Kurs:Lineare Algebra/Teil I/28/Klausur mit Lösungen
Aufgabe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | |
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Punkte | 3 | 3 | 2 | 3 | 4 | 3 | 1 | 3 | 3 | 2 | 4 | 4 | 2 | 4 | 6 | 3 | 6 | 3 | 4 | 63 |
Aufgabe (3 Punkte)
Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.
- Die Matrizenmultiplikation.
- Die durch eine -Matrix
festgelegte lineare Abbildung
zwischen - Vektorräumen und bezüglich einer Basis von und einer Basis von .
- Die lineare Unabhängigkeit einer (nicht notwendigerweise endlichen) Familie von Vektoren , , in einem - Vektorraum .
- Die
Determinante
eines Endomorphismus
auf einem endlichdimensionalen Vektorraum .
- Das Einheitsideal in einem kommutativen Ring .
- Ein affiner Raum über einem - Vektorraum .
- Es sei ein
Körper und es sei eine
-
Matrix
und eine -Matrix über . Dann ist das Matrixprodukt
diejenige -Matrix, deren Einträge durch
gegeben sind.
- Man nennt die durch
gemäß Satz 10.10 (Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025)) definierte lineare Abbildung die durch festgelegte lineare Abbildung.
- Eine Familie von Vektoren
, ,
heißt linear unabhängig, wenn eine Gleichung
nur bei für alle möglich ist.
- Die Abbildung werde bezüglich einer Basis durch die
Matrix
beschrieben. Dann nennt man
die Determinante der linearen Abbildung .
- Das Einheitsideal in einem kommutativen Ring ist der Ring selbst.
- Ein
affiner Raum
über einem
-
Vektorraum
ist
(die leere Menge oder)
eine nichtleere Menge zusammen mit einer Abbildung
die den drei Bedingungen
- für alle ,
- für alle und ,
- Zu je zwei Punkten gibt es genau einen Vektor mit ,
genügt.
Aufgabe (3 Punkte)
Formuliere die folgenden Sätze.
- Der Satz über die Nichtnullteilereigenschaft in einem Körper .
- Der Satz über die Dimension von Untervektorräumen für den Durchschnitt und die Summe.
- Der Satz über die jordansche Normalform für einen nilpotenten Endomorphismus.
- Aus mit folgt oder .
- Es sei ein
Körper
und
ein
endlichdimensionaler
-
Vektorraum. Es seien
Untervektorräume.
Dann ist
- Es sei ein
Körper
und es sei ein
endlichdimensionaler
-
Vektorraum.
Es sei
eine nilpotente lineare Abbildung. Dann gibt es eine Basis von , bezüglich der die beschreibende Matrix die Gestalt
Aufgabe (2 Punkte)
Negiere den Satz „Kein Schwein ruft mich an und keine Sau interessiert sich für mich“ durch (eine) geeignete Existenzaussage(n).
Es gibt ein Schwein, das mich anruft, oder es gibt eine Sau, die sich für mich interessiert.
Aufgabe (3 Punkte)
Franziska möchte mit ihrem Freund Heinz Schluss machen. Sie erwägt die folgenden drei Begründungen.
- „Du hast dich schon am ersten Tag voll daneben benommen. Seitdem ist es von jedem Tag zum nächsten Tag nur noch schlimmer geworden. Du wirst Dich also immer völlig daneben benehmen“.
- „Wenn ich mit Dir zusammenbleiben würde, so würde ich irgendwann als eine traurige, gelangweilte, vom Leben enttäuschte Person enden, das möchte ich aber auf gar keinen Fall“.
- „Also, wenn Du mich nicht liebst, will ich Dich sowieso nicht. Wenn Du mich aber liebst, so komme ich zu dem Schluss, dass Du dein Verhalten mit Deinen Gefühlen nicht zur Deckung bringen kannst. Dann bist Du also unreif und dann will ich Dich auch nicht“.
Welche mathematischen Beweisprinzipien spiegeln sich in den drei Begründungen wieder?
- Induktionsbeweis.
- Beweis durch Widerspruch.
- Beweis durch Fallunterscheidung.
Aufgabe (4 (1+1+1+1) Punkte)
- Es sei die Menge aller
(lebenden oder verstorbenen)
Menschen. Untersuche die Abbildung
die jedem Menschen seine Mutter zuordnet, auf Injektivität und Surjektivität.
- Welche Bedeutung hat die Hintereinanderschaltung ?
- Wie sieht es aus, wenn man die gleiche Abbildungsvorschrift nimmt, sie aber auf die Menge aller Einzelkinder und auf die Menge aller Mütter einschränkt?
- Seien Sie spitzfindig (evolutionsbiologisch oder religiös) und argumentieren Sie, dass die Abbildung in (1) nicht wohldefiniert ist.
- Die Abbildung ist nicht injektiv, da Geschwister die gleiche Mutter haben, und nicht surjektiv, da nicht jeder Mensch ein Mutter ist.
- Die Abbildung ordnet jedem Menschen seine Urgroßmutter in der mütterlichen Stammlinie zu.
- Die Abbildung ist jetzt injektiv, da verschiedene Einzelkinder verschiedene Mütter haben. Sie ist nicht surjektiv, da es Mütter gibt, die mehr als ein Kind haben.
- Evolutionsbiologisch: Da sich die Menschheit evolutionär aus nichtmenschlichen Vorfahren entwickelt hat, muss es in der Folge , , einen Übergang von Mensch zu Nichtmensch geben, also ein derart, dass schon ein Mensch ist, aber noch nicht. Für ist dann die Abbildung nicht definiert. Relgiös: Adam und Eva haben keine Mutter, obwohl sie Menschen sind.
Aufgabe (3 Punkte)
Wir fassen die Lösung eines Sudokus (unabhängig von Zahlenvorgaben) als eine Abbildung
auf. Charakterisiere mit dem Begriff der Bijektivität, dass eine korrekte Lösung vorliegt.
Die Bedingungen sind:
Für jedes
ist die Abbildung
bijektiv.
Für jedes
ist die Abbildung
bijektiv.
Für jedes Paar
ist die Abbildung
bijektiv.
Aufgabe (1 Punkt)
Eine Termitenkönigin legt Eier pro Tag und lebt zwanzig Jahre lang (am . Februar legt sie keine Eier). Wie viele Eier legt sie in ihrem Leben?
Es sind
Eier.
Aufgabe (3 Punkte)
Zeige, dass die Matrizen
eine kommutative Gruppe bilden, in der jedes Element zu sich selbst invers ist.
Da alle beteiligten Matrizen Diagonalmatrizen sind, ist die Multiplikation besonders einfach. Insbesondere die Kommutativität und die Eigenschaft, dass jedes Element zu sich selbst invers ist, sind sofort klar. Wegen
und
ist die Matrizenmenge abgeschlossen unter der Multiplikation. Da die Einheitsmatrix und die Inversen dazugehören, handelt es sich um eine Untergruppe.
Aufgabe (3 Punkte)
Zeige, dass das lineare Gleichungssystem
nur die triviale Lösung besitzt.
Wir rechnen
und
Somit ist
Daraus ergibt sich , aus ergibt sich und aus ergibt sich .
Aufgabe (2 Punkte)
Beweise den Satz über den Basiswechsel.
Aufgabe (4 Punkte)
Beweise das Injektivitätskriterium für eine lineare Abbildung.
Wenn die Abbildung injektiv ist, so kann es neben
keinen weiteren Vektor
mit
geben. Also ist
.
Es sei umgekehrt
und seien
gegeben mit
.
Dann ist wegen der Linearität
Daher ist
und damit
.
Aufgabe (4 Punkte)
Es sei ein Körper und sei der Polynomring über . Es sei mit . Zeige, dass sämtliche normierten Teiler von die Form , , besitzen.
Die angegeben Potenzen sind offenbar Teiler von . Die Umkehrung beweisen wir durch Induktion über . Als Teiler kommen nur Polynome in Frage, deren Grad kleiner/gleich ist. Sei . Eine Faktorzerlegung in normierte Polynome muss die Form
haben, was erzwingt. Es sei nun beliebig und eine Faktorzerlegung
in normierte Polynome vorgegeben. Da eine Nullstelle links ist, muss oder sein. Sagen wir der erste Fall liegt vor. Nach Lemma 19.8 (Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025)) ist ein Teiler von und somit ist
Da nullteilerfrei ist, folgt
und die Aussage folgt aus der Induktionsvoraussetzung.
Aufgabe (2 Punkte)
Bestimme die inverse Matrix zu
Die inverse Matrix ist also .
Aufgabe (4 Punkte)
Es ist
Aufgabe (6 (2+3+1) Punkte)
Ein Metallarbeiter hat zwei Metallstäbe zur Verfügung. Wenn er den kleinen siebenmal hintereinanderlegt, erhält er genau drei Meter. Wenn er den großen achtmal hintereinanderlegt, erhält er genau fünf Meter.
- Wie kann er allein mit diesen Stäben eine Länge von einem Meter bestimmen?
- Was ist die kleinste positive Strecke, die er mit den Stäben messen kann?
- Welche Streckenlängen kann er mit seinen beiden Metallstäben messen?
- Wenn er den langen Stab -mal hintereinander hinlegt, erreicht er Meter. Wenn er von dort aus den kleinen Stab rückwärts -mal hinlegt, erhält er Meter in die andere Richtung und damit insgesamt einen Meter.
- Die beiden Stäbe haben die Länge
bzw. .
Da er die Stäbe nur hintereinander bzw. nebeneinander hinlegen kann, wobei jeweils zwei Endpunkte übereinstimmen müssen, ist die Gesamtheit der erzielbaren Längen gleich
Wir arbeiten mit dem Hauptnenner und schreiben dies als
Von daher ist klar, dass er nur ganzzahlige Vielfache von legen kann. Da und teilerfremd sind, gibt es nach dem Lemma von Bezout ganze Zahlen mit
Er kann also in der Tat die Strecke hinlegen.
- Da er den Prozess, mit dem er hinlegt, beliebig oft und in beide Richtungen ausführen kann, kann er jedes ganzzahlige Vielfache von abmessen.
Aufgabe (3 Punkte)
Es sei eine lineare Abbildung auf dem - Vektorraum , es seien mit und es sei die Streckung zu . Zeige, dass genau dann ein Eigenwert zu ist, wenn ein Eigenwert zur Hintereinanderschaltung ist.
Es sei ein Eigenwert zu . Dann gibt es einen Vektor , , mit
Dann ist
Dies bedeutet, dass Eigenwert zu ist. Wegen
gilt auch die andere Implikation.
Aufgabe (6 Punkte)
Beweise den Satz über die Charakterisierung von diagonalisierbar mit Vielfachheiten.
Wenn
diagonalisierbar
ist, so kann man sofort annehmen, dass bezüglich einer Basis aus Eigenvektoren durch eine
Diagonalmatrix
beschrieben wird. Die Diagonaleinträge dieser Matrix sind die Eigenwerte, und diese wiederholen sich gemäß ihrer
geometrischen Vielfachheit.
Das
charakteristische Polynom
lässt sich auch direkt aus dieser Diagonalmatrix ablesen, jeder Diagonaleintrag trägt als Linearfaktor bei.
Für die Umkehrung seien die verschiedenen Eigenwerte und
seien die (geometrischen und algebraischen) Vielfachheiten. Da nach Voraussetzung das charakteristische Polynom in Linearfaktoren zerfällt, muss die Summe dieser Zahlen gleich sein. Nach Lemma 22.6 (Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025)) ist die Summe der Eigenräume
direkt. Nach Voraussetzung ist die Dimension links ebenfalls gleich , sodass Gleichheit vorliegt. Nach
Lemma 22.11 (Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025))
ist diagonalisierbar.
Aufgabe (3 (1+2) Punkte)
Es sei eine quadratische Matrix, die in der Diagonalen aus den Jordanblöcken
besteht.
- Bestimme das charakteristische Polynom von .
- Bestimme das Minimalpolynom von .
- Das charakteristische Polynom ist .
- Das Minimalpolynoms einer Jordanmatrix der Länge stimmt mit dem zugehörigen charakteristischen Polynom überein, ist also . Bei mehreren Jordanblöcken muss man das kleinste gemeinsame Vielfache der Minimalpolynome nehmen. Im vorliegenden Fall führt dies auf .
Aufgabe (4 Punkte)
Finde eine affine Basis für die Lösungsmenge der inhomogenen Gleichung
Eine spezielle Lösung der Gleichung ist durch
gegeben. Für die zugehörige homogene Gleichung sind
Lösungen, die offenbar linear unabhängig sind. Da der Rang des Gleichungssystems ist, handelt es sich um eine Basis des Lösungsraumes der homogenen Gleichung. Daher bildet
eine affine Basis der Lösungsmenge der inhomogenen Gleichung.