese Funktionen wirklich Lösungen sind.
Es sei eine beliebige Lösungsfunktion. Wir betrachten den Quotienten

so dass aufgrund von Lemma 19.6 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)) der Quotient konstant sein muss, woraus die Behauptung folgt.
Die Bedingung legt den Skalar eindeutig fest.


Aufgabe (4 Punkte)

Es seien und metrische Räume und es seien

zwei stetige Abbildungen. Zeige, dass die Menge

abgeschlossen in ist.


Lösung

Wir zeigen, dass das Komplement offen ist. Es sei also ein Punkt mit

und sei

Wegen der Stetigkeit von und gibt es mit den Eigenschaften:

Wenn , dann

und

Wenn , dann .

Dies gilt dann auch für

Daher gelten für die Abschätzungen

d.h. diese offene Ballumgebung gehört vollständig zum Komplement.


Aufgabe (2 (1+1) Punkte)

a) Skizziere die (Bahn der) archimedische Spirale

b) Skizziere die (Bahn der) archimedische Spirale


Lösung

a)










b) Es ist

D.h. der Wert des Weges an einer negativen Stelle ergibt sich aus dem Wert an der zugehörigen positiven Stelle, indem man in der ersten Komponenten negiert und die zweite Komponente beibehält. Die Bahn im Negativen ergibt sich also aus der Bahn im Positiven, indem man an der -Achse spiegelt.


Aufgabe (5 Punkte)

Es sei

gegeben. Berechne das Wegintegral längs dieses Weges zum Vektorfeld


Lösung

Die Ableitung der Kurve ist

und das Vektorfeld auf dem Weg ausgewertet ist

Damit ist das Wegintegral gleich


Aufgabe (3 (1+1+1) Punkte)

Es sei ein lineares Differentialgleichungssystem mit konstanten Koeffizienten in Variablen und sei ein Punkt vorgegeben.

  1. Erstelle eine rekursive Formel für die Punkte im Polygonzugverfahren zum Startpunkt und zur Schrittweite in dieser Situation.
  2. Erstelle eine geschlossene Formel für zur Schrittweite .
  3. Erstelle eine Formel für zur Schrittweite .


Lösung

  1. Es ist

    und

    mit der Einheitsmatrix .

  2. Es ist

    wie unmittelbar aus Teil (1) durch Induktion folgt.

  3. Es ist


Aufgabe (4 Punkte)

Beweise den Satz über das Verhalten der Gramschen Matrizen zu einer Bilinearform bei einem Basiswechsel.


Lösung

Es ist


Aufgabe (6 (2+4) Punkte)

Wir betrachten die Funktion

  1. Man schreibe als

    mit geeigneten Termen , wobei und nicht von und abhängen dürfen.

  2. Man folgere aus der Darstellung aus (1), dass in einem beliebigen Punkt total differenzierbar ist.


Lösung

  1. Es ist
    Es ist also
  2. Es sei fixiert. Die ersten drei Summanden ergeben die lineare Approximation, das totale Differential ist durch gegeben. Die drei hinteren Summanden kann man jeweils in der Form mit stetig mit schreiben. Es ist nämlich

    und ebenso . Daher ist für den ersten Term für

    und für

    gilt

    Für geht das gegen , so dass man stetig mit dem Wert fortsetzen kann. Die beiden anderen Term werden entsprechend behandelt.


Aufgabe (3 Punkte)

Bestimme die Jacobi-Matrix der Abbildung

in einem beliebigen Punkt .


Lösung

Es ist


Aufgabe (5 Punkte)

Es sei offen und

eine stetig differenzierbare Abbildung, die im Punkt ein surjektives totales Differential besitze. Es sei ein Vektor des Tangentialraumes an die Faser zu durch . Zeige, dass es eine stetig differenzierbare Kurve

(für ein geeignetes ) mit und mit

gibt.


Lösung

Es ist . Nach dem Satz über implizite Abbildungen gibt es eine offene Menge , , eine offene Menge und eine stetig differenzierbare Abbildung

derart, dass ist und eine Bijektion

induziert. Es sei der Punkt mit . Die Abbildung ist in jedem Punkt regulär und für das totale Differential von gilt

also

Wegen der Regularität von in ist

injektiv und

bijektiv. Es sei das Urbild von und sei

wobei hinreichend klein gewählt sei, dass das Bild ganz in liegt. Dann besitzt

die Eigenschaft

und


Aufgabe (4 Punkte)

Bestimme die lokalen Extrema der Funktion

auf der Ellipse


Lösung

Wir verwenden [[Extrema/Nebenbedingung/Linearform als Zielfunktion/Fakt|Kurs:Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)/Extrema/Nebenbedingung/Linearform als Zielfunktion/Fakt/Faktreferenznummer (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024))]] mit und der Linearform . Die notwendige Bedingung für ein lokales Extremum führt auf

Dies bedeutet und . Einsetzen in die Gleichung für liefert

Also ist

Es seien

die zugehörigen Punkte, an denen ein lokales Extremum vorliegen kann. Wegen und liegt wegen der Kompaktheit der Ellipse in das globale Maximum und in das globale Minimum vor.


Aufgabe (4 Punkte)

Beweise den Satz über den Zusammenhang von Anfangswertproblemen und Integralgleichungen.


Lösung

Es sei die Integralbedingung erfüllt. Dann ist

und aufgrund des Hauptsatzes der Infinitesimalrechnung gilt . Insbesondere sichert die Integralbedingung, dass differenzierbar ist.
Wenn umgekehrt eine Lösung des Anfangswertproblems ist, so ist und daher



Aufgabe (3 Punkte)

Bestimme die Lösung zum Anfangswertproblem

mit () zum Gradientenfeld zur Funktion


Lösung

Das Gradientenfeld ist durch

geben, es handelt sich also um ein lineares Vektorfeld. Da jeder Vektor ein Eigenvektor zum Eigenwert zur Matrix ist, sind die Lösungen durch

gegeben.


Aufgabe (3 (2+1) Punkte)

Wir betrachten gleichschenklige Dreiecke, deren Schenkel die Länge haben, und die durch den inneren Winkel an der Spitze gegeben sind.

  1. Bestimme den Flächeninhalt eines solchen gleichschenkligen Dreieckes in Abhängigkeit von .
  2. Für welche Winkel ist der Flächeninhalt maximal oder minimal?


Lösung

  1. Wir betrachten einen Schenkel als Grundseite und bestimmen die zugehörige Höhe des Dreiecks. Für die Höhe und den anderen Schenkel gilt die Beziehung

    Deshalb ist der Flächeninhalt gleich .

  2. Die Ableitung der Sinusfunktion ist die Kosinusfunktion und die zweite Ableitung ist die negative Sinusfunktion. Die einzige Nullstelle des Kosinus im angegebenen Intervall liegt bei vor, dort liegt also ein lokales Maximum (mit dem Wert ) vor. Dieses ist auch global. Lokale Minima gibt es auf dem offenen Intervall nicht, der Flächeninhalt konvergiert gegen in Richtung der Randpunkte.


Aufgabe (4 Punkte)

Bestimme das Volumen des Rotationskörpers, der entsteht, wenn man den Graphen der Funktion

um die -Achse rotieren lässt.


Lösung

Das Volumen des Rotationskörpers ist gemäß der Formel gleich


Aufgabe (3 (1+1+1) Punkte)

Wir betrachten die Abbildung

  1. Bestimme die Jacobi-Matrix von in jedem Punkt .
  2. Bestimme die Jacobi-Determinante von in jedem Punkt .
  3. Bestimme den Flächeninhalt des Bildes der Einheitskreisscheibe unter . Verwende, dass bijektiv ist.


Lösung

  1. Die Jacobi-Matrix in ist
  2. Die Jacobi-Determinante in ist
  3. Nach Teil (2) und [[Diffeomorphismus/Transformationsformel/Kompakte Teilmengen/Volumen/Fakt|Kurs:Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)/Diffeomorphismus/Transformationsformel/Kompakte Teilmengen/Volumen/Fakt/Faktreferenznummer (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024))]] ist wegen der Bijektivität der Flächeninhalt des Bildes gleich dem Flächeninhalt des Einheitskreises, also gleich .