Kurs:Algebraische Kurven/5/Klausur mit Lösungen
Aufgabe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | |
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Punkte | 3 | 3 | 5 | 6 | 6 | 6 | 6 | 4 | 4 | 5 | 2 | 4 | 3 | 7 | 64 |
Aufgabe (3 Punkte)
Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.
- Eine affin-algebraische Menge.
- Eine rationale Parametrisierung einer affin-algebraischen Kurve .
- Ein zusammenhängender Ring .
- Ein ganzes Element bei einer Ringerweiterung .
- Ein glatter Punkt auf einer ebenen algebraischen Kurve .
- Ein homogenes Ideal .
- Eine Teilmenge im affinen Raum heißt affin-algebraisch, wenn sie die Nullstellenmenge zu einer Familie , , von Polynomen ist.
- Zwei rationale Funktionen und mit
, ,
heißen eine rationale Parametrisierung der algebraischen Kurve , wenn
ist und nicht konstant ist.
- Ein kommutativer Ring heißt zusammenhängend, wenn er genau zwei idempotente Elemente (nämlich ) enthält.
- Das Element heißt ganz (über ), wenn eine Ganzheitsgleichung mit Koeffizienten aus erfüllt.
- Der Punkt heißt glatt, wenn
gilt.
- Die Homogenität des Ideals bedeutet, dass für jedes mit homogener Zerlegung auch ist für alle homogenen Bestandteile .
Aufgabe (3 Punkte)
Formuliere die folgenden Sätze.
- Der Satz über den Schnitt einer ebenen Kurve mit einer Geraden.
- Der Satz über die Beziehung von Radikalen und affin-algebraischen Mengen.
- Der Satz über die Summe der Schnittmultiplizitäten.
- Es sei eine ebene affin-algebraische Kurve und sei eine Gerade in . Dann ist der Durchschnitt die ganze Gerade, oder er besteht nur aus endlich vielen Punkten.
- Es sei ein algebraisch abgeschlossener Körper mit dem Polynomring und dem affinen Raum . Dann gibt es eine natürliche Korrespondenz zwischen affin-algebraischen Mengen in und Radikalidealen in .
- Es sei ein algebraisch abgeschlossener Körper und seien Polynome ohne gemeinsamen Primteiler.
Dann ist
Aufgabe (5 (2+2+1) Punkte)
Es seien
und sei
.
a) Zeige, dass die beiden Polynome und Teiler des Polynoms sind.
b) Es sei
.
Ist stets ein Teiler von
c) Man gebe drei Primfaktoren von an.
a) Es ist
und daher ist (und ebenso ) ein Teiler von .
b) Dies ist nicht der Fall. Für
ist
Das Polynom hat keine reelle Nullstelle und ist deshalb kein Vielfaches von . Daher ist kein Teiler von .
c) Da Teiler von sind, ergibt sich aus Teil a), dass und Teiler von sind. Daher sind Primteiler von .
Aufgabe (6 Punkte)
Zeige, dass die Neilsche Parabel
jede Gerade durch den Punkt in mindestens einem weiteren Punkt trifft.
Jede Gerade in der Ebene wird durch eine Gleichung der Form
beschrieben, wobei nicht beide gleich sind. Wenn die gerade durch den Punkt läuft, so ist . Wenn ist, so ist die Gerade durch gegeben, und es gibt noch den weiteren Schnittpunkt . Es sei also . Dann können wir die Geradengleichung nach auflösen und erhalten
mit . Auf einer solchen Geraden wird die Kurvengleichung zu
Da
eine Nullstelle davon ist, können wir ausklammern, und zwar ist
Der rechte Faktor ist ein normiertes Polynom vom Grad , hat also über weitere Nullstellen. Wir müssen zeigen, dass mindestens eine weitere Nullstelle nicht ist. Wenn man im rechten Faktor einsetzt, so erhält man
Bei kann also keine Nullstelle sein. Es sei also . In diesem Fall ist
und somit gibt es eine weitere Nullstelle.
Aufgabe (6 Punkte)
Es seien und Ideale in einem kommutativen Ring und sei . Zeige die Gleichheit
Zum Beweis der Inklusion sei . Da das Produkt von Idealen aus allen Summen von Produkten besteht, bedeutet dies, dass
wobei
mit ist. Dies bedeutet wiederum, dass
mit und ist. Somit ist
Wenn man ein solches Produkt distributiv ausrechnet, so erhält man eine Summe von Produkten mit Faktoren, wobei Faktoren zu und Faktoren zu gehören. Damit gehören diese Summanden zur rechten Seite und somit auch die und auch .
Zum Beweis der Inklusion genügt es, die Inklusion für jedes zu zeigen. Wegen ist aber sofort
Aufgabe (6 Punkte)
Es sei ein Körper und seien zwei nichtkonstante Polynome ohne gemeinsamen nichtkonstanten Teiler. Zeige, dass der Durchschnitt nur endlich viele Punkte besitzt.
Wir betrachten als Elemente in , wobei den Körper der rationalen Funktionen in bezeichne. Es haben dann nach Aufgabe 4.24 (Algebraische Kurven (Osnabrück 2017-2018)) auch und keinen gemeinsamen Teiler in . Da dieser Ring ein Hauptidealbereich ist, erzeugen sie zusammen das Einheitsideal, d.h. es gibt Polynome mit . Multiplikation mit dem Hauptnenner von und ergibt in die Gleichung mit . Eine gemeinsame Nullstelle in von und von muss also eine Nullstelle von sein. Es gibt also nur endlich viele Werte für , für die eine gemeinsame Nullstelle vorliegt. Wenn man die Rollen von und von vertauscht, so sieht man, dass es auch nur endlich viele Werte für gibt, an denen eine gemeinsame Nullstelle vorliegen kann. Damit kann es überhaupt nur endlich viele gemeinsame Nullstellen geben.
Aufgabe (6 Punkte)
Bestimme für die Abbildung
eine algebraische Gleichung der Bildkurve.
Wir betrachten von den Zählerpolynomen und dem Nennerpolynom die gleichgradigen Homogenisierungen
und
Wir betrachten die monomialen Kombinationen vom Grad (bezüglich )
Hierfür gibt es die sechs Möglichkeiten
Da es nur fünf Monome in und vom Grad gibt, muss es zwischen den homogenen Polynomen , wobei die Exponententupel durch die angegebene Liste laufen, eine nichtlineare Relation geben. Es ist
Es ist
Somit ist
Also ist
ein Polynom, das annulliert. Daher ist
bzw.
ein Polynom, dass die rationalen Funktionen und annulliert. Dies wird durch die Probe
bestätigt.
Aufgabe (4 Punkte)
Wir betrachten das mechanische System, das durch den Einheitskreis und die dazu tangentiale Gerade durch mit dem Koppelungsabstand definiert ist. Zeige, dass man dieses System mit zwei Variablen beschreiben kann.
Mit
gelangt man zu den beiden Bedingungen
- .
Wir ziehen die erste Gleichung von der zweiten ab und erhalten
Diese Gleichung ist zusammen mit der Einheitskreisgleichung äquivalent zum Ausgangssystem. Mit dieser neuen zweiten Gleichung kann man mittels
eliminieren. Das System kann also allein in den Variablen und beschrieben werden, und zwar als Nullstellenmenge des Polynoms
Aufgabe (4 Punkte)
Es sei ein Körper und eine endlich erzeugte -Algebra. Stifte eine Bijektion zwischen
Wir bilden einen Punkt , der ja einem -Algebrahomomorphismus entspricht, ab auf den Punkt mit den Koordinaten
Dabei fassen wir über den Restklassenhomomorphismus als Homomorphismus auf dem Polynomring auf. Für jedes wird unter dem zusammengesetzten Homomorphismus auf abgebildet, sodass also in verschwindet. Dies bedeutet, dass die Abbildung in landet.
Zur Injektivität seien zwei verschiedene -Algebrahomomorphismen gegeben. Diese müssen sich auch auf mindestens einem Algebraerzeuger unterscheiden, sodass mindestens eine Koordinate verschieden sein muss.
Für einen Punkt mit zugehörigem Einsetzungshomomorphismus geht jedes auf . Dieser Einsetzungshomomorphismus faktorisiert also durch und liefert das Urbild des Punktes.
Aufgabe (5 Punkte)
Beweise den Satz für numerische Monoide für große .
Wegen der Teilerfremdheit gibt es natürlich eine Darstellung
mit ganzzahligen Koeffizienten . Wir werden sie schrittweise auf die gewünschte Gestalt bringen. Wir schreiben mit (Division mit Rest). Dies setzt man in die Gleichung für ein und schlägt den Term zu dazu. Ebenso bringt man den (neuen) zweiten Koeffizienten auf die gewünschte Form, in dem man ihn mit dem dritten Erzeuger verarbeitet. So kann man alle ersten Koeffizienten auf die gewünschte Gestalt bringen.
Es sei die Darstellung nun in der gewünschten Form. Dann ist die Summe der ersten Summanden beschränkt. Wenn größer als diese Schranke ist, so muss der letzte Summand und damit auch der letzte Koeffizient nichtnegativ sein.
Aufgabe (2 Punkte)
Es sei . Beschreibe die zum Restklassenhomomorphismus (als Monoidhomomorphismus)
gehörige Spektrumsabbildung zum Körper .
Der Monoidring zu ist
und sein - Spektrum ist die Menge der komplexen Einheitswurzeln. Der surjektive Monoidhomomorphismus
führt nach Lemma 17.11 (Algebraische Kurven (Osnabrück 2017-2018)) zu einem surjektiven Ringhomomorphismus zwischen den Monoidringen und somit nach Proposition 12.8 (Algebraische Kurven (Osnabrück 2017-2018)) (3) zur abgeschlossenen Einbettung
Aufgabe (4 Punkte)
Bestimme für die ebene algebraische Kurve
eine nichtkonstante Potenzreihenlösung im Nullpunkt bis zum sechsten Glied.
Wir setzen an , und bestimmen die Koeffizienten aufgrund der Bedingung
Da die Potenzreihe die Kurve im Nullpunkt approximieren soll, muss sein. Für ergibt sich die Koeffizientenbedingung
da die ersten drei Summanden keinen Beitrag leisten. Für ergibt sich
Damit ist der zweite Summand abgearbeitet. Für ergibt sich
Für ergibt sich
und für ergibt sich
Bei muss erstmals auch der erste Summand berücksichtigt werden, und zwar ergibt sich
Aufgabe (3 Punkte)
Wir behaupten, dass der Punkt ein nichtglatter Punkt der Kurve ist. Es handelt sich dabei offenbar um einen Punkt der Kurve. Der Punkt liegt in der offenen Umgebung
sodass wir darauf arbeiten können. Wir setzen also und erhalten die inhomogene Gleichung . Die partiellen Ableitungen sind und . Diese verschwinden beide im besagten Punkt, daher handelt es sich um einen nichtglatten Punkt. Somit ist die Kurve nicht glatt.
Aufgabe (7 Punkte)
Es sei und betrachte die beiden ebenen algebraischen Kurven
Bestimme die Schnittpunkte der beiden Kurven in der affinen Ebene und bestimme jeweils die Schnittmultiplizität. Bestimme auch die unendlich fernen Punkte der beiden Kurven (also die zusätzlichen Punkte auf den projektiven Abschlüssen und ) und überprüfe damit die Schnittpunkte im Unendlichen. Bestätige abschließend, dass der Satz von Bezout in diesem Beispiel erfüllt ist.
Durch Addition der beiden Gleichungen erhält man für einen Schnittpunkt sofort die Bedingung
Die -Koordinate eines Schnittpunktes ist also oder eine vierte Einheitswurzel, also . Bei ergibt sich sofort . Den Restklassenring kann man schreiben als
Da in diesem lokalen Ring eine Einheit ist, handelt es sich um , sodass sich in die Schnittmultiplizität ergibt.
Es sei nun eine vierte Einheitswurzel. Wegen muss eine achte Einheitswurzel sein. Wir bezeichnen mit die erste primitive achte Einheitswurzel. Dann hat man die acht weiteren Schnittpunkte
Wir zeigen, dass in all diesen Punkte der Schnitt transversal ist und daher die Schnittmultiplizität immer eins ist. Dazu berechnen wir allgemein die partiellen Ableitungen, also
In jedem der obigen acht Schnittpunkte sind wegen beide Kurven glatt. Wegen hat der Ableitungsvektor rechts die Gestalt . Die Richtungstangenten der beiden Kurven können also nur dann linear abhängig sein, wenn ist, was wegen nicht möglich ist.
Betrachten wir noch die unendlich fernen Punkte. Die Homogenisierungen sind , sodass der einzige unendlich ferne Punkt auf gleich ist, und , sodass der einzige unendlich ferne Punkt auf gleich ist. Diese Punkte sind verschieden, es gibt also keinen weiteren Schnittpunkt im Unendlichen.
Die Gesamtsumme der Schnittmultiplizitäten ist demnach . Da die beteiligten Kurven den Grad und besitzen, stimmt das mit dem Produktgrad überein, was die Behauptung des Satzes von Bezout ist.