Kurs:Analysis (Osnabrück 2021-2023)/Teil II/Arbeitsblatt 45/kontrolle
- Übungsaufgaben
Für dieses Aufgabenblatt darf die Beziehung zwischen totalem Differential und partiellen Ableitungen bzw. Richtungsableitungen nicht verwendet werden.
Wir betrachten die Funktion
- Man schreibe als
mit geeigneten Termen , wobei und nicht von und abhängen dürfen.
- Man folgere aus der Darstellung aus (1), dass in einem beliebigen Punkt total differenzierbar ist.
Wir betrachten die Funktion
- Skizziere die Funktion.
- Zeige, dass stetig ist.
- Bestimme für jeden Punkt und jede Richung , ob die Richtungsableitung in diesem Punkt und in diese Richtung existiert.
- Bestimme für jeden Punkt, ob in diesem Punkt die Funktion total differenzierbar ist.
Es sei konstant mit für alle . Zeige, dass differenzierbar ist mit totalem Differential .
Es seien und endlichdimensionale - Vektorräume und eine offene Teilmenge. Es sei im Punkt differenzierbar mit dem Differential . Zeige, dass für alle die Beziehung
gilt.
Es sei
eine Polynomfunktion. Zeige, dass im Nullpunkt total differenzierbar ist. Man gebe dabei explizit das totale Differential und die Abweichungsfunktion an.
Kommentar:
Da wir es hier mit einer polynomialen Funktion zu tun haben, hat die Form
wobei nur endlich viele der ungleich Null sind. Nach Satz . sind diese total differenzierbar und nach Bemerkung . stimmt das totale Differential mit der Jacobi-Matrix überein.
Wir betrachten ein einfaches Beispiel in zwei Variablen. Sei . Die Jacobi-Matrix ist dann durch gegeben und ist insbesondere im Punkt gleich . Wegen der Definition der Differenzierbarkeit lässt sich , mit aus einer Umgebung von , schreiben als
Nach einsetzen aller bekannten Größen, erhalten wir
Falls ist liefert Auflösen nach
Dass diese Funktion in stetig fortgesetzt werden kann und dort auch gleich Null ist, folgt direkt aus der obigen Gleichung, da total differenzierbar und in Null stetig ist. Wir sehen also, dass die Funktion die Terme des Polynoms mit Grad größer als beinhaltet und zusätzlich durch dividiert wird. Der affin lineare Teil des Polynoms (Terme vom Grad kleiner oder gleich ) werden durch die ersten beiden Summanden der linearen Approximation abgedeckt.
Für ein allgemeines Polynom folgt das Ganze auf gleicher Art und Weise.
Es sei
eine Polynomfunktion. Zeige, dass in jedem Punkt total differenzierbar ist. Man gebe dabei explizit das totale Differential und die Abweichungsfunktion an.
Es seien , und endlichdimensionale - Vektorräume.
- Es seien
und
-
lineare Abbildungen.
Zeige, dass die Abbildung
-linear ist.
- Es seien
und
im Punkt
differenzierbare Abbildungen.
Zeige, dass die Abbildung
im Punkt P differenzierbar ist mit dem totalen Differential
Die folgende Aufgabe verwendet das Konzept Äquivalenzrelation.
Eine Äquivalenzrelation auf einer Menge ist eine Relation , die die folgenden drei Eigenschaften besitzt (für beliebige ).
- Es ist (reflexiv).
- Aus folgt (symmetrisch).
- Aus und folgt (transitiv).
Dabei bedeutet , dass das Paar zu gehört.
Es seien endlichdimensionale - Vektorräume und eine offene Teilmenge. Weiter seien Abbildungen und . Wir nennen im Punkt tangential äquivalent, wenn der Limes
existiert und gleich ist.
- Zeige, dass dadurch eine Äquivalenzrelation auf der Abbildungsmenge von nach gegeben ist.
- Es sei total differenzierbar. Zeige, dass zu seiner linearen Approximation tangential äquivalent ist.
- Es seien und tangential äquivalent. Zeige, dass in diesem Fall genau dann in total differenzierbar ist, wenn dies für gilt, und dass ihre totalen Differentiale im Punkt übereinstimmen.
Es sei ein endlichdimensionaler - Vektorraum. Zeige, dass die Skalarmultiplikation
in jedem Punkt total differenzierbar ist mit
Kommentar:
Wir können in eine Basis festlegen und in dem zugehörigen Koordinatenraum mit dem Standardskalarprodukt arbeiten. Wir betrachten also die Skalarmultiplikation in der Form
Wir zeigen die Differenzierbarkeit über die Definition. Damit es einfacher aufzuschreiben ist, fassen wir wieder die 2. bis letzte Koordinate in einem Vektor zusammen. Für die Differenzierbarkeit im Punkt müssen wir die lineare Approximierbarkeit zeigen. Das heißt wir müssen zeigen, dass für aus einer kleinen Umgebung von eine lineare Abbildung und eine in Null stetige Abbildung mit existieren, sodass
gilt. Dazu schauen wir uns einfach einmal genauer an. Wir erhalten nach Einsetzen der Funktionsvorschrift
dabei werden rechts skalarmultiplizierte Vektoren aufaddiert. Jetzt sammeln wir die entsprechenden Ausdrücke. Der erste Summand kann direkt als Funktionswert in identifiziert werden, also . Des Weiteren ist schon in der Aufgabenstellung suggeriert, dass sein wird. Es muss noch gezeigt werden, dass dies eine lineare Funktion ist. Die Funktion müssen wir dann in dem Term finden. Da noch ins Spiel kommen muss, erweitern wir mit dieser Norm und erhalten , falls ist. Nun ist zu zeigen, dass dieses gegen Null geht für gegen Null, denn dann kann es dort mit Null stetig fortgesetzt werden und hat die gewünschten Eigenschaften.
Dazu nutzen wir, dass im gegen Null geht, wenn gegen Null geht. Dieses geht wiederum gegen Null, weil
Insgesamt haben wir damit gezeigt, dass in einer Umgebung von
wobei und die nötigen Eigenschaften besitzen. Da der Punkt bei obiger Betrachtung beliebig war, ist die Skalarmultiplikation insgesamt differenzierbar. Es ist zu sehen, dass der Beweis der Differenzierbarkeit mit Hilfe der Definition recht mühsam sein kann. Das Benutzen von Satz . ist in der Regel zu bevorzugen.
Leite aus der allgemeinen Kettenregel die Kettenregel für Funktionen in einer Variablen ab.
Leite aus der allgemeinen Kettenregel die Kettenregel für differenzierbare Kurven (für eine differenzierbare Kurve und eine differenzierbare Umparametrisierung ) ab.
Es sei ein Intervall, ein euklidischer Vektorraum und
eine differenzierbare Kurve. Zeige, dass zwischen dem totalen Differential und der Kurven-Ableitung die Beziehung
besteht.
Es sei eine offene Teilmenge in einem endlichdimensionalen reellen Vektorraum , sei eine total differenzierbare Funktion und eine differenzierbare Funktion. Zeige
für .
Es sei ein reelles Intervall und seien
zwei differenzierbare Funktionen. Beweise die Produktregel aus der allgemeinen Kettenregel unter Verwendung von Aufgabe 45.4.
Es sei ein endlichdimensionaler - Vektorraum und eine offene Teilmenge. Weiter seien zwei in differenzierbare Funktionen. Wende die Kettenregel und Aufgabe 45.4 auf das Diagramm
an, um zu zeigen, dass die Gleichung
gilt.
- Aufgaben zum Abgeben
Aufgabe (4 Punkte)Referenznummer erstellen
Es seien und endlichdimensionale - Vektorräume, eine offene Menge, eine Abbildung und eine lineare Abbildung. Zeige, dass folgende Eigenschaften äquivalent sind.
- ist differenzierbar in mit dem totalen Differential .
-
Der
Limes
existiert und ist gleich .
- Der Limes
existiert und ist gleich .
Aufgabe (4 Punkte)Referenznummer erstellen
Es seien differenzierbare Funktionen in einer Variablen. Bestimme das totale Differential der Abbildung
Aufgabe (3 Punkte)Referenznummer erstellen
Es sei ein endlichdimensionaler reeller Vektorraum und sei
eine differenzierbare Abbildung. Zeige, dass genau dann eine Verschiebung ist, also von der Art mit einem festen Vektor , wenn
für alle ist.
Es seien und endlichdimensionale - Vektorräume, eine offene Mengen, ein Punkt, und in differenzierbare Abbildungen. Zeige, dass dann die Produktabbildung
in differenzierbar ist mit
Tipp: Verwende Aufgabe 45.12 und die Kettenregel.
Aufgabe (4 Punkte)Referenznummer erstellen
Es sei
eine im Punkt komplex differenzierbare Funktion. Zeige, dass auch als Funktion von nach im reellen Sinn total differenzierbar ist. In welcher Beziehung steht die komplexe Zahl und das totale Differential ?