Kurs:Algebraische Kurven/2/Klausur mit Lösungen
Aufgabe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | |
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Punkte | 3 | 3 | 3 | 4 | 7 | 4 | 6 | 4 | 8 | 4 | 4 | 4 | 3 | 2 | 1 | 4 | 64 |
Aufgabe (3 Punkte)
Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.
- Eine Nullstellenmenge zu einer Menge an Polynomen im Polynomring .
- Ein Untermodul zu einem - Modul .
- Eine Nenneraufnahme zu einem multiplikativen System in einem kommutativen Ring .
- Eine affine Varietät.
- Eine monomiale Kurve.
- Die Schnittmultiplizität zu zwei ebenen algebraischen Kurven und ohne gemeinsame Komponente in einem Punkt .
- Man nennt
das durch die Familie definierte Nullstellengebilde.
- Eine Teilmenge heißt -Untermodul, wenn sie eine Untergruppe von ist und wenn für jedes und auch ist.
- Man nennt den Unterring
die Nenneraufnahme zu .
- Unter einer affinen Varietät versteht man das - Spektrum zu einer - Algebra von endlichem Typ , wobei alle Zariski-offenen Mengen mit dem Ring der algebraischen Funktionen versehen sind.
- Eine monomiale Kurve ist das Bild der affinen Geraden unter einer Abbildung der Form
mit für alle .
- Unter der Schnittmultiplizität von und in versteht man die Dimension
Aufgabe (3 Punkte)
Formuliere die folgenden Sätze.
- Der Satz über die Zerlegung einer affin-algebraischen Menge in irreduzible Komponenten.
- Die algebraische Version des Hilbertschen Nullstellensatzes.
- Der Satz über Einheiten im Potenzreihenring .
- Es sei eine affin-algebraische Menge. Dann gibt es eine eindeutige Zerlegung
- Es sei ein Körper und sei eine Körpererweiterung, die (als -Algebra) endlich erzeugt sei. Dann ist endlich über .
- Es sei ein Körper und sei der Ring der formalen Potenzreihen in einer Variablen. Dann ist eine formale Potenzreihe genau dann eine Einheit, wenn der konstante Term ist.
Aufgabe (3 Punkte)
Wir betrachten den Schnitt der Kurve mit der Geraden , also die zusätzliche Bedingung, dass ist. In die Kurvengleichung setzen wir also ein und erhalten die Bedingung
Die Lösungsformel für eine quadratische Gleichung liefert
Daher ist
ein Punkt der Kurve.
Aufgabe (4 Punkte)
Es sei ein kommutativer Ring und ein Ideal. Zeige, dass genau dann ein Primideal ist, wenn der Restklassenring ein Integritätsbereich ist.
Es sei zunächst ein Primideal. Dann ist insbesondere und somit ist der Restklassenring nicht der Nullring. Sei in wobei durch Elemente in repräsentiert seien. Dann ist und damit oder . was in gerade oder bedeutet.
Ist umgekehrt ein Integritätsbereich, so handelt es sich nicht um den Nullring und daher ist . Sei . Dann ist in und daher in , also ist .
Aufgabe (7 (4+3) Punkte)
Wir betrachten den kommutativen Ring
und darin das Ideal
wobei gleich oder sei.
- Zeige, dass im komplexen Fall das Ideal ein Hauptideal ist. Man gebe einen Erzeuger an.
- Zeige, dass im reellen Fall das Ideal kein Hauptideal ist.
- Wir behaupten, dass
ein Idealerzeuger des Ideals ist. Zunächst gehört
zum Ideal. Wegen
sind und Einheiten. Es ist
daher gehört zu . Wegen
gehört auch dazu.
Aufgabe (4 (2+2) Punkte)
Es sei die Wahrscheinlichkeit, mit der ein bestimmtes Ereignis bei der Durchführung eines ersten Experiments eintritt und sei die Wahrscheinlichkeit, mit der ein bestimmtes Ereignis bei der Durchführung eines zweiten Experiments eintritt. Die beiden Experimente werden unabhängig voneinander durchgeführt. Die möglichen Gesamtereignisse haben dann eine von und abhängige Wahrscheinlichkeit. Diese Abhängigkeit fassen wir als die polynomiale Abbildung
auf.
- Aus
hat man direkt
und
Daher lassen sich die Eingangsvariablen aus den Polynomen rekonstruieren, was die Injektivität bedeutet.
- Wir arbeiten mit den vier Variablen
weiter. Mit den Beziehungen
und
sieht man, dass man und eliminieren kann. Diese zwei Gleichungen beschreiben also das Bild vollständig.
Aufgabe (6 Punkte)
Es sei der Nullpunkt in der reellen Ebene und . Es sei eine reelle Zahl. Bestimme eine algebraische Gleichung für die Menge der Punkte mit der Eigenschaft, dass der Abstand proportional mit Proportionalitätsfaktor zum (senkrechten) Abstand ist.
Zeigen Sie, indem Sie die Gleichung geeignet transformieren, dass bei eine Ellipse, bei eine Parabel und bei eine Hyperbel vorliegt.
Der Abstand von zum Nullpunkt ist und der senkrechte Abstand zurAchse ist . Die Proportionalität drückt man durch
aus. Also ist
Somit ist
eine algebraische Gleichung für eine Kurve, auf der alle Punkte liegen, die die Bedingung erfüllen. Bei wird die Gleichung zu
sodass in diesem Fall eine Parabel vorliegt. Es sei also im Folgenden. Die allgemeine Gleichung kann man zu
umformen und durch quadratisches Ergänzen auf die Form
bringen. Dies schreiben wir als
Der Faktor ist für positiv und für negativ. Im ersten Fall liegt also nach Koordinatenwechsel eine Gleichung der Form
also eine Ellipse, und im zweiten Fall liegt
vor, also eine Hyperbel.
Aufgabe (4 Punkte)
Beweise durch noethersche Induktion, dass jede affin-algebraische Menge eine endliche Zerlegung in irreduzible affin-algebraische Mengen besitzt.
Angenommen, nicht jede affin-algebraische Menge habe eine solche Zerlegung. Dann gibt es auch eine minimale Teilmenge, sagen wir , ohne eine solche Zerlegung. kann nicht irreduzibel sein, sondern es gibt eine nicht-triviale Darstellung . Da und echte Teilmengen von sind, gibt es für diese beiden jeweils endliche Darstellungen als Vereinigung von irreduziblen Teilmengen. Diese beiden vereinigen sich zu einer Darstellung von , was ein Widerspruch ist.
Aufgabe (8 Punkte)
Es sei ein Körper und sei eine endlich erzeugte kommutative - Algebra mit - Spektrum . Es sei eine Restklassendarstellung von mit dem zugehörigen Restklassenhomomorphismus
und dem Nullstellengebilde . Zeige, dass die die Abbildung
eine Bijektion zwischen und stiftet, die bezüglich der Zariski-Topologie ein Homöomorphismus ist.
Zunächst ist die angegebene Abbildung wohldefiniert, da die Hintereinanderschaltung
einen -Algebrahomomorphismus vom Polynomring nach definiert, der nach Lemma 12.3 (Algebraische Kurven (Osnabrück 2017-2018)) der Einsetzungshomomorphismus zu ist und mit dem entsprechenden Punkt des affinen Raumes identifiziert werden kann (und zwar ist ).
Da der Homomorphismus durch faktorisiert, wird das Ideal auf abgebildet. D.h. der Bildpunkt liegt in , und es liegt eine Abbildung
vor, die wir als bijektiv nachweisen müssen.
Es seien dazu zwei verschiedene Punkte. Es liegen also zwei verschiedene -Algebrahomomorphismen vor, und da ein -Algebrahomomorphismus auf einem -Algebra-Erzeugendensystem festgelegt ist, müssen sich die beiden auf mindestens einer Variablen unterscheiden. Dann ist aber auch der Wert der zugehörigen Koordinate verschieden, d.h. , und die Abbildung ist injektiv.
Zur Surjektivität sei ein Punkt vorgegeben. Der zugehörige -Algebrahomomorphismus
annulliert daher jedes , sodass dieser Ringhomomorphismus durch faktorisiert. Dieser Ringhomomorphismus ist das gesuchte Urbild aus .
Zur Topologie muss man einfach nur beachten, dass für und ein Urbild und einen Punkt mit Bildpunkt gilt:
sodass auch die Nullstellen übereinstimmen.
Aufgabe (4 Punkte)
Es sei das durch die Erzeuger mit der Relation
gegebene kommutative Monoid und es sei ein endlicher Körper mit Elementen. Bestimme die Anzahl des - Spektrums von .
Es geht um die Anzahl der Monoidhomomorphismen
Ein solcher Homomorphismus ist durch ein Tupel
gegeben, das die Bedingung
erfüllt. Bei ist und damit auch , und für kann man ein beliebiges Element aus einsetzen. Dies ergibt Möglichkeiten. Bei , wofür es Möglichkeiten gibt, ist
d.h. ist durch die Belegungen von und eindeutig bestimmt. Dafür gibt es Möglichkeiten. Insgesamt gibt es also
Punkte im -Spektrum von .
Aufgabe (4 Punkte)
Bestimme sämtliche Teiler von im Ring , wobei ein Körper ist.
Die Teiler von sind genau die Elemente der Form
Solche Elemente sind Teiler, da ja
gilt. Wenn umgekehrt mit ein Teiler von ist, so gibt es ein mit entsprechend und mit
Dabei seien die angeführten Koeffizienten . Das Produkt ist daher von der Form
Dies kann nur dann gleich sein, wenn
ist, was nur bei möglich ist.
Aufgabe (4 Punkte)
Bestimme die singulären Punkte der ebenen algebraischen Kurve
Es sei das beschreibende Polynom. Die partiellen Ableitungen sind
Wir setzen beide Polynome gleich null. Aus der zweiten Gleichung ergibt sich und daher
In der ersten Gleichung können wir ausklammern, welches nicht null ist, sodass sein muss, also ist ebenfalls . Für wird die Kurvengleichung zu
Bei ergibt sich der Wert
sodass ein Punkt der Kurve ist. Bei ergibt sich hingegen
sodass dies kein Punkt der Kurve ist. Die einzige Singularität der Kurve ist also .
Aufgabe (3 Punkte)
Es sei ein normaler Integritätsbereich und , . Zeige, dass die Nenneraufnahme ebenfalls normal ist.
Es sei ein Element im Quotientenkörper und angenommen, dass es eine Ganzheitsgleichung über erfüllt. Es gibt also eine Gleichung der Form
mit . D.h. die lassen sich schreiben als Brüche, deren Nenner Potenzen von sind. Man kann dann annehmen, dass alle Brüche mit einer festen Potenz als Nenner geschrieben sind, und da man zu einer größeren Potenz übergehen kann, darf man auch annehmen, dass ein Vielfaches von ist. Wir multiplizieren die Gleichung mit und erhalten
Dabei sind alle Koeffizienten aus und daher liegt eine Ganzheitsgleichung für vor. Wegen der Normalität von bedeutet dies , also .
Aufgabe (2 Punkte)
Betrachte die beiden reellen Kurven
im Punkt und
im Nullpunkt. Sind diese beiden Kurven lokal in den angegebenen Punkten zueinander diffeomorph?
Die partielle Ableitung des ersten Polynoms nach ist
was im angegebenen Punkt den Wert hat, und die partielle Ableitung des zweiten Polynoms nach ist
was im angegebenen Punkt den Wert hat. Also sind beide Kurven in den Punkten glatt und nach dem Satz über implizite Abbildungen somit lokal diffeomorph zu einem offenen reellen Intervall und damit auch untereinander diffeomorph.
Aufgabe (1 Punkt)
Skizziere die projektive Nullstellenmenge
Lösung Projektive Ebene/V +(XYZ)/Skizziere/Aufgabe/Lösung
Aufgabe (4 Punkte)
Es sei . Bestimme für die beiden affinen Kurven
ihre Schnittpunkte zusammen mit den Schnittmultiplizitäten. Betrachte auch Schnittpunkte im und bestätige den Satz von Bezout in diesem Beispiel.
Die Schnittpunkte der beiden Kurven im sind durch gegeben. Das heißt für einen Schnittpunkt muss gelten
Wir setzen die erste Gleichung in die zweite ein und erhalten . Also ist oder . Folglich sind die Schnittpunkte gegeben durch
wobei eine primitive dritte Einheitswurzel ist. Im Nullpunkt ist der Restklassenring gleich
Dieser hat die Dimension drei, sodass also die Schnittmultiplizität dort ist.
Zur Bestimmung der Schnittmultiplizitäten in den drei anderen Punkten berechnen wir die partiellen Ableitungen, das ergibt einerseits
und andererseits
Da ist, sind diese beiden Richtungen linear unabhängig, sodass beide Kurven in diesen Punkten glatt sind und ein transversaler Schnitt vorliegt, also Schnittmultiplizität eins.
Im Projektiven müssen wir die beiden Ideale homogenisieren, d.h. wir betrachten und . Mit erhalten wir, dass sein muss, und finden also den Schnittpunkt . Eine affine Umgebung wird durch gegeben, mit den affinen Gleichungen und . Da dies die Ausgangsgleichungen sind, ist dort die Schnittmultiplizität wieder gleich . Die Summe der Schnittmultiplizitäten ist also , was auch dem Produkt der beiden Kurvengrade entspricht.