Kurs:Mathematik für Anwender/Teil I/30/Klausur mit Lösungen
Aufgabe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | |
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Punkte | 3 | 3 | 2 | 2 | 2 | 4 | 5 | 4 | 5 | 6 | 3 | 2 | 4 | 7 | 3 | 1 | 2 | 2 | 4 | 64 |
Aufgabe (3 Punkte)
Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.
- Die Vereinigung der Mengen und .
- Eine beschränkte Teilmenge von reellen Zahlen.
- Eine fallende reelle Folge.
- Die eulersche Zahl .
- Der Spaltenrang einer - Matrix über einem Körper .
- Der Eigenraum zu und einem
Endomorphismus
auf einem - Vektorraum .
- Die Menge
heißt die Vereinigung der beiden Mengen.
- Eine Teilmenge der reellen Zahlen heißt beschränkt, wenn es reelle Zahlen mit gibt.
- Die reelle Folge heißt fallend, wenn für alle ist.
- Die eulersche Zahl ist durch
definiert.
- Man nennt die Dimension des von den Spalten erzeugten Untervektorraums von den (Spalten-)Rang der Matrix .
- Man nennt
den Eigenraum von zum Wert .
Aufgabe (3 Punkte)
Formuliere die folgenden Sätze.
- Der Zwischenwertsatz.
- Die Funktionalgleichung der Exponentialfunktion.
- Der Satz über die Transformation eines linearen Gleichungssystems in Dreiecksgestalt.
- Es seien reelle Zahlen und sei eine stetige Funktion. Es sei eine reelle Zahl zwischen und . Dann gibt es ein mit .
- Für reelle Zahlen gilt
- Jedes
(inhomogene)
lineare Gleichungssystem über einem Körper lässt sich durch elementare Umformungen in ein äquivalentes lineares Gleichungssystem der Stufenform
Aufgabe (2 Punkte)
Negiere den Satz „Kein Schwein ruft mich an und keine Sau interessiert sich für mich“ durch (eine) geeignete Existenzaussage(n).
Es gibt ein Schwein, das mich anruft, oder es gibt eine Sau, die sich für mich interessiert.
Aufgabe (2 Punkte)
Es seien und Mengen. Beweise die Identität
Es sei . Dann ist und . Letzteres bedeutet oder . Im ersten Fall ist , im zweiten Fall , in beiden Fällen also .
Wenn umgekehrt gilt, so bedeutet dies oder . Im ersten Fall ist und , im zweiten Fall und . Also ist und und somit ist .
Aufgabe (2 Punkte)
Wenn man alles Gold der Welt zusammennimmt, so erhält man einen Würfel, dessen Seitenlänge Meter beträgt. Wenn man alles Gold von Deutschland zusammennimmt, so erhält man einen Würfel, dessen Seitenlänge Meter beträgt. Wie viel Prozent des weltweiten Goldes besitzt Deutschland?
Der Anteil am weltweiten Gold ist
also etwa .
Aufgabe (4 Punkte)
Betrachte die Abbildung
Ist injektiv, surjektiv bzw. bijektiv?
Die Abbildung ist bijektiv und damit auch injektiv und surjektiv. Wir geben explizit eine Umkehrabbildung an, wir definieren
Für gerade ist
und für ungerade ist
Umgekehrt ist für bei
und bei
Aufgabe (5 Punkte)
Es seien und reelle Zahlen. Zeige
Wegen
ist
Wir können also die Abschätzungen nachweisen, wenn wir mit multiplizieren. Die linke Abschätzung folgt somit aus
Für die rechte Abschätzung ist
nachzuweisen. Aus der obigen Abschätzung ergibt sich bzw. , was
bestätigt.
Aufgabe (4 Punkte)
Es stehen zwei Gläser auf einem Tisch, wobei das eine mit Rotwein und das andere mit Weißwein gefüllt ist, und zwar gleichermaßen. Nun wird ein kleineres leeres Glas (ein Fingerhut oder ein Schnapsglas) in das Rotweinglas voll eingetaucht und der Inhalt in das Weißweinglas überführt und dort gleichmäßig vermischt (insbesondere gibt es Platz für diese Hinzugabe). Danach wird das kleinere Glas in das Weißweinglas voll eingetaucht und der Inhalt in das Rotweinglas überführt. Befindet sich zum Schluss im Rotweinglas mehr Rotwein als im Weißweinglas Weißwein?
Die Anteile stimmen überein. Die Weinmenge sei jeweils zu normiert und die Größe des kleineren Glases sei . Nach dem ersten Umfüllen befindet sich im Rotweinglas Rotwein (und kein Weißwein) und im Weißweinglas Weißwein und Rotwein. Im Weißweinglas beträgt der Weißweinanteil und der Rotweinanteil . Daher wird beim zweiten Umfüllen Weißwein und Rotwein transportiert. Der Weißweinanteil im Weißweinglas ist somit zum Schluss
und der Rotweinanteil im Rotweinglas ist
Aufgabe (5 Punkte)
Zeige, dass die komplexen Zahlen einen Körper bilden.
Die Körpereigenschaften für die komponentenweise definierte Addition sind klar, da die entsprechenden Eigenschaften für gelten. Es ist
somit ist die das neutrale Element der Multiplikation. Die Kommutativität der Multiplikation ist ebenfalls von der Formel her klar. Zum Nachweis der Assoziativität der Multiplikation berechnen wir
Ebenso ist
Wenn
ist, so ist mindestens eine der Zahlen oder von verschieden und damit ist . Somit ist eine komplexe Zahl und es gilt
also besitzt jedes Element ein Inverses bezüglich der Multiplikation. Das Distributivgesetz folgt aus
Aufgabe (6 Punkte)
Es sei ein Körper und es seien verschiedene Elemente und Elemente gegeben. Zeige, dass es ein eindeutiges Polynom vom Grad derart gibt, dass für alle ist.
Wir beweisen die Existenz und betrachten zuerst die Situation, wo ist für alle für ein festes . Dann ist
ein Polynom vom Grad , das an den Stellen den Wert hat. Das Polynom
hat an diesen Stellen ebenfalls eine Nullstelle, zusätzlich aber noch bei den Wert . Nennen wir dieses Polynom . Dann ist
das gesuchte Polynom. An der Stelle gilt ja
für und .
Die Eindeutigkeit folgt aus Korollar 6.6 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)).
Aufgabe (3 Punkte)
Berechne von Hand die Approximationen im Heron-Verfahren für die Quadratwurzel von zum Startwert .
Das Heron-Verfahren ergibt der Reihe nach
und
Aufgabe (2 Punkte)
Man gebe ein Beispiel für eine Folge von abgeschlossenen Intervallen ()
derart an, dass eine Nullfolge ist, dass aus einem einzigen Punkt besteht, wo aber keine Intervallschachtelung vorliegt.
Für gerade sei
und für ungerade sei
Die Intervalllänge ist stets , also bilden diese eine Nullfolge. Es ist
Es handelt sich aber nicht um eine Intervallschachtelung, da das folgende Intervall nicht im Vorgängerintervall enthalten ist.
Aufgabe (4 Punkte)
Beweise die Regel von l'Hospital.
Zur Ermittlung des Grenzwertes benutzen wir das Folgenkriterium. Da im Intervall keine Nullstelle besitzt und ist, besitzt auch nach Satz 15.4 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)) außer keine Nullstelle. Es sei eine Folge in , die gegen konvergiert. Zu jedem gibt es nach Satz 15.10 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)), angewandt auf bzw. , ein (im Innern von ) mit
Die Folge konvergiert ebenfalls gegen , sodass nach Voraussetzung die rechte Seite gegen konvergiert. Daher konvergiert auch die linke Seite gegen , und wegen bedeutet das, dass gegen konvergiert.
Aufgabe (7 (1+1+3+1+1) Punkte)
Wir betrachten die Funktion
- Berechne die erste Ableitung von .
- Berechne die zweite Ableitung von .
- Erstelle (und beweise) eine Formel für die -te Ableitung von ().
- Bestimme das Taylorpolynom zu im Punkt vom Grad .
- Bestimme die Taylorreihe zu im Punkt .
- Es ist
- Es ist
- Wir behaupten
Dies beweisen wir durch Induktion nach . Der Induktionsanfang ist durch Aufgabenteil (1) gesichert. Der Induktionsschluss ergibt sich durch
- Das Taylorpolynom vom Grad mit Entwicklungspunkt ist
- Aus der Formel für die Ableitungen folgt, dass der -te Koeffizient der Taylorreihe gleich
ist, also ist die Taylorreihe gleich
Aufgabe (3 Punkte)
Berechne das bestimmte Integral
Mit der Substitution
ist das bestimmte Integral gleich
Aufgabe (1 Punkt)
Bei einem linearen Gleichungssystem führe das Eliminationsverfahren auf die Gleichung
Welche Folgerung kann man daraus schließen?
Das bedeutet, dass das lineare Gleichungssystem keine Lösung besitzt.
Aufgabe (2 Punkte)
Gilt für quadratische Matrizen die erste binomische Formel?
Die erste binomische Formel gilt nicht, da beispielsweise
aber
gilt.
Aufgabe (2 Punkte)
Berechne die Determinante der Matrix
Es ist
Aufgabe (4 Punkte)
Es sei ein Körper und es sei ein - dimensionaler Vektorraum. Es sei
eine lineare Abbildung. Zeige, dass genau dann ein Eigenwert von ist, wenn eine Nullstelle des charakteristischen Polynoms ist.
Es sei eine beschreibende Matrix für , und sei vorgegeben. Es ist
genau dann, wenn die lineare Abbildung
nicht bijektiv (und nicht injektiv) ist (wegen Fakt ***** und Lemma 25.11 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024))). Dies ist nach Lemma 27.11 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)) und Lemma 24.14 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)) äquivalent zu
was bedeutet, dass der Eigenraum zu nicht der Nullraum ist, also ein Eigenwert zu ist.