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Kurs:Analysis/Teil II/2/Klausur mit Lösungen

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Aufgabe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
Punkte 3 3 3 6 4 4 8 8 4 6 5 2 4 4 64




Aufgabe (3 Punkte)

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Der Grenzwert einer Abbildung

    in , wobei metrische Räume sind, eine Teilmenge und ein Berührpunkt von ist.

  2. Ein wegzusammenhängender metrischer Raum .
  3. Die Differenzierbarkeit einer Funktion

    in einem Punkt , wobei ein Intervall und ein endlichdimensionaler reeller Vektorraum ist.

  4. Ein (zeitabhängiges) Vektorfeld auf einer offenen Menge .
  5. Die Richtungsableitung einer Abbildung

    in Richtung , wobei endlichdimensionale reelle Vektorräume sind mit offen und .

  6. Eine Bilinearform auf einem - Vektorraum .


Lösung

  1. Das Element heißt Grenzwert von in , wenn es für jedes ein gibt mit der folgenden Eigenschaft: Für jedes ist .
  2. Der Raum heißt wegzusammenhängend, wenn er nicht leer ist und es zu je zwei Punkten eine stetige Abbildung

    mit und gibt.

  3. Die Abbildung heißt in differenzierbar, wenn der Limes

    existiert.

  4. Ein Vektorfeld ist eine Abbildung

    wobei ein reelles Intervall ist.

  5. Die Abbildung heißt differenzierbar in Richtung , falls in jedem Punkt in Richtung differenzierbar ist. In diesem Fall heißt die Abbildung

    die Richtungsableitung von in Richtung .

  6. Eine Abbildung

    heißt Bilinearform, wenn für alle die induzierten Abbildungen

    und für alle die induzierten Abbildungen

    - linear sind.


Aufgabe (3 Punkte)

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Das Folgenkriterium für die Stetigkeit in einem Punkt zu einer Abbildung

    zwischen metrischen Räumen

    und .
  2. Der Fundamentalsatz der Algebra.
  3. Das Ableitungskriterium für die Lipschitz-Eigenschaft eines Vektorfeldes


Lösung

  1. Die Abbildung ist genau dann im Punkt stetig, wenn für jede konvergente Folge in mit auch die Bildfolge konvergent mit dem Grenzwert ist.
  2. Jedes nichtkonstante Polynom über den komplexen Zahlen besitzt eine Nullstelle.
  3. Es sei ein reelles offenes Intervall, eine offene Menge und

    ein Vektorfeld auf derart, dass die partiellen Ableitungen nach existieren und stetig sind. Dann genügt

    lokal einer Lipschitz-Bedingung.


Aufgabe (3 Punkte)

Zeige, dass für die Abschätzung

gilt.


Lösung

Es ist

Nach Aufgabe 21.6 (Analysis (Osnabrück 2021-2023)) ist

und nach Satz 32.11 (Analysis (Osnabrück 2021-2023)) ist dies .


Aufgabe (6 Punkte)

Es sei eine Folge in einem metrischen Raum . Es sei die Menge aller Häufungspunkte der Folge und

Zeige, dass eine abgeschlossene Teilmenge von ist.


Lösung

Wir zeigen, dass das Komplement offen ist. Es sei dazu ein Punkt , , gegeben. D.h. dass weder ein Folgenglied noch ein Häufungspunkt der Folge ist. Da kein Häufungpunkt ist bedeutet, dass es ein derart gibt, dass es in nur endlich viele Folgenglieder gibt. Diese Folgenglieder seien

Da selbst kein Folgenglied ist, ist für alle . Daher ist für alle und somit

Damit ist eine offene Umgebung von , die keine Folgenglieder enthält. Dies gilt dann erst recht für . Diese Menge enthält aber auch keinen Häufungspunkt der Folge. Wäre nämlich , so würde es in unendlich viele Folgenglieder geben, was wegen

ein Widerspruch ist. Daher haben wir eine offene Umgebung von gefunden, die zu disjunkt ist.


Aufgabe (4 Punkte)

Die folgende Tabelle zeigt eine Auswahl der Gastgeberländer und der Weltmeister der Fußballweltmeisterschaften von 1970 bis 2014.

Jahr Gastgeber Weltmeister

Es sei die Menge der Gastgeberländer und

die Abbildung, die dem Gastgeberland den Weltmeister zuordnet. Gibt es auf eine Metrik derart, dass zu einem vollständigen metrischen Raum wird und dass eine starke Kontraktion ist?


Lösung

Wir platzieren die Manschaften auf die reelle Gerade mit den Positionen

Südafrika -6

Spanien -3

Italien -1

Deutschland 0

Brasilien 1

Mexiko 2,5

USA 3

Japan 3,5.

Durch die induzierte reelle Metrik liegt ein metrischer Raum vor. Da er endlich ist, ist er vollständig. Die angegebene Abbildung verschiebt die oberen drei Mannschaften um eine Position nach unten, die untersten drei Mannschaften auf Brasilien nach oben, Brasilien auf Deutschland und Deutschland auf sich. Dies ist eine starke Kontraktion: Für zwei obere Mannschaften ist der Abstand der Bildpunkte nach Wahl der Positionen kleiner als der Ausgangsabstand. Zu einer Mannschaften von oben und einer von unten wird der Abstand der Bildpunkte auch kleiner, da sie sich aufeinander zubewegen. Je zwei der drei untersten werden durch die Abbildung vereinigt, ihr Abstand wird also , und eine dieser Mannschaften hat zu Brasilien mindestens den Abstand , während der Bildabstand zu wird.


Aufgabe (4 Punkte)

Es sei ein Intervall, ein euklidischer Vektorraum und

eine differenzierbare Kurve. Zeige, dass zwischen dem totalen Differential und der Kurven-Ableitung die Beziehung

besteht.


Lösung

Die Kurvendifferenzierbarkeit im Punkt bedeutet nach Definition . die Existenz des Limes

Diese Existenz ist (entsprechend Satz . (Analysis (Osnabrück 2021-2023))) dazu äquivalent, dass man

mit einem Vektor und einer in stetigen Abbildung mir schreiben kann (wobei sein muss). Dabei kann man hinten durch ersetzen (wobei man auch abwandeln muss). Diese lineare Approximierbarkeit ist aber die Definition der totalen Differenzierbarkeit, und zwar ist die lineare Abbildung durch

gegeben. Somit ist


Aufgabe (8 (5+3) Punkte)

a) Bestimme den Lösungsraum des linearen Differentialgleichungssystems

b) Löse das Anfangswertproblem

mit der Anfangsbedingung .


Lösung

a) Wir berechnen die Eigenwerte der Matrix. Das charakteristische Polynom davon ist

Daher sind und die Eigenwerte, und daher ist die Matrix diagonalisierbar.

Zur Bestimmung eines Eigenvektors zum Eigenwert berechnen wir den Kern von

Dies ergibt den Eigenvektor zum Eigenwert und damit die erste Fundamentallösung

Zur Bestimmung eines Eigenvektors zum Eigenwert berechnen wir den Kern von

Dies ergibt den Eigenvektor zum Eigenwert und damit die zweite Fundamentallösung

Die allgemeine Lösung hat demnach die Form

mit .

b) Um das Anfangsproblem zu lösen müssen wir und so bestimmen, dass

ist. Die zweite Gleichung bedeutet . Wir addieren das -fache der ersten Zeile zu dazu und erhalten

woraus sich

und somit

ergibt. Daher ist

Die Lösung des Anfangswertproblems ist also


Aufgabe (8 Punkte)

Beweise den Satz von Schwarz.


Lösung

Durch Betrachten der einzelnen Komponenten von bezüglich einer Basis von können wir annehmen, dass und ist. Wir wollen den eindimensionalen Mittelwertsatz der Differentialrechnung anwenden. Sei ein fixierter Punkt. Wir betrachten die Abbildung und studieren diese für hinreichend kleine und . Wir fixieren diese (für den Moment) und betrachten die differenzierbare Abbildung

Nach dem Mittelwertsatz gibt es ein (von und abhängiges) mit

Nun wenden wir erneut den Mittelwertsatz auf die differenzierbare Abbildung

an, und erhalten die Existenz eines mit

Zusammen erhalten wir

Wenden wir denselben Trick in umgekehrter Reihenfolge an, so erhalten wir und , sodass dieser Ausdruck auch gleich

ist. Somit schließen wir für (hinreichend kleine) gegebene , dass positive und existieren mit

Für und konvergieren auch und gegen . Die Stetigkeit der beiden zweiten Richtungsableitungen impliziert für die Gleichheit


Aufgabe (4 Punkte)

Bestimme das Taylor-Polynom zweiter Ordnung der Funktion

im Punkt .


Lösung

Die relevanten Ableitungen sind

Somit sind die Werte der relevanten Ableitungen im Punkt gleich

Daher ist das Taylor-Polynom der Ordnung zwei gleich


Aufgabe (6 (2+1+1+2) Punkte)

Es sei eine stetige Funktion. Wir betrachten das bestimmte Integral als Funktion in den beiden Grenzen, also die Abbildung

  1. Bestimme die kritischen Punkte von .
  2. Erstelle die Hesse-Matrix zu unter der zusätzlichen Voraussetzung, dass stetig differenzierbar ist.
  3. Formuliere das Minorenkriterium für Extrema in der Situation von (2).
  4. Man erläutere diese Ergebnisse inhaltlich unter Bezug zur Bedeutung des bestimmten Integrals.


Lösung

  1. Es sei eine Stammfunktion zu . Dann ist

    Die partiellen Ableitungen von sind nach dem Hauptsatz der Infinitesimalrechnung

    und

    Ein Punkt ist also genau dann kritisch, wenn

    ist.

  2. Die Hesse-Matrix ist
  3. Das Minorenkriterium sagt für einen kritischen Punkt, dass ein isoliertes lokales Maximum vorliegt, wenn positiv und negativ ist, und dass ein isoliertes lokales Minimum vorliegt, wenn negativ und positiv ist.


Aufgabe (5 (2+1+2) Punkte)

Wir betrachten die Abbildung

a) Bestimme die Jacobi-Matrix zu dieser Abbildung.

b) Zeige, dass im Nullpunkt nicht regulär ist.

c) Zeige, dass in regulär ist.


Lösung

a) Die Jacobi-Matrix ist

b) Die Jacobi-Matrix im Nullpunkt ist

Diese Matrix hat den Rang , sodass der Nullpunkt nicht regulär ist.

c) Die Jacobi-Matrix in ist

Die Determinante der vorderen -Untermatrix ist , sodass die ersten vier Spaltenvektoren linear unabhängig sind und daher der Rang der Matrix gleich ist. Daher handelt es sich um einen regulären Punkt.


Aufgabe (2 (1+1) Punkte)

Es sei

eine Funktion.

a) Realisiere den Graphen von als Faser zu einer Abbildung

über .

b) Es sei stetig differenzierbar. Zeige, dass die Punkte auf dem Graphen von regulär sind.


Lösung

a) Sei . Dann ist genau dann, wenn , d.h. wenn ein Punkt des Graphen ist.

b) Wenn stetig differenzierbar ist, so ist stetig differenzierbar mit der Jacobi-Matrix . Diese beschreibt eine surjektive lineare Abbildung in jedem Punkt, also ist in jedem Punkt regulär.


Aufgabe (4 Punkte)

Beweise den Satz über den Zusammenhang von Anfangswertproblemen und Integralgleichungen.


Lösung

Es sei die Integralbedingung erfüllt. Dann ist

und aufgrund des Hauptsatzes der Infinitesimalrechnung gilt . Insbesondere sichert die Integralbedingung, dass differenzierbar ist.
Wenn umgekehrt eine Lösung des Anfangswertproblems ist, so ist und daher



Aufgabe (4 (2+2) Punkte)

Wir betrachten das Vektorfeld

a) Zeige mit Hilfe der Integrabilitätsbedingung, dass ein Gradientenfeld ist.

b) Bestimme ein Potential zu .


Lösung

a) Es ist

und ebenso

es ist

und ebenso

und schließlich ist

und ebenso

die Integrabilitätsbedingungen sind also erfüllt. Da sternförmig ist, handelt es sich um ein Gradientenfeld.

b) Ein Potential zu ist

wie man durch Ableiten bestätigt.