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Kurs:Differentialgeometrie (Osnabrück 2023)/Vorlesung 26

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Der Levi-Civita-Zusammenhang auf einer offenen Menge

Es sei offen und sei darauf eine riemannsche Struktur durch die Funktionen gegeben. Wir haben die Koordinatenfunktionen und die zugehörigen konstanten Vektorfelder . Ein linearer Zusammenhang auf dem Tangentalbündel wird durch Ableitungen

beschrieben. Es wird sich herausstellen, dass man durch die folgende Wahl einen Zusammenhang erhält, der eng mit der riemannschen Struktur verbunden ist.


Es sei offen und sei darauf eine riemannsche Struktur durch die Funktionen gegeben mit der inversen Matrix . Man nennt die auf definierten reellwertigen Funktionen

die Christoffelsymbole für den Levi-Civita-Zusammenhang.


Es sei offen und sei darauf eine riemannsche Struktur durch die Funktionen gegeben mit der inversen Matrix . Man nennt den auf durch die Christoffelsymbole

festgelegten linearen Zusammenhang auf den Levi-Civita-Zusammenhang auf .



Es sei eine offene Teilmenge, die mit der induzierten riemannschen Struktur des versehen sei.

Dann ist der Levi-Civita-Zusammenhang auf trivial. Insbesondere gelten die folgenden Aussagen.

  1. Die Christoffelsymbole sind

    für alle .

  2. Es ist

    für die Standardvektorfelder .

  3. Es ist

    für differenzierbare Funktionen .

  4. Zu einem Vektorfeld und einem differenzierbaren Vektorfeld auf ist

Die riemannschen Fundamentalfunktionen sind jedenfalls konstant und daher verschwinden ihre partiellen Ableitungen, die in die Definition der Christoffelsymbole eingehen. Nach Bemerkung 25.8 liegt daher der triviale Zusammenhang vor. Die anderen Eigenschaften ergeben sich aus Aufgabe 25.11.



Es sei ein reelles Intervall und sei

eine positive differenzierbare Funktion, die wir als eine riemannsche Metrik auf interpretieren, siehe Beispiel 16.10. Das einzige Christoffelsymbol für den Levi-Civita-Zusammenhang ist

das ist bis auf den Vorfaktor die logarithmische Ableitung von . Die vertikale Ableitung ist

wobei die Ableitung auf bezeichnet. Angewendet auf eine stetig differenzierbare Funktion (bzw. das Richtungsfeld ) ist

nach Satz 25.5.




Es sei offen versehen mit einer durch differenzierbare Funktionen

gegebenen riemannschen Struktur mit der inversen Matrix .

Dann sind die Christoffelsymbole für den Levi-Civita-Zusammenhang auf gleich

Wenn eine orientierte zweifach stetig differenzierbare Fläche ist und mit der durch den umgebenden Raum induzierten riemannschen Struktur versehen wird, und

offen, eine lokale zweifach differenzierbare Parametrisierung von ist, so stimmen diese Christoffelsymbole mit den mit Hilfe des umgebenden Raumes definierten Christoffelsymbolen überein.

Die erste Aussage folgt direkt aus Definition 26.1. Die zweite Aussage folgt daraus und aus Lemma 19.5.



Es sei offen und sei darauf eine riemannsche Struktur durch die Funktionen gegeben. Dann erfüllen die Christoffelsymbole für den Levi-Civita-Zusammenhang auf die Bedingung

Dies folgt unmittelbar aus der Definition und der Symmetrie von .



Wir knüpfen an Beispiel 18.8 an, d.h. wir betrachten die Halbebene von Poincaré mit den riemannschen Fundamentalfunktionen und . Nach Lemma 26.5 ist

und ähnlich , , , .




Der Levi-Civita-Zusammenhang

Wir möchten das Konzept den Levi-Civita-Zusammenhangs von einer offenen Menge mit einer riemannschen Struktur auf eine beliebige riemannsche Mannigfaltigkeit ausdehnen. Die Hauptschwierigkeit besteht darin, zu zeigen, dass der direkte Ansatz für offene Kartengebiete auf den Überlappungen verträglich ist. Dazu führt man die folgenden Begriffe ein.


Es sei eine differenzierbare Mannigfaltigkeit und sei ein linearer Zusammenhang auf dem Tangentialbündel gegeben. Der Zusammenhang heißt torsionsfrei, wenn

für stetig differenzierbare Vektorfelder auf jeder offenen Menge gilt.


Es sei eine riemannsche Mannigfaltigkeit und sei ein linearer Zusammenhang auf dem Tangentialbündel gegeben. Der Zusammenhang heißt metrisch, wenn

für stetig differenzierbare Vektorfelder auf jeder offenen Menge gilt.



Es sei eine riemannsche Mannigfaltigkeit und sei ein linearer Zusammenhang auf dem Tangentialbündel gegeben, der metrisch und torsionsfrei sei.

Dann gilt für stetig differenzierbare Vektorfelder auf jeder offenen Menge die sogenannte Koszul-Formel

Insbesondere kann es nur einen Zusammenhang mit diesen Eigenschaften geben.

Wegen der Torsionsfreiheit gilt

und

wobei wir die erste Identität auch als

auffassen. Wegen metrisch gelten die Identitäten

und

Wir addieren die Gleichungen zusammen und erhalten

In die rechte Seite setzen wir die oben erzielten Ausdrücke ein und erhalten

Eine Umstellung ergibt die Formel.

Aufgrund der Gleichung ist für beliebige Vektorfelder durch die rechte Seite festgelegt, in der der Zusammenhang gar nicht vorkommt. Da dies für jedes Vektorfeld gilt, ist dadurch auch die vertikale Ableitung und damit der lineare Zusammenhang eindeutig festgelegt.



Es sei offen und sei darauf eine riemannsche Struktur durch die Funktionen gegeben mit der inversen Matrix . Es sei der durch die Christoffelsymbole

gegebene Levi-Civita-Zusammenhang, der durch

gekennzeichnet ist. Dann erfüllt die folgenden Eigenschaften.

  1. Es ist
  2. Er erfüllt die Koszul-Formel aus Lemma 26.10.
  3. Er ist torsionsfrei.
  4. Er ist metrisch.
  1. Es ist

    Ferner ist

  2. Da die Lie-Klammern auf trivial sind, gilt die Koszul-Formel für die Basisfelder nach Teil (1). Für den allgemeinen Fall siehe Aufgabe 26.7.
  3. Nach Lemma 26.6 und wegen ist

    Daraus folgt die Aussage mit Aufgabe 26.5.

  4. Nach Teil (1) ist
    Daraus folgt die Aussage mit Aufgabe 26.8.



Es sei eine riemannsche Mannigfaltigkeit. Dann gibt es auf dem Tangentialbündel einen eindeutig bestimmten torsionsfreien, metrischen, linearen Zusammenhang.

Nach Lemma 26.10 kann es höchstens einen solchen Zusammenhang geben. Nach Lemma 26.11 kann man lokal für ein Kartengebiet explizit einen Zusammenhang mit den geforderten Eigenschaften angeben. Wegen der eben zitierten Eindeutigkeit stimmen die so konstruierten Zusammenhänge auf den Durchschnitten der Karten überein.



Es sei eine riemannsche Mannigfaltigkeit. Der lokal durch die Christoffelsymbole definierte Zusammenhang auf dem Tangentialbündel heißt Levi-Civita-Zusammenhang.



Es sei eine riemannsche Mannigfaltigkeit. Dann erfüllt der Levi-Civita-Zusammenhang die folgenden Eigenschaften.

  1. ist linear.
  2. ist metrisch, d.h.
  3. ist torsionsfrei, d.h. es ist

Dies folgt aus Lemma 26.11.



Es sei eine zweifach differenzierbare Fläche, versehen mit der durch den umgebenden Raum induzierten riemannschen Struktur.

Dann stimmt der Levi-Civita-Zusammenhang auf mit dem (über die orthogonale Projektion auf die Tangentialräume gegebenen) Zusammenhang aus Bemerkung 24.8 überein.

Beide Zusammenhänge sind linear, daher genügt es, die Gleichheit der zugehörigen vertikalen Ableitungen lokal für Basisfelder zu zeigen. Sei offen und

eine lokale zweifach stetig differenzierbare Parametrisierung einer offenen Teilmenge . Es seien die beiden konstanten Richtungsfelder auf . Für den Levi-Civita-Zusammenhang ist

wobei die Christoffelsymbole unter Bezug auf

definiert sind. Nach Lemma 26.5 erfüllen diese Christoffelsymbole auch die Bedingungen

wobei das Einheitsnormalenfeld bezeichnet und die Einträge aus der zweiten Fundamentalmatrix sind (alles aufgefasst auf ).

Die Vektorfelder auf entsprechen auf den Vektorfeldern . Nach Definition der vertikalen Ableitung zu dem eingeschränkten Zusammenhang muss man

betrachten und dies ergibt die orthogonale Projektion von auf das Tangentialbündel an , was mit , aufgefasst über , übereinstimmt (siehe hierzu auch Aufgabe 26.11).


Diese Aussage gilt entsprechend auch für beliebige abgeschlossene Untermannigfaltigkeiten mit der induzierten riemannschen Struktur.


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