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Kurs:Analysis/Teil II/19/Klausur mit Lösungen

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Aufgabe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
Punkte 3 3 8 8 8 1 5 3 5 4 4 4 4 4 64




Aufgabe (3 Punkte)

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Ein euklidischer Vektorraum.
  2. Der Abschluss einer Teilmenge in einem metrischen Raum .
  3. Eine Differentialgleichung höherer Ordnung (in einer Variablen).
  4. Das charakteristische Polynom zu einem gewöhnlichen linearen Differentialgleichungsysytem mit konstanten Koeffizienten.
  5. Die Hesse-Form zu einer zweimal stetig differenzierbaren Funktion

    in einem Punkt .

  6. Die Faser zu einer Abbildung

    über einem Punkt .


Lösung

  1. Unter einem euklidischen Vektorraum versteht man einen reellen endlichdimensionalen Vektorraum mit Skalarprodukt.
  2. Die Menge aller Berührpunkte von heißt der Abschluss von .
  3. Es sei ein offenes Intervall, offen und

    eine Funktion. Dann nennt man den Ausdruck

    eine Differentialgleichung der Ordnung .

  4. Es sei

    mit

    eine lineare gewöhnliche Differentialgleichung mit konstanten Koeffizienten. Dann nennt man das charakteristische Polynom

    auch das charakteristische Polynom der Differentialgleichung.

  5. Die Abbildung

    heißt die Hesse-Form im Punkt .

  6. Die Faser über ist die Menge


Aufgabe (3 Punkte)

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Der Satz über die Unabhängigkeit der Topologie auf einem reellen endlichdimensionalen Vektorraum.
  2. Das Minorenkriterium für die Definitheit einer symmetrischen Bilinearform.
  3. Der Satz über lokale Extrema unter Nebenbedingungen.


Lösung

  1. Es sei ein reeller endlichdimensionaler Vektorraum. Es seien zwei Skalarprodukte und auf gegeben. Dann stimmen die über die zugehörigen Normen und definierten Topologien überein, d.h. eine Teilmenge ist genau dann offen bezüglich der einen Metrik, wenn sie offen bezüglich der anderen Metrik ist.
  2. Es sei eine symmetrische Bilinearform auf einem endlichdimensionalen reellen Vektorraum und sei eine Basis von . Es sei die Gramsche Matrix zu bezüglich dieser Basis und es seien die Determinanten der quadratischen Untermatrizen

    Dann gelten folgende Aussagen.

    1. Genau dann ist positiv definit, wenn alle positiv sind.
    2. Genau dann ist negativ definit, wenn das Vorzeichen in der Folge an jeder Stelle wechselt.
  3. Es sei eine offene Teilmenge und sei

    eine stetig differenzierbare Abbildung. Es sei die Faser von über . Es sei

    eine differenzierbare Funktion und die eingeschränkte Funktion besitze im Punkt ein lokales Extremum auf und sei ein regulärer Punkt von . Dann ist

    d.h. die Linearform verschwindet auf dem Tangentialraum

    an der Faser von durch .


Aufgabe (8 Punkte)

Beweise den Satz über die Charakterisierung von abgeschlossenen Mengen in einem metrischen Raum mit konvergenten Folgen.


Lösung

Es sei zunächst abgeschlossen und eine Folge gegeben, die in gegen konvergiert. Wir müssen zeigen, dass ist. Angenommen, dies wäre nicht der Fall. Dann liegt im offenen Komplement von und daher gibt es ein derart, dass der gesamte -Ball im Komplement von liegt. Also ist

Da die Folge aber gegen konvergiert, gibt es ein derart, dass alle Folgenglieder , , zu diesem Ball gehören. Da sie andererseits in liegen, ist dies ein Widerspruch.
  Es sei nun nicht abgeschlossen. Wir müssen eine Folge in konstruieren, die in konvergiert, deren Grenzwert aber nicht zu gehört. Da nicht abgeschlossen ist, ist das Komplement nicht offen. D.h. es gibt einen Punkt derart, dass in jedem -Ball von auch Punkte außerhalb von , also in liegen. Insbesondere ist also für jede natürliche Zahl der Durchschnitt

Wir wählen aus dieser Schnittmenge ein Element und behaupten, dass die sich ergebende Folge die gewünschten Eigenschaften besitzt. Zunächst liegen nach Konstruktion alle Folgenglieder in . Die Folge konvergiert gegen , da man sich hierzu auf

beschränken kann und alle Folgenglieder , , in liegen. Da der Grenzwert einer Folge im Falle der Existenz eindeutig bestimmt ist, und ist, konvergiert die Folge in nicht.


Aufgabe (8 (2+3+3) Punkte)

Es sei ein metrischer Raum und sei

eine Abbildung. Mit bezeichnen wir die -fache Hintereinanderschaltung von mit sich selbst.

a) Zeige, dass wenn Lipschitz-stetig ist, dass dann auch Lipschitz-stetig ist.

b) Man gebe ein Beispiel für eine Lipschitz-stetige Abbildung , die keine starke Kontraktion, wo aber jedes für eine starke Kontraktion ist.

c) Es sei Lipschitz-stetig und es sei eine starke Kontraktion für ein gewisses . Zeige, dass es ein derart gibt, dass für jedes eine starke Kontraktion ist.


Lösung

a) Es sei Lipschitz-stetig mit Lipschitz-Konstante . Es ist also

für alle . Daher ist

und daher ist Lipschitz-stetig mit Lipschitz-Konstante .

b) Wir betrachten

mit

Diese Funktion ist Lioschitz-stetig mit Lipschitz-Konstante , die sich nicht verbessern lässt. Es liegt also keine starke Kontraktion vor. Da positive Zahlen auf negative Zahlen abgebildet werden und diese auf , ist die Nullabbildung. Die höheren Hintereinanderschaltungen sind erst recht die Nullabbildung und dies ist eine starke Kontraktion.

c) Es sei eine Lipschitz-Konstante für und ein Kontraktionsfaktor für . Es sei so gewählt, dass

ist. Sei

Für schreiben wir mit und

Da Lipschitz-Konstanten multiplikativ sind, gilt für diese Hintereinanderschaltung die Lipschitz-Konstante ( sei )

Es handelt sich also um starke Kontraktionen.


Aufgabe (8 (2+3+3) Punkte)

Wir betrachten einen Kreis (mit Radius ) und darin eingeschriebene regelmäßige -Ecke.

  1. In den Kreis sei ein Quadrat eingeschrieben. Bestimme dessen Flächeninhalt und dessen Umfang.

  2. In den Kreis sei ein regelmäßiges -Eck eingeschrieben. Bestimme dessen Flächeninhalt und dessen Umfang.

  3. Der Flächeninhalt eines eingeschriebenen regelmäßigen -Ecks ist eine Approximation für den Flächeninhalt des Kreises und der Umfang eines solchen -Ecks ist eine Approximation für den Umfang des Kreises. Welche Approximationen sind besser?


Lösung

  1. Die Seitenlänge des eingeschriebenen Quadrates ist nach dem Satz des Pythagoras gleich . Deshalb ist der Flächeninhalt des eingeschriebenen Quadrates gleich

    und der Umfang gleich .

  2. Das eingeschriebene regelmäßige Sechseck besteht aus gleichseitigen Dreiecken, da ja ihr Winkel im Kreismittelpunkt Grad beträgt, und somit ist ihre Seitenlänge gleich . Die Höhe dieser Dreiecke ist nach dem Satz des Pythagoras gleich

    Der Flächeninhalt eines dieser Dreiecke ist

    somit ist der Flächeninhalt des eingeschriebenen Sechsecks gleich

    Der Umfang des Sechsecks ist .

  3. Das regelmäßige eingeschriebene -Eck besteht aus gleichen gleichschenkligen Dreiecken, deren Schenkel die Länge haben. Deren Grundseite sei mit und deren Höhe sei mit bezeichnet (deren Werte muss man für den Vergleich der Approximationen nicht ausrechnen). Der Flächeninhalt eines solchen Dreiecks ist und somit ist der Flächeninhalt des eingeschriebenen -Ecks gleich

    Der Umfang des -Ecks ist

    Das Verhältnis des Flächeninhalts des -Ecks zum Flächeninhalt des Kreises ist somit

    das Verhältnis des Umfangs des -Ecks zum Umfang des Kreises ist

    Wegen ist die Umfangsapproximation besser als die Flächenapproximation.


Aufgabe (1 Punkt)

Skizziere den Graphen der Addition


Lösung Graph (Abbildung)/R/Addition/Aufgabe/Lösung


Aufgabe (5 Punkte)

Bestimme die Lösung des Anfangswertproblems

mit der Anfangsbedingung


Lösung

Aus der dritten Zeile

mit der Anfangsbedingung folgt direkt

Entsprechend folgt aus der zweiten Zeile direkt

Die erste Zeile liefert die eindimensionale Differentialgleichung

Dies ist eine eindimensionale inhomogene lineare Differentialgleichung. Die zugehörige homogene Gleichung besitzt die Lösung . Mit Variation der Konstanten, also dem Ansatz

(siehe Satz 29.10 (Analysis (Osnabrück 2021-2023))), ergibt sich die Bedingung

Die Stammfunktion hiervon sind

Somit ist

und die Anfangsbedingung legt

fest. Die Lösung des Anfangswertproblems ist somit


Aufgabe (3 Punkte)

Es sei eine dreimal stetig differenzierbare Funktion. Zeige


Lösung

Unter mehrfacher Anwendung des Satzes von Schwarz ist (die Klammern verdeutlichen, wie der Satz angewendet wird. Für die vierte Gleichung wird verwendet, dass zweimal stetig differenzierbar ist)


Aufgabe (5 Punkte)

Beweise den Satz über totale Differenzierbarkeit und Richtungsableitungen.


Lösung

Da eine lineare Abbildung von nach ist, liefert die Anwendung dieser Abbildung auf einen Vektor einen Vektor in . Nach Voraussetzung haben wir

(mit den üblichen Bedingungen an ). Insbesondere gilt für (hinreichend kleines)

Also gilt

da und der Ausdruck beschränkt ist.


Aufgabe (4 (1+1+1+1) Punkte)

Wie betrachten die komplexe Invertierung

  1. Bestimme die Ableitung von .
  2. Beschreibe die Funktion

    mit den reellen Koordinaten (bezüglich der reellen Basis und von ).

  3. Bestimme das totale Differential zu bezüglich der Basis und in einem beliebigen Punkt.
  4. Beschreibe die Multiplikation mit auf durch eine reelle Matrix bezüglich der reellen Basis und .


Lösung

  1. Die Ableitung ist
  2. In reellen Koordinaten ist die Abbildung durch

    gegeben.

  3. Das totale Differential der Abbildung aus (2) ist
  4. Es ist für
    Die Multiplikation mit ist eben diese Zahl, die Multiplikation mit ist

    Dies führt zur gleichen Matrix wie in Teil (3).


Aufgabe (4 Punkte)

Es sei eine Bilinearform auf einem zweidimensionalen reellen Vektorraum, die bezüglich einer Basis durch die Gramsche Matrix

beschrieben werde. Bestimme den Typ der Form in Abhängigkeit von .


Lösung

Wir verwenden das Eigenwertkriterium. Das charakteristische Polynom der Matrix ist

Bei ist der Wert des charakteristischen Polynoms an der Stelle negativ. Somit gibt es eine negative und eine positive Nullstelle und daher ist der Typ gleich . Es sei also . Die Nullstellen des charakteristischen Polynoms sind dann und . Bei liegt die Nullform mit dem Typ vor. Bei negativem ist der Typ und bei positivem ist der Typ .


Aufgabe (4 Punkte)

Bestimme die kritischen Punkte der Funktion

und entscheide, ob in diesen kritischen Punkten ein lokales Extremum vorliegt.


Lösung

Die Jacobi-Matrix dieser Funktion ist

Wir setzen beide Komponenten gleich und erhalten durch Subtraktion der beiden Gleichungen voneinander die Bedingung

also ist

Der einzige kritische Punkt der Funktion ist also

Wir bestimmen die Hesse-Matrix in diesem Punkt. Sie ist

Wir wenden das Minorenkriterium an. Der Eintrag links oben ist positiv, die Determinante ist , also negativ. Daher besitzt die Hesse-Form den Typ , und somit liegt kein lokales Extremum vor.


Aufgabe (4 Punkte)

Man gebe für jedes eine bijektive, total differenzierbare Abbildung

an, für die das totale Differential in mindestens einem Punkt nicht regulär ist.


Lösung

Für ist die Abbildung

bijektiv (mit der Umkehrfunktion ). Für ein betrachten wir die Abbildung

Dies ist eine polynomiale Abbildung, sodass das totale Differential durch die Jacobi-Matrix, also durch

gegeben ist. Für ist diese Matrix nicht invertierbar, da ihre Determinante ist, und die Abbildung ist für diese Punkte nicht regulär. Dennoch ist die Abbildung bijektiv, die Umkehrabbildung wird durch

gegeben.


Aufgabe (4 Punkte)

Beweise den Satz über das Wegintegral in einem Gradientenfeld.


Lösung

Aufgrund der Kettenregel ist