Kurs:Analysis/Teil II/23/Klausur mit Lösungen/kontrolle

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Aufgabe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
Punkte 3 3 0 4 8 5 4 4 2 0 2 0 6 5 3 4 8 61




Aufgabe (3 Punkte)


Lösung

  1. Es sei (oder ) ein rechtsseitig (bzw. linksseitig) unbeschränktes Intervall und

    eine Funktion. Dann heißt Grenzwert von für (bzw. ), wenn es für jedes ein (bzw. ) gibt mit für alle (bzw. ).

  2. Eine Folge in einem metrischen Raum heißt Cauchy-Folge, wenn folgende Bedingung erfüllt ist. Zu jedem , , gibt es ein derart, dass für alle die Beziehung

    gilt.

  3. Es sei ein endlichdimensionaler reeller Vektorraum, ein reelles Intervall, eine offene Menge und

    ein Vektorfeld auf . Dann nennt man

    die gewöhnliche Differentialgleichung zum Vektorfeld .

  4. Die Abbildung heißt total differenzierbar in , wenn es eine - lineare Abbildung mit der Eigenschaft

    gibt, wobei eine in stetige Abbildung mit ist und die Gleichung für alle mit gilt.

  5. Es sei ein Körper, ein -Vektorraum und eine Bilinearform auf . Die Bilinearform heißt symmetrisch, wenn

    für alle gilt.

  6. Das Taylor-Polynom vom Grad zu in ist


Aufgabe (3 Punkte)


Lösung

  1. Eine Teilmenge der reellen Zahlen ist genau dann zusammenhängend, wenn ein (nichtleeres) Intervall ist.
  2. Für alle gilt die Beziehung

    wobei

    ist.
  3. Es sei eine offene zusammenhängende Teilmenge und

    ein stetig differenzierbares Vektorfeld. Dann sind die folgenden Eigenschaften äquivalent.

    1. ist ein Gradientenfeld.
    2. Für jeden stetig differenzierbaren Weg hängt das Wegintegral nur vom Anfangspunkt und Endpunkt ab.


Aufgabe (0 Punkte)


Lösung /Aufgabe/Lösung


Aufgabe (4 Punkte)

Es sei ein metrischer Raum und eine Teilmenge mit der induzierten Metrik. Zeige, dass eine Teilmenge genau dann offen in ist, wenn es eine in offene Menge mit gibt.


Lösung

Es sei zunächst offen in . Dann gibt es zu jedem Punkt eine offene Ballumgebung mit

(der Radius hängt von ab). Es ist

als Vereinigung offener Mengen offen in und .

Wenn es umgekehrt eine offene Menge mit gibt, so sei ein Punkt. Es gibt in eine offene Ballumgebung mit

Dann ist auch

und es ist eine offene Ballumgebung in gefunden.


Aufgabe (8 Punkte)

Beweise den Satz über zusammenhängende Teilmengen von .


Lösung

Es sei zuerst kein Intervall. Wenn leer ist, so ist nach Definition nicht zusammenhängend. Es sei also , aber kein Intervall. Dann gibt es nach Aufgabe 6.23 (Analysis (Osnabrück 2021-2023)) und mit

Dann ist die Menge

sowohl offen als auch abgeschlossen in , da man sowohl als Durchschnitt von mit einem offenen Intervall als auch als Durchschnitt mit einem abgeschlossenen Intervall schreiben kann. Wegen und ist sie weder noch , also ist nicht zusammenhängend.
Es sei nun ein nichtleeres Intervall und  sei angenommen, dass es eine Teilmenge mit gibt, die in sowohl offen als auch abgeschlossen sei. Es sei und  , . Wir betrachten das (abgeschlossene und beschränkte) Intervall (ohne Einschränkung sei ) und setzen . Dies ist eine in offene und abgeschlossene Teilmenge von , die wegen nicht leer ist und wegen nicht ganz ist. D.h., es genügt, die Behauptung für ein abgeschlossenes und beschränktes Intervall zu zeigen und können davon ausgehen, dass es eine offene und abgeschlossene Teilmenge mit und gibt. Wir betrachten die reelle Zahl , die wegen Satz 7.5 (Analysis (Osnabrück 2021-2023)) existiert. Da ein abgeschlossenes Intervall vorliegt, gehört zu und aufgrund von Korollar 33.17 (Analysis (Osnabrück 2021-2023)) ist . Da aber auch offen in ist, gibt es ein mit . Da das Supremum von ist, folgt . Dies ist ein Widerspruch zu .


Aufgabe (5 Punkte)

Es sei ein Polynom vom Grad . Zeige, dass die folgenden Aussagen äquivalent sind.

  1. Es ist .
  2. Die Funktion ist Lipschitz-stetig.
  3. Die Funktion ist gleichmäßig stetig.


Lösung

Von (1) nach (2). Wir schreiben

und behaupten, dass man als Lipschitz-Konstante nehmen kann. In der Tat ist

Von (2) nach (3) gilt immer, zu gegebenem nimmt man . Von (3) nach (1). Wir zeigen, dass ein Polynom vom Grad nicht auf ganz gleichmäßig stetig ist. Ohne Einschränkung sei der Leitkoeffizient positiv. Wir betrachten den Differenzenquotienten

Da zumindest den Grad besitzt, geht die Ableitung für gegen unendlich. Mit dem Mittelwertsatz wird dann auch zu jedem festen der Differenzenquotient für gegen unendlich beliebig groß. Bei gegebenem gibt es daher zu jedem positiven ein mit

also ist


Aufgabe (4 Punkte)

Es sei eine zweimal differenzierbare Kurve in einem euklidischen Vektorraum . Zeige, dass bei die Gleichheit

gilt.


Lösung

Es sei , das wir zu einer Orthogonalbasis von ergänzen. Es seien die Koordinatenfunktionen von zu dieser Basis. Dann ist


Aufgabe (4 Punkte)

Bestimme das Wegintegral zum eindimensionalen Vektorfeld

und zum Weg


Lösung

Es ist

Damit ist das Wegintegral gleich


Aufgabe (2 Punkte)

Bestimme die Richtungsableitung von

im Punkt in Richtung über das totale Differential von .


Lösung

Das totale Differential von ist

Im Punkt ist dies

Angewendet auf die Richtung ergibt sich die Richtungsableitung


Aufgabe (0 Punkte)


Lösung /Aufgabe/Lösung


Aufgabe (2 Punkte)

Eine symmetrische Bilinearform auf dem werde bezüglich der Standardbasis durch die Gramsche Matrix

beschrieben. Berechne .


Lösung

Es ist


Aufgabe (0 Punkte)


Lösung /Aufgabe/Lösung


Aufgabe (6 (2+4) Punkte)

Wir betrachten die Funktion

  1. Man schreibe als

    mit geeigneten Termen , wobei und nicht von und abhängen dürfen.

  2. Man folgere aus der Darstellung aus (1), dass in einem beliebigen Punkt total differenzierbar ist.


Lösung

  1. Es ist
    Es ist also
  2. Es sei fixiert. Die ersten drei Summanden ergeben die lineare Approximation, das totale Differential ist durch gegeben. Die drei hinteren Summanden kann man jeweils in der Form mit stetig mit schreiben. Es ist nämlich

    und ebenso . Daher ist für den ersten Term für

    und für

    gilt

    Für geht das gegen , so dass man stetig mit dem Wert fortsetzen kann. Die beiden anderen Term werden entsprechend behandelt.


Aufgabe (5 (1+1+1+2) Punkte)

Betrachte die Abbildung

a) Erstelle die Jacobi-Matrix von .

b) Bestimme die regulären Punkte von .

c) Zeige, dass die Bedingung

erfüllt.

d) Zeige, dass die Abbildung injektiv ist.


Lösung

a) Die Jacobi-Matrix ist

b) Für ist der Rang der Matrix gleich und die Abbildung ist regulär, für wird die zweite Spalte zu und der Rang der Matrix ist . Die regulären Punkte der Abbildung sind also genau die Punkte mit .

c) Es ist

d) Es seien und

gegeben mit

Wegen

folgt sofort . Wegen

folgt wegen der Bijektivität der dritten Potenz direkt

Also ist .


Aufgabe (3 Punkte)

Man gebe ein Beispiel einer Funktion

das zeigt, dass im Satz über die (lokale) Umkehrbarkeit die Bijektivität im Allgemeinen nur auf echten Teilintervallen besteht.


Lösung

Wir betrachten die Funktion

Diese Funktion ist stetig differenzierbar mit . Im Punkt gilt , so dass dort der Satz über die lokale Umkehrbarkeit anwendbar ist (und zwar liegt eine Bijektion mit der Quadratwurzel als Umkehrfunktion vor). Es gibt aber keine Umkehrfunktion auf ganz , da wegen die Funktion nicht injektiv ist.


Aufgabe (4 Punkte)

Bestimme die ersten drei Iterationen in der Picard-Lindelöf-Iteration für die lineare gewöhnliche Differentialgleichung mit konstanten Koeffizienten

mit der Anfangsbedingung und .


Lösung

Die nullte Iteration ist die konstante Funktion

Die erste Iteration ist

Die zweite Iteration ist

Die dritte Iteration ist


Aufgabe (8 Punkte)

Beweise den Satz über die Charakterisierung von Gradientenfeldern mit Wegintegralen.


Lösung

Die Implikation folgt aus Lemma 57.8 (Analysis (Osnabrück 2021-2023)).
Es sei umgekehrt die Eigenschaft erfüllt. Wir geben eine auf definierte Funktion an, die differenzierbar ist und deren Gradientenfeld gleich dem vorgegebenen Vektorfeld ist. Dazu sei ein Punkt fixiert. Für jeden Punkt gibt es einen stetig differenzierbaren Weg

mit und . Wir setzen

Aufgrund der vorausgesetzten Wegunabhängigkeit des Integrals ist wohldefiniert. Wir müssen zeigen, dass diese so definierte Funktion in jedem Punkt und in jede Richtung differenzierbar ist und die Richtungsableitung mit übereinstimmt. Dazu betrachten wir

wobei der verbindende lineare Weg von nach auf sei (und hinreichend klein sei, so dass ist). Für den Differentialquotienten ist

Somit existiert die Richtungsableitung von in Richtung und hängt stetig von ab. Diese Gleichung zeigt ferner

so dass das Gradientenfeld zu ist.