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Kurs:Analysis/Teil II/3/Klausur mit Lösungen

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Aufgabe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
Punkte 3 3 9 8 2 4 3 1 4 3 8 9 7 64




Aufgabe (3 Punkte)

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Die offene Kugel mit Mittelpunkt und Radius in einem metrischen Raum .
  2. Eine Lösung zu einer gewöhnlichen Differentialgleichung , wobei

    ein Vektorfeld auf einem endlichdimensionalen reellen Vektorraum ist (und ein Intervall und eine offene Teilmenge ist).

  3. Eine höhere Richtungsableitung zu einer Abbildung

    wobei endlichdimensionale - Vektorräume sind, bezüglich der Richtungen .

  4. Die Hesse-Form zu einer zweimal stetig differenzierbaren Funktion

    in einem Punkt .

  5. Den Tangentialraum an die Faser einer stetig differenzierbare Abbildung

    zwischen endlichdimensionalen - Vektorräumen durch einen Punkt , in dem das totale Differential surjektiv ist.

  6. Die gleichmäßige Konvergenz einer Abbildungsfolge

    wobei eine Menge und ein metrischer Raum ist.


Lösung

  1. Die offene Kugel zum Mittelpunkt und Radius ist durch

    definiert.

  2. Eine Abbildung

    auf einem offenen (Teil)Intervall heißt eine Lösung der Differentialgleichung, wenn folgende Eigenschaften erfüllt sind.

    1. Es ist für alle .
    2. Die Abbildung ist differenzierbar.
    3. Es ist für alle .
  3. Man sagt, dass die höhere Richtungsableitung von in Richtung existiert, wenn die höhere Richtungsableitung in Richtung existiert und davon die Richtungsableitung in Richtung existiert.
  4. Die Abbildung

    heißt die Hesse-Form im Punkt .

  5. Unter dem Tangentiaraum in an die Faser versteht man
  6. Man sagt, dass die Abbildungsfolge gleichmäßig konvergiert, wenn es eine Funktion

    derart gibt, dass es zu jedem ein gibt mit


Aufgabe (3 Punkte)

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Die Charakterisierung von stetigen Abbildungen

    zwischen metrischen Räumen und

    mit Folgen und mit offenen Mengen.
  2. Der Satz über die totale Differenzierbarkeit bei partieller Differenzierbarkeit.
  3. Der Satz über das Wegintegral in einem Gradientenfeld.


Lösung

  1. Folgende Aussagen sind äquivalent.
    1. ist stetig in jedem Punkt .
    2. Für jeden Punkt und jedes gibt es ein mit der Eigenschaft, dass aus folgt, dass ist.
    3. Für jeden Punkt und jede konvergente Folge in mit ist auch die Bildfolge konvergent mit dem Grenzwert .
    4. Für jede offene Menge ist auch das Urbild offen.
  2. Es sei offen und eine Abbildung. Es seien , , die Koordinaten von und ein Punkt. Es sei angenommen, dass alle partiellen Ableitungen in einer offenen Umgebung von existieren und in stetig sind. Dann ist in (total) differenzierbar.
  3. Es sei eine offene Teilmenge und

    eine differenzierbare Funktion mit dem zugehörigen Gradientenfeld . Es sei ein stetig differenzierbarer Weg in . Dann gilt für das Wegintegral


Aufgabe (9 Punkte)

Es sei

eine stetige, streng fallende, bijektive Funktion mit der ebenfalls stetigen Umkehrfunktion

Es sei vorausgesetzt, dass das uneigentliche Integral existiert. Zeige, dass dann auch das uneigentliche Integral existiert und dass der Wert dieser beiden Integrale übereinstimmt.


Lösung

Es sei eine Stammfunktion zu der stetigen Funktion . Nach Voraussetzung existiert

Der Wert des uneigentlichen Integrals ist

Durch Addition einer Konstanten können wir annehmen.

Zu jedem ist

und wegen der Monotonie ist

Für konvergiert das rechte Integral gegen und das linke Integral gegen . Daher gibt es zu jedem ein mit

für alle .

Die Umkehrfunktion besitzt die Stammfunktion

Wir müssen zeigen, dass diese Funktion für einen Limes besitzt. Für gilt und somit ist wegen der Stetigkeit

Wir behaupten, dass auch der linke Summand einen Limes für besitzt. Dazu sei und sei wie oben gewählt. Da fallend (und bijektiv) ist, gibt es ein mit . Daher gelten für alle (mit ) die Abschätzungen

Daher ist

und das uneigentliche Integral existiert. Sein Wert ist


Aufgabe (8 Punkte)

Beweise den Satz über die Charakterisierung von abgeschlossenen Mengen in einem metrischen Raum mit konvergenten Folgen.


Lösung

Es sei zunächst abgeschlossen und eine Folge gegeben, die in gegen konvergiert. Wir müssen zeigen, dass ist. Angenommen, dies wäre nicht der Fall. Dann liegt im offenen Komplement von und daher gibt es ein derart, dass der gesamte -Ball im Komplement von liegt. Also ist

Da die Folge aber gegen konvergiert, gibt es ein derart, dass alle Folgenglieder , , zu diesem Ball gehören. Da sie andererseits in liegen, ist dies ein Widerspruch.
  Es sei nun nicht abgeschlossen. Wir müssen eine Folge in konstruieren, die in konvergiert, deren Grenzwert aber nicht zu gehört. Da nicht abgeschlossen ist, ist das Komplement nicht offen. D.h. es gibt einen Punkt derart, dass in jedem -Ball von auch Punkte außerhalb von , also in liegen. Insbesondere ist also für jede natürliche Zahl der Durchschnitt

Wir wählen aus dieser Schnittmenge ein Element und behaupten, dass die sich ergebende Folge die gewünschten Eigenschaften besitzt. Zunächst liegen nach Konstruktion alle Folgenglieder in . Die Folge konvergiert gegen , da man sich hierzu auf

beschränken kann und alle Folgenglieder , , in liegen. Da der Grenzwert einer Folge im Falle der Existenz eindeutig bestimmt ist, und ist, konvergiert die Folge in nicht.


Aufgabe (2 Punkte)

Es sei ein nichtkonstantes Polynom. Zeige, dass die Abbildung

surjektiv ist.


Lösung

Es sei vorgegeben. Da nicht konstant ist, ist auch nicht konstant und besitzt nach dem Fundamentalsatz der Algebra eine Nullstelle. Also gibt es ein mit

also


Aufgabe (4 Punkte)

Es sei

ein stetiges Vektorfeld, wobei die -te Komponente nur von der -ten Variabeln abhängen möge. Es sei

ein stetig differenzierbarer Weg. Zeige, dass das Wegintegral nur von und abhängt.


Lösung

Nach Voraussetzung können wir

mit stetigen Funktionen

schreiben. Es sei eine Stammfunktion zu . Das Wegintegral ist somit

Dies hängt offenbar nicht vom Verlauf von ab.


Aufgabe (3 (1+2) Punkte)

a) Zeige, dass die archimedischen Spiralen

(zu fixierten ) Lösungskurven für die Differentialgleichung (bei )

sind.

b) Man gebe eine Lösung für das Anfangswertproblem

zu dieser Differentialgleichung an.


Lösung

a) Es ist

b) Wir müssen die Bedingung

erfüllen. Der Vektor definiert eine Gerade durch den Nullpunkt und einen eindeutigen Winkel zwischen der -Achse und dieser Geraden. Daher muss , also

sein. Der Abstand des Punktes zum Nullpunkt ist . Daher ist

und somit ist

die Lösung des Anfangswertproblems.


Aufgabe (1 Punkt)

Skizziere die Funktion


Lösung Y^3/In R^2/Skizziere/Aufgabe/Lösung


Aufgabe (4 Punkte)

Man gebe ein Beispiel für eine Funktion

die im Nullpunkt partiell differenzierbar ist und dort die Eigenschaft besitzt, dass die Richtungsableitung in keine Richtung mit existiert.


Lösung

Es sei

Die partiellen Ableitungen sind die Richtungsableitungen in Richtung der Standardvektoren bzw. . Für jeden Richtungsvektor geht es um die Existenz des Limes

Bei oder ist der Zähler konstant gleich , sodass der Limes existiert. Somit existieren die partiellen Ableitungen. Wenn hingegen und beide nicht sind, so ist

und dann existiert der Limes

nicht.


Aufgabe (3 Punkte)

Begründe ohne Differentialrechnung, dass die Funktion

kein lokales Extremum besitzt.


Lösung

Die Funktion ist für streng wachsend und für streng fallend, für ist es umgekehrt. Daher kann man für jeden Punkt in einer beliebig kleinen Ballumgebung den Funktionswert von erhöhen, indem man beibehält und größer (bei ) bzw. kleiner (bei ) macht. Ebenso kann man den Funktionswert kleiner machen, indem man beibehält und größer (bei ) bzw. kleiner (bei ) macht.


Aufgabe (8 (2+2+4) Punkte)

Es sei

, und .

a) Berechne die Hesse-Matrix von im Punkt .

b) Bestimme mit a) die zweite Richtungsableitung .

c) Bestimme direkt die zweite Richtungsableitung .


Lösung

a) Es ist

und

Somit ist

Die Hesse-Matrix in ist somit gleich

b) Da die Hesse-Form bilinear ist, gilt

c) Für einen beliebigen Punkt gilt die Beziehung

mit

Also ist

und somit für

Das gleiche Verfahren, angewendet auf diese Funktion, den Vektor und die Hilfsfunktion

ergibt

und somit

Für ist daher


Aufgabe (9 (5+4) Punkte)

Es seien zwei komplexe (bzw. reelle) Polynome und

die zugehörige Abbildung. Die Determinante der Jacobi-Matrix zu sei in jedem Punkt von verschieden.

  1. Zeige, dass bei die Determinante konstant ist.
  2. Zeige durch ein Beispiel, dass bei die Determinante nicht konstant sein muss.


Lösung

  1. Die partiellen Ableitungen zu sind auch Polynome und daher ist die Determinante der Jacobi-Matrix ebenfalls ein Polynom in zwei Variablen. Wir schreiben dieses Polynom als

    wobei die Polynome in sind und . Es sei nicht konstant. Dann ist entweder (i) oder (ii) und ist ein nichtkonstantes Polynom in . Im ersten Fall gibt es einen Wert derart, dass ist. Dann ist ein nichtkonstantes Polynom in . In beiden Fällen gibt es also eine Einsetzung, die zu einem nichtkonstanten Polynom in einer Variablen führt. Nach dem Fundamentalsatz der Algebra gibt es dann ein mit im Widerspruch zur Voraussetzung.

  2. Wir betrachten die reellen Polynome

    Die Jacobi-Matrix davon ist

    mit der Determinante

    Dies ist stets und insbesondere nirgendwo gleich . Die Determinante ist aber nicht konstant.


Aufgabe (7 Punkte)

Beweise den Satz über die injektive Abbildung.


Lösung

Es sei und . Es sei das Bild des totalen Differentials . Nach [[Lineare Abbildung/Bild und Urbild/Untervektorräume/Fakt|Kurs:Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025)/Teil II/3/Klausur mit Lösungen (Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025)) (Analysis (Osnabrück 2021-2023))  (1)]] ist ein Untervektorraum der Dimension . Wir ergänzen eine Basis von durch zu einer Basis von und setzen . Wir betrachten die Abbildung

wobei links und rechts zwei -dimensionale Vektorräume stehen. Diese Abbildung kann man als die Hintereinanderschaltung

auffassen. Daher ist die Gesamtabbildung stetig differenzierbar und das totale Differential ist , wobei die lineare Einbettung des Unterraums ist. Dieses totale Differential ist surjektiv im Punkt , da sowohl als auch zum Bild gehören, und somit bijektiv. Wir können also den Satz über die Umkehrabbildung anwenden und erhalten offene Mengen und derart, dass ein Diffeomorphismus zwischen und ist. Dies können wir einschränken auf eine offene Menge der Form mit und . Dann ist die Abbildung

injektiv, da dies die Hintereinanderschaltung

mit ist.