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Kurs:Analysis (Osnabrück 2013-2015)/Teil III/Anhang C

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Determinanten

Es sei ein Körper und sei eine - Matrix über . Zu sei diejenige -Matrix, die entsteht, wenn man in die erste Spalte und die -te Zeile weglässt. Dann definiert man rekursiv die Determinante von durch

Die Determinante ist nur für quadratische Matrizen definiert. Die in der Definition auftretenden Matrizen nennt auch Streichungsmatrizen. Für kleine kann man die Determinante einfach ausrechnen.


Für eine -Matrix

ist


Als Merkregel für eine -Matrix verwendet man die Regel von Sarrus. Man wiederholt die erste Spalte als vierte Spalte und die zweite Spalte als fünfte Spalte. Die Produkte der durchgezogenen Diagonalen werden positiv genommen, die Produkte der gestrichelten Diagonalen negativ.

Für eine - Matrix ist

Dies nennt man die Regel von Sarrus.




Für eine obere Dreiecksmatrix

ist

Insbesondere ist für die Einheitsmatrix .

Dies folgt mit einer einfachen Induktion direkt aus der Definition der Determinante.



Universelle Eigenschaft der Determinante



Es sei ein Körper und .

Dann ist die Determinante

multilinear.

D.h., dass für jedes , für je Vektoren und für die Gleichheit

und für die Gleichheit

gilt.

Es seien

wobei wir die Einträge und die Streichungsmatrizen analog bezeichnen. Insbesondere ist also und . Wir beweisen die Aussage des Satzes durch Induktion nach , wobei der Fall klar ist. Für ist und

nach Induktionsvoraussetzung. Für ist und es ist . Insgesamt ergibt sich

Die Verträglichkeit mit der skalaren Multiplikation beweist man ähnlich, siehe Aufgabe 16.11.



Es sei ein Körper und . Dann besitzt die Determinante

folgende Eigenschaften.

  1. Wenn in zwei Zeilen übereinstimmen, so ist . D.h., dass die Determinante alternierend ist.
  2. Wenn man in zwei Zeilen vertauscht, so ändert sich die Determinante mit dem Faktor .

(1) und (2) werden parallel durch Induktion über bewiesen, wobei es für nichts zu zeigen gibt. Es sei also und . Die relevanten Zeilen seien und mit . Nach Definition ist . Nach Induktionsvoraussetzung für (1) sind dabei für , da ja dann zwei Zeilen übereinstimmen. Damit ist

wobei ist. Die beiden Matrizen und haben die gleichen Zeilen, allerdings tritt die Zeile in als die -te Zeile und in als die -te Zeile auf. Alle anderen Zeilen kommen in beiden Matrizen in der gleichen Reihenfolge vor. Durch insgesamt Vertauschungen von benachbarten Zeilen kann man in überführen. Nach der Induktionsvoraussetzung für (2) unterscheiden sich daher die Determinanten um den Faktor , also ist . Setzt man dies oben ein, so erhält man


Jetzt beweisen wir (2). Nach Teil (1) (für ) und aufgrund der Multilinearität ist




Es sei ein - dimensionaler Vektorraum über einem Körper . Eine Abbildung

heißt Determinantenfunktion, wenn die beiden folgenden Bedingungen erfüllt sind.

  1. ist multilinear.
  2. ist alternierend.



Es sei ein Körper und . Es sei

eine Determinantenfunktion.

Dann besitzt folgende Eigenschaften.

  1. Wenn man eine Zeile von mit multipliziert, so ändert sich um den Faktor .
  2. Wenn in eine Nullzeile vorkommt, so ist .
  3. Wenn man in zwei Zeilen vertauscht, so ändert sich mit dem Faktor .
  4. Wenn man zu einer Zeile ein skalares Vielfaches einer anderen Zeile dazuaddiert, so ändert sich nicht.
  5. Wenn ist, so ist für eine obere Dreiecksmatrix .

(1) und (2) folgen direkt aus der Multilinearität.
(3) folgt aus Fakt *****.
Zu (4) betrachten wir die Situation, wo zur -ten Zeile das -fache der -ten Zeile addiert wird, . Aufgrund der schon bewiesenen Teile ist dann


(5). Wenn ein Diagonalelement ist, so sei . Zur -ten Zeile kann man durch Hinzuaddieren von geeigneten Vielfachen der -ten Zeilen, , erreichen, dass aus der -ten Zeile eine Nullzeile wird, ohne dass sich der Wert der Determinantenfunktion ändert. Nach (2) muss dieser Wert dann sein. Wenn kein Diagonalelement ist, so kann man durch wiederholte Skalierung erreichen, dass alle Diagonalelemente zu werden, und durch Zeilenadditionen kann man erreichen, dass die Einheitsmatrix entsteht. Daher ist





Es sei ein Körper und .

Dann gibt es genau eine Determinantenfunktion

mit

wobei die Standardvektoren sind, nämlich die Determinante.

Die Determinante besitzt aufgrund von Satz Anhang C.5, Satz C.6 und Lemma Anhang C.4 die angegebenen Eigenschaften.
Zur Eindeutigkeit. Zu jeder Matrix gibt es eine Folge von elementaren Zeilenumformungen derart, dass das Ergebnis eine obere Dreiecksmatrix ist. Dabei ändert sich nach Lemma Anhang C.8 bei einer Vertauschung von Zeilen der Wert der Determinantenfunktion mit dem Faktor , bei der Umskalierung einer Zeile um den Skalierungsfaktor und bei der Addition einer Zeile zu einer anderen Zeile gar nicht. Daher ist eine Determinantenfunktion durch die Werte auf einer oberen Dreiecksmatrix bzw. nach Skalierung und Zeilenaddition sogar durch den Wert an der Einheitsmatrix festgelegt.



Es sei ein Körper und sei eine - Matrix über . Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent.

  1. Es ist .
  2. Die Zeilen von sind linear unabhängig.
  3. ist invertierbar.
  4. Es ist .

Die Beziehung zwischen Rang, Invertierbarkeit und linearer Unabhängigkeit wurde schon in Korollar 12.15 gezeigt. Es seien die Zeilen linear abhängig. Wir können nach Zeilenvertauschungen annehmen, dass ist. Dann ist nach Satz Anhang C.5 und Satz C.6


Es seien nun die Zeilen linear unabhängig. Dann kann man durch Zeilenvertauschungen, Skalierung und Addition einer Zeile zu einer anderen Zeile die Matrix sukzessive zur Einheitsmatrix transformieren. Dabei ändert sich die Determinante stets durch einen von verschiedenen Faktor. Da die Determinante der Einheitsmatrix ist, muss auch die Determinante der Ausgangsmatrix sein.




Der Determinantenmultiplikationssatz



Es sei ein Körper und .

Dann gilt für Matrizen die Beziehung

Wir fixieren die Matrix . Es sei zunächst . Dann ist nach Satz Anhang C.10 die Matrix nicht invertierbar und damit ist auch nicht invertierbar und somit wiederum . Es sei nun invertierbar. In diesem Fall betrachten wir die wohldefinierte Abbildung

Wir wollen zeigen, dass diese Abbildung gleich der Abbildung ist, indem wir die die Determinante charakterisierenden Eigenschaften nachweisen und Satz Anhang C.9 anwenden. Wenn die Zeilen von sind, so ergibt sich , indem man auf die Zeilen die Determinante anwendet und mit multipliziert. Daher folgt die Multilinearität und die alternierende Eigenschaft aus Aufgabe 16.10. Wenn man mit startet, so ist und daher ist





Die Determinante der Transponierten

Es sei ein Körper und sei eine - Matrix über . Dann nennt man die -Matrix

die transponierte Matrix zu .

Die transponierte Matrix entsteht also, indem man die Rollen von Zeilen und Spalten vertauscht.


Es sei ein Körper und sei eine -Matrix über .

Dann ist

Wenn nicht invertierbar ist, so ist nach Satz Anhang C.10 die Determinante und der Rang kleiner als . Dies gilt auch für die transponierte Matrix, sodass deren Determinante wiederum ist. Es sei also invertierbar. Wir führen diese Aussage in diesem Fall auf die entsprechende Aussage für Elementarmatrizen zurück, wofür sie direkt verifiziert werden kann, siehe Aufgabe 16.15. Es gibt nach Lemma Anhang B.7 Elementarmatrizen derart, dass

eine Diagonalmatrix ist. Nach Aufgabe ***** ist

bzw.

Die Diagonalmatrix ändert sich beim Transponieren nicht. Da die Determinanten von Elementarmatrizen sich beim Transponieren auch nicht ändern, gilt, unter Verwendung von Satz Anhang C.11,



Es sei ein Körper und sei eine - Matrix über . Zu sei diejenige Matrix, die entsteht, wenn man in die -te Zeile und die -te Spalte weglässt.

Dann ist (bei für jedes feste bzw. )

Für ist die erste Gleichung die rekursive Definition der Determinante. Daraus folgt die Aussage für aufgrund von Satz Anhang C.13. Durch Spalten- und Zeilenvertauschung folgt die Aussage daraus allgemein, siehe Aufgabe *****.




Die Determinante von Endomorphismen

Es sei

eine lineare Abbildung eines Vektorraumes der Dimension in sich. Diese wird (siehe Definition 10.11 13.4.) bezüglich einer Basis durch eine Matrix beschrieben. Es liegt nahe, die Determinante dieser Matrix als Determinante der linearen Abbildung zu nehmen, doch hat man hier das Problem der Wohldefiniertheit: die lineare Abbildung wird bezüglich einer anderen Basis durch eine „völlig“ andere Matrix beschrieben. Allerdings besteht zwischen den zwei beschreibenden Matrizen und und der Übergangsmatrix aufgrund von Korollar 11.11 die Beziehung

Aufgrund des Determinantenmultiplikationssatzes ist daher

so dass die folgende Definition unabhängig von der Wahl einer Basis ist.


Es sei ein Körper und es sei ein endlichdimensionaler - Vektorraum. Es sei

eine lineare Abbildung, die bezüglich einer Basis durch die Matrix beschrieben werde. Dann nennt man

die Determinante der linearen Abbildung .



Adjungierte Matrix und Cramersche Regel

Zu einer quadratischen Matrix heißt

wobei die Streichungsmatrix zur -ten Zeile und zur -ten Spalte ist, die adjungierte Matrix (Adjunkte) von .

Achtung, bei der Definition der Einträge der adjungierten Matrix werden Zeilen und Spalten vertauscht.



Es sei ein Körper und sei eine - Matrix über .

Dann ist

Wenn invertierbar ist, so ist

Es sei . Die Koeffizienten der adjungierten Matrix seien

Die Koeffizienten des Produktes sind

Bei ist dies , da es sich bei dieser Summe um die Entwicklung der Determinante nach der -ten Spalte handelt. Es sei und es sei die Matrix, die aus entsteht, wenn man in die -te Spalte durch die -te Spalte ersetzt. Wenn man nach der -ten Spalte entwickelt, so ist dies

Also sind diese Koeffizienten , und damit stimmt die erste Gleichung.
Die zweite Gleichung ergibt sich ebenso, wobei man die Entwicklung der Determinante nach den verschiedenen Zeilen ausnutzen muss.



Es sei ein Körper und

ein inhomogenes lineares Gleichungssystem. Es sei vorausgesetzt, dass die beschreibende Matrix invertierbar sei.

Dann erhält man die eindeutige Lösung für durch .

Für eine invertierbare Matrix ergibt sich die Lösung für das lineare Gleichungssystem , indem man anwendet, d.h. es ist . Unter Verwendung von Satz 17.9 bedeutet dies . Für die -te Komponente bedeutet dies

Der rechte Faktor ist dabei die Entwicklung der Determinante der Matrix im Zähler nach der -ten Spalte.


Die Determinante kann auch auf eine andere Art eingeführt werden, nämlich über die sogenannte Leibniz-Formel. Diese lautet für eine - Matrix

Dabei wird über alle bijektiven Abbildungen (man spricht in diesem Zusammenhang von Permutationen) von auf sich summiert. Zu einer Permutation ist das Signum (oder das Vorzeichen) durch

definiert.




Die Determinante einer linearen Isometrie

auf einem euklidischen Vektorraum

ist oder .

Beweis

Siehe Aufgabe *****.