Kurs:Bündel, Garben und Kohomologie (Osnabrück 2019-2020)/Vorlesung 15
- Quasikohärente Moduln auf projektiven Schemata
Graduierte Moduln zu einem graduierten Ring führen zu quasiprojektiven Moduln auf .
Es sei ein - graduierter kommutativer Ring und ein - graduierter - Modul.
Dann besitzt der zugehörige - Modul auf die Eigenschaft, dass für jede offene Menge zu einem homogenen Ideal der - Modul eine -Graduierung besitzt, die mit den Restriktionsabbildungen verträglich ist.
Die Aussage bedeutet zunächst für , dass die Strukturgarbe auf den offenen Mengen zu homogenen Idealen eine Graduierung besitzt. Dies ist für die zu homogenem klar und folgt daraus für beliebige zu einem homogenen Ideal . Ebenso ergibt sich der Modulfall.
Es ergibt keinen Sinn, zu sagen, dass als Ganzes graduiert ist, da dies auf beliebigen offenen Mengen, die nicht von einem homogenen Ideal herrühren, nicht definiert ist. Allerdings erlaubt es die Graduierung auf den homogenen Teilmengen, auf dem zu gehörenden projektiven Spektrum eine Modulgarbe zu definieren.
Es sei ein - graduierter kommutativer Ring und ein - graduierter - Modul. Es sei das projektive Spektrum zu . Die -Modulgarbe zu wird folgendermaßen festgelegt: Zu jeder offenen Menge zu einem homogenen Ideal setzt man
und versieht dies mit den natürlichen Restriktionsabbildungen und der natürlichen -Modulstruktur.
Für einen graduierten -Modul und ein homogenes Primideal setzen wir .
Es sei ein - graduierter kommutativer Ring und ein - graduierter - Modul. Es sei das projektive Spektrum zu und der zugehörige - Modul. Dann gelten folgende Eigenschaften
- ist ein quasikohärenter Modul.
- Zu einem homogenen Element
ist
Ferner ist eingeschränkt auf gleich der affinen Vergarbung von auf .
- Zu einem
homogenen Primideal
ist
- Es ist
- Die Garbeneigenschaft ergibt sich aus der Garbeneigenschaft von . Für die Quasikohärenz siehe Teil (2).
- Für homogenes
ist
nach Lemma 14.5. Somit stimmt die Garbe global auf mit der Garbe überein. Für die offenen Teilmengen gelten die entsprechenden Gleichheiten, und diese Identifizierungen sind mit den Restriktionen verträglich. Daher stimmen die Garben überhaupt überein und es liegt Quasikohärenz vor.
- Folgt aus (2) über
- Dies ist ein Spezialfall der allgemeinen Definition.
Die letzte Aussage bedeutet, dass im Allgemeinen der globale Schnittmodul von auf nicht unmittelbar aus berechnet werden kann.
Es sei ein - graduierter kommutativer Ring und der um verschobene graduierte Ring. Dann bezeichnet man mit
den zugehörigen - Modul auf . Man spricht von den getwisteten Strukturgarben.
Zum Polynomring , , mit der Standardgraduierung ist
also die Polynome vom Grad in Variablen. Für negatives ist dies der Nullraum, für (die Strukturgarbe) ist dies gleich , für besteht es aus allen Linearformen, u.s.w. Für die offenen Mengen gilt
Für den projektiven Raum haben wir schon in Beispiel 13.19 gesehen, dass diese Garben invertierbar sind. Dies gilt auch allgemein.
Es sei ein standard-graduierter kommutativer Ring.
Dann sind die getwisteten Strukturgarben auf invertierbar.
Es sei mit vom Grad . Dann erzeugen die auch das irrelevante Ideal und daher liegt eine offene affine Überdeckung
vor. Es sei eines der . Nach Lemma 15.3 (2) ist
wobei die affine Vergarbung des - Moduls auf
bezeichne. In dieser Situation ist aber
ein - Modulisomorphismus, und daher liegt ein - Modulisomorphismus
vor.
Die getwisteten Strukturgarbe sind für das projektive Schema
charakteristische, allerdings vom graduierten Ring abhängige invertierbare Garben.
Es sei ein standard-graduierter kommutativer Ring, sei ein graduierter - Modul und .
Dann gibt es eine natürliche - Isomorphie
auf , wobei den um verschobenen Modul zu bezeichnet.
Zu einem homogenen Element gibt es einen - Modulhomomorphismus
der unmittelbar von der (homogenen) Modulmultiplikation herrührt. Diese Homomorphismen induzieren für jede offene Teilmenge einen Modulhomomorphismus
der insgesamt ein Homomorphismus von Prägarben ist. Wegen ist die Vergarbung der Prägarbe rechts gleich . Die Vergarbung der linken Seite (in zwei Schritten) ist , sodass ein Homomorphismus von Moduln
vorliegt.
Dass ein Isomorphismus vorliegt kann auf einer affinen Überdeckung gezeigt werden. Wenn homogen ist, so ist der obige -Modulhomomorphismus
nach Lemma 14.10 und Lemma 15.3 (2) gleich der Auswertung des vergarbten Homomorphismus. Wenn den Grad besitzt (und die zugehörigen offenen Mengen überdecken ), so liegt ein Isomorphismus vor. Nach Aufgabe 12.2 ist (über ) sodass links ein zu isomorpher Modul steht. Mit dieser Identifizierung ist die Abbildung durch gegeben, und diese ist bijektiv, da eine Einheit ist.
Es sei ein standard-graduierter Ring, es sei ein quasikohärenter Modul auf und . Dann nennt man
den -ten Twist von .
Die Modulgarbe stimmt also mit dem -ten Twist von überein.
- Globale Erzeugtheit
Es sei ein beringter Raum und es sei ein - Modul auf . Man sagt, dass von globalen Schnitten erzeugt wird, wenn es eine Familie () derart gibt, dass für jeden Punkt der Halm als - Modul von den (Einschränkungen der) erzeugt wird.
Es sei ein Schema. Dann gelten folgende Aussagen.
- Die Strukturgarbe wird von globalen Schnitten erzeugt.
- Ein quasikohärenter Modul wird genau dann von globalen Schnitten erzeugt, wenn es einen surjektiven Modulhomomorphismus gibt.
- Auf einem affinen Schema wird jeder quasikohärente Modul von globalen Schnitten erzeugt.
- Wenn von globalen Schnitten erzeugt wird und surjektiv ist, so wird auch von globalen Schnitten erzeugt.
Beweis
Auf dem projektiven Raum über einem kommutativen Ring
werden die getwisteten Strukturgarben bei von globalen Schnitten erzeugt werden und bei und nicht.
Beweis
Es sei der projektive Raum über einem noetherschen Ring und sei eine kohärente Garbe auf .
Dann gibt es ein derart, dass von globalen Schnitten erzeugt wird.
Es ist mit einem endlich erzeugten Modul über dem zu gehörenden Polynomring . Für die invertierbare Garbe ist der Invertierbarkeitsort zum globalen Schnitt nach Aufgabe 13.21 gleich . Für ein endliches - Modulerzeugendensystem , , von gibt es nach Satz 14.13 (2) einen (gemeinsamen) Exponenten derart, dass die von globalen Elementen aus herrühren. Dies kann man für jedes machen und erhält somit ein derart, dass die globalen Schnitte aus die Moduln auf der offenen affinen Überdeckung erzeugen. Dies gilt dann auch in allen Halmen und somit liegt globale Erzeugtheit vor.
Es sei der projektive Raum über einem noetherschen Ring und sei eine kohärente Garbe auf .
Dann gibt es eine endliche direkte Summe und einen surjektiven Modulhomomorphismus
Nach Satz 15.12 gibt es ein derart, dass von endlich vielen globalen Schnitten erzeugt wird. Nach Proposition 15.10 (2) liegt also ein surjektiver Modulhomomorphismus
vor. Wir tensorieren mit und erhalten eine Surjektion
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