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Kurs:Bündel, Garben und Kohomologie (Osnabrück 2019-2020)/Vorlesung 23

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Injektive Moduln

Es sei ein kommutativer Ring. Ein - Modul heißt injektiv, wenn es für jeden -Modul , jeden Untermodul und jeden - Modul-Homomorphismus eine Fortsetzung

gibt.

Über einem Körper ist jeder Vektorraum injektiv, da jeder Untervektorraum in einem Vektorraum ein direktes Komplement besitzt, und die lineare Abbildung auf dem Komplement irgendwie fortgesetzt werden kann. Für wird die Sache schon komplizierter.


Eine kommutative Gruppe heißt divisibel, wenn es zu jedem und jedem ein mit gibt.

Die Gruppe selbst ist nicht divisibel, dagegen ist als kommutative Gruppe divisibel, da ja zu jedem die Multiplikationsabbidung

surjektiv ist (man kann durch dividieren, daher der Name divisibel).



Zu einer divisiblen Gruppe

ist auch jede Restklassengruppe divisibel.

Sei . Für jedes gibt es mit . Dann gilt auch in .



Zu jeder kommutativen Gruppe

gibt es eine divisible Gruppe mit .

Wir schreiben mit einer geeigneten Indexmenge , die ein Erzeugendensystem von indiziere. Die freie Gruppe kann man in die divisible Gruppe einbetten. Daher gibt es eine Einbettung

und letztere ist nach Lemma 23.3 divisibel.


Ohne Beweis erwähnen wir das folgende Resultat.


Eine kommutative Gruppe

ist genau dann divisibel, wenn sie injektiv ist.



Es sei ein injektiver Modul über einem kommutativen Ring .

Dann spaltet jede kurze exakte Sequenz

von - Moduln.

Zur Identität gibt es eine Fortsetzung . Diese vermittelt die Spaltung.



Es sei ein kommutativer Ring, eine kommutative - Algebra und ein injektiver - Modul.

Dann ist auch der -Modul injektiv.

Es seien -Moduln und

ein - Modulhomomorphismus. Dies bedeutet explizit, dass gilt. Wir betrachten und als -Moduln und wir betrachten den -Modulhomomorphismus

Aufgrund der Injektivität von als -Modul gibt es eine -lineare Fortsetzung dieser Hintereinanderschaltung. Wir behaupten, dass die Abbildung

ein -Modulhomomorphismus ist. Zunächst ist klar, dass die Abbildung

zu gehört. Die Gesamtzuordnung ist -linear aufgrund der -Modulstruktur von . Für gilt , sodass in der Tat eine Fortsetzung gegeben ist.



Injektive Auflösungen



Zu einem - Modul über einem kommutativen Ring

gibt es einen injektiven Modul mit .

Für die kommutative Gruppe gibt es nach Lemma 23.4 eine divisible Gruppe und eine Einbettung . Nach Lemma 23.5 ist ein injektiver - Modul. Nach Lemma 23.7 ist dann auch der -Modul injektiv. Es liegt ein kommutatives Diagramm

vor, wobei die vertikalen Abbildungen durch gegeben sind. Alle Abbildungen sind injektiv. Die linke vertikale Abbildung und die untere horizontale Abbildung sind -Modulhomomorphismen, daher liegt insgesamt ein - Untermodul vor.



Eine injektive Auflösung eines - Moduls über einem kommutativen Ring ist ein exakter Komplex

von -Moduln, wobei die , , injektive Moduln sind.



Ein - Modul über einem kommutativen Ring

besitzt eine injektive Auflösung.

Nach Korollar 23.8 gibt es einen injektiven Modul mit . Für den Restklassenmodul gibt es entsprechend einen injektiven Modul mit , u.s.w.



Es seien und - Moduln über einem kommutativen Ring . Es sei

ein exakter Komplex,

eine injektive Auflösung und

ein - Modulhomomorphismus.

Dann gibt es -Modulhomomorphismen

die mit den Homomorphismen in den Komplexen kommutieren.

Die Existenz der kommutierenden Homomorphismen wird durch Induktion über bewiesen. Zum Homomorphismus gibt es wegen und der Injektivität von einen kommutierenden Homomorphismus

dies sichert den Induktionsanfang. Es sei nun die Existenz der Homomorphismen bis bereits bewiesen. Wir betrachten das kommutative Diagramm

wobei der rechte vertikale Pfeil zu konstruieren ist. Es liegt eine Injektion

vor, und wegen der Kommutativität wird insgesamt auf nach hinein abgebildet. Daher liegt ein Homomorphismus

vor und dieser besitzt eine Fortsetzung nach .


Im Allgemeinen gibt es in der vorstehenden Situation mehrere Homomomorphismen von Kettenkomplexen. Allerdings sind sie zueinander homotop.


Es sei ein - Modul über einem kommutativen Ring . Es sei

ein exakter Komplex und es sei

ein Komplex, wobei die Moduln injektiv seien. Es seien

Homomorphismen von Kettenkomplexen.

Dann sind und homotop.

Wir definieren induktiv die Homotopien

und legen

als die Nullabbildung fest ( ist aber im Allgemeinen nicht injektiv). Nehmen wir nun an, dass die Homotopien bis einschließlich schon konstruiert seien. Es liegt ein kommutatives Diagramm

vor, und es gilt

Wir betrachten den Homomorphismus von nach . Für gilt dabei

da ja die als auch die mit den Ableitungen kommutieren. Dies bedeutet, dass das Bild von auf abbildet. Wir haben also einen induzierten Homomorphismus

Da der Komplex exakt ist, liegt eine injektive Abbildung

vor, und da injektiv ist, ergibt sich eine Fortsetzung

Dabei gilt



Injektive und welke Garben

Ein injektiver Modul ist nach Definition durch die Existenz von Homomorphismen in gewissen Situationen gekennzeichnet. Insofern gibt es das entsprechende Konzept (injektives Objekt) in jeder Kategorie, in der man von injektiven Homomorphismen sprechen kann. Der übliche Rahmen sind hier die additiven bzw. die abelschen Kategorien, siehe die Anhänge. Die Kategorie der Garben von kommutativen Gruppen auf einem topologischen Raum (und die Kategorie der Garben von Moduln auf einem beringten Raum) bildet eine solche abelsche Kategorie, das haben wir im Wesentlichen in den Vorlesungen 5 und 6 bewiesen. Wir zeigen nun, dass man auch in dieser Situation Garben in injektive Garben einbetten kann.


Es sei ein beringter Raum und es sei ein - Modul.

Dann gibt es eine injektive Modulgarbe auf mit .

Für jede Modulgarbe ist

ein injektiver - Modulhomomorphismus, wobei (für ) den Vorschub des -Moduls (aufgefasst als Garbe auf ) unter der Einbettung bezeichnet. Nach Korollar 23.8 gibt es zu einen injektiven -Modul auf . Wir setzen . Somit erhalten wir Inklusionen

von -Moduln. Wir müssen zeigen, dass injektiv ist. Es seien dazu -Moduln und ein -Modulhomomorphismus

gegeben. Dies entspricht nach Aufgabe 3.18 und wegen Lemma Anhang 4.3 einem Element . Zu jedem gibt es eine Fortsetzung und diese setzen sich zu einer Fortsetzung

zusammen.


Injektive Garben stehen in einem engen Verhältnis zu welken Garben. Diese sind häufig rechnerisch zugänglicher.


Eine Garbe auf einem topologischen Raum heißt welk, wenn für offene Teilmengen die Einschränkungsabbildungen

surjektiv sind.

Im Fall einer welken Garbe sind dann für beliebige offene Teilmengen die Einschränkungsabbildungen surjektiv.



Es sei ein topologischer Raum und es sei

eine kurze exakte Sequenz von Garben von abelschen Gruppen. Dann gelten folgende Eigenschaften.

  1. Wenn eine welke Garbe ist, so ist die globale Auswertung surjektiv.
  2. Wenn und welk sind, so ist auch welk.
  1. Sei vorgegeben. Wir verwenden das Lemma von Zorn und betrachten die Menge

    Wir führen auf durch , falls und eine Fortsetzung von ist, eine Ordnung ein. Diese Menge ist aufgrund der Garbeneigenschaft induktiv geordnet. Nach dem Lemma von Zorn gibt es somit ein maximales Element in . Es ist zu zeigen, dass ist. Es sei also angenommen und sei . Wegen der Garbensurjektivität gibt es eine offene Umgebung und einen Schnitt , der auf (die Restriktion auf ) abbildet. Daher bildet auf ab und gehört somit zu . Wegen der Welkheit von gibt es einen Schnitt

    der auf einschränkt. Wir ersetzen durch

    Dieses Element wird nach wie vor nach abgebildet und es ist

    Somit sind und als Schnitte von über bzw. verträglich und legen einen Schnitt fest, der nach abbildet. Dies ist ein Widerspruch zur Maximalität von .

  2. Folgt aus (1).



Es sei ein beringter Raum und ein injektiver - Modul.

Dann ist welk.

Es sei eine offene Teilmenge. Wir betrachten die Prägarbe

und nennen die Vergarbung davon . Der natürliche Prägarbenhomomorphismus führt nach Lemma 5.2  (4) zu einem Garbenhomomorphismus

Dieser ist injektiv. Es ist

Da injektiv ist, lässt sich jedes Element daraus zu einem Element aus

fortsetzen. Dies bedeutet, dass die Restriktionsabbildung surjektiv ist.



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